Aus der Forschung - Takeru Shibayama

Japan zeigt, wie Bahntickets auch bei hoher Nachfrage erschwinglich bleiben

Porträtfoto von Takeru Shibayama
Takeru Shibayama, Senior Scientist TU Wien, Forschungsbereich Verkehrsplanung und Verkehrstechnik

„In Japan wird Öffentlicher Verkehr grundsätzlich eigenwirtschaftlich organisiert. Private Verkehrsunternehmen tragen alle nachfragerelevanten Risken. Japan hat bekannte Peak-Perioden für innerjapanische Fernreisende, wie etwa die Golden Week (Anfang Mai), Obon (Mitte August) und Silvester-Neujahr. Zu diesen Zeiten ist die Nachfrage für die Züge extrem hoch. Rein ökonomisch gesehen – und im Sinne von Nachfrage-Management – könnten die Bahnunternehmen an diesen Tagen sehr hohe Fahrpreise verlangen. Tatsächlich dürfen sie aber maximal den genehmigten Höchstpreis – den Normalpreis – verlangen.

Egal ob Eisenbahn, Fernbus, Linienflug oder städtischer Öffentlicher Verkehr – jeder Betreiber muss beim Verkehrsministerium seine Höchstpreise für bestimmte Verbindungen oder pro Kilometer vorab anmelden und genehmigen lassen. Diese Höchstpreise müssen einerseits kostendeckend sein, damit notwendige Kosten für den Betrieb und auch für Gewährleistung der Sicherheitsstandards gedeckt werden und ein angemessenes Gehaltsniveau für das Personal gewährleistet ist. Gleichzeitig müssen die Preise auch für die Fahrgäste angemessen sein. Dieses nationale Fahrpreis-„Review“-System hat das Ziel private, aber gesellschaftlich wichtige Dienstleistungen leistbar zu halten.

In den letzten Monaten gab es in Europa Diskussionen über extrem hohe Bahn-Fahrpreise als Ergebnis von Nachfrage-Management – wie zum Beispiel 600 Euro für die einfache Fahrt von Mailand nach Rom. Eine derartige Bepreisung ist in Japan nicht möglich. Mit dem Genehmigungssystem bleiben die Dienstleistungen im Öffentlichen Verkehr leistbar. Hier kann die europäische Eisenbahn-Regulatorik einiges aus dem japanischen System lernen, um Bahnreisen zugänglich für alle zu halten.“

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VCÖ-Bahntest: Zufriedenheit und Verbesserungspotenzial

Bahnfahren ist gefragt, sowohl innerhalb Österreichs wie auch für grenzüberschreitende Reisen. Der VCÖ-Bahntest 2022 zeigt, dass der Großteil der Fahrgäste mit dem Gesamtangebot trotz hoher Auslastung zufrieden ist. Mehr als ein Viertel ist jedoch unzufrieden mit der Anzahl an Verbindungen im regionalen und internationalen Bahnangebot.

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Foto eines kleinen Bahnhofs in Vorarlberg mit Bushaltestelle, an der gerade ein Bus hält.

VCÖ-Bahnhoftest: Hauptbahnhöfe von Rankweil, Seefeld und Wien von Fahrgästen am besten bewertet

Wien (VCÖ, 21. August 2022) – Der Bahnhof Seefeld in Tirol, der Bahnhof Rankweil und der Hauptbahnhof Wien sind die Gewinner des diesjährigen VCÖ-Bahnhoftest. Mehr als 11.000 Fahrgäste haben die Bahnhöfe nach 15 Kriterien bewertet. Insgesamt erhalten Österreichs Bahnhöfe von den Fahrgästen beim VCÖ-Bahnhoftest ein Gut. Großen Verbesserungsbedarf sehen die Fahrgäste bei Wartebereichen, Sanitäranlagen und beim Bahnhofumfeld. Drei von vier Fahrgästen kommen autofrei zum Bahnhof.

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Foto: Sarah Duit