Aus der Praxis - Frauke Burgdorff

Städte wollen Gestaltungsfreiheit bei Tempolimits

Frauke Burgdorff, Baustadträtin der Stadt Aachen, Sprecherin der Initiative „Lebenswerte Städte durch angemessene Geschwindigkeit“

VCÖ-Magazin:  Warum haben sich in Deutschland schon über 500 Kommunen der Initiative „Lebenswerte Städte durch angemessene Geschwindigkeiten“ angeschlossen?

Frauke Burgdorff: Die Städte wünschen sich Gestaltungsfreiheit für sicherere, leisere und damit lebenswertere öffentliche Räume. Sowohl die Bremswege als auch der Lärm reduzieren sich mindestens um ein Drittel zwischen Tempo 50 und Tempo 30.

VCÖ-Magazin: Was sind die größten Hindernisse?

Frauke Burgdorff: Die Anordnung von abweichenden Geschwindigkeiten  – insbesondere auf Hauptverkehrsstraßen – ist aufwendig  und häufig nicht möglich. Ganz gleich ob 30, 60 oder 70 innerorts geregelt werden soll. Noch können wir nicht umsetzen, weil vorher das deutsche Straßenverkehrsgesetz und die Straßenverkehrsordnung reformiert werden müssen.

VCÖ-Magazin: Was sind die nächsten Schritte?

Frauke Burgdorff: Wir haben dazu aufgerufen, dass Kommunen die Europäische Woche der Mobilität nutzen, um Verkehrsversuche zum Thema „angemessene Geschwindigkeit“ durchzuführen. Aktuell wohnen circa 27 Millionen Menschen in den Kommunen, deren Räte sich dem Aufruf angeschlossen haben. Es wäre angemessen, wenn wir die Chance bekämen mit dem zuständigen Ministerium in den direkten Dialog zu gehen und zu einem Gespräch eingeladen würden.

Zurück zur Übersicht

VCÖ: Fast zwei Drittel aller Verkehrsunfälle passieren im Ortsgebiet – starker Anstieg im Vorjahr

VCÖ (Wien, 20. April 2023) – In den ersten drei Quartalen des Vorjahres passierten 64 Prozent der Verkehrsunfälle in Österreich im Ortsgebiet, wie eine aktuelle VCÖ-Analyse zeigt. Dabei wurden mehr als 20.000 Menschen verletzt, 81 Menschen kamen innerorts ums Leben. Die Anzahl der Todesopfer war sogar höher als vor der Pandemie. Der VCÖ fordert, dass es Gemeinden und Städten durch eine StVO-Reform erleichtert wird, Tempo 30 überall dort umzusetzen, wo es aus Gründen der Verkehrssicherheit sowie der Aufenthaltsqualität wichtig ist. Die Initiative des VCÖ wird bereits von 110 Gemeinden und Städten und auch dem Österreichischen Städtebund unterstützt. Wichtig ist auch, dass Gemeinden und Städte mehr rechtlichen Handlungsspielraum bei der Geschwindigkeitsüberwachung erhalten.

Mehr dazu

Tempo 30 für mehr Lebensqualität umsetzen

Eine Temporeduktion im Ortsgebiet hat vielfachen Nutzen für Gesundheit, Lebensqualität und Umwelt. Besonders für Kinder und die wachsende Zahl älterer Menschen verbessert sich das Verkehrsklima. Die höhere Sicherheit attraktiviert Gehen und Radfahren und schafft Platz für die notwendige Verkehrswende in Städten und Gemeinden.

Mehr dazu
Straßenszene in Graz. Zwei junge Männer fahren auf Fahrrädern durch eine verkehrsberuhigte Straße