Aus der Praxis: Gerhard Wannenmacher

„Gesprächsbasis und Beharrlichkeit sind zentral“

VCÖ-Magazin: Was sind Erfolgsfaktoren, um eine Mobilitätswende in einer Stadt wie Mödling umzusetzen?

Gerhard Wannenmacher: Mödling hat ideale Voraussetzungen: klein, kompakt, flach mit optimaler öffentlicher Verkehrsanbindung nach Wien. Also haben wir seit dem Jahr 2010 begonnen, vor allem die Bedingungen für das Radfahren und die Qualität im Öffentlichen Verkehr zu verbessern. Beim Radfahren bedeutet das Lücken zu schließen – etwa durch Fahren gegen die Einbahn, Begegnungszonen und Mehrzweckstreifen. Wir haben auch mit hoher Priorität gute Radabstellmöglichkeiten beim Bahnhof geschaffen. Und wir nutzen Gelegenheiten: Wann immer eine Straße zu sanieren ist, klären wir zuerst die Bedeutung als Radrelation und, wenn vorhanden, die Möglichkeiten, Radinfrastruktur zu schaffen – und setzen auch um. Mittlerweile fahren viele, auch ältere Menschen in Mödling mit dem Fahrrad. Mödling hat einen Radverkehrsanteil von 14 Prozent. Bei den Bussen haben wir auf Wartehäuschen und dynamische Fahrgastanzeiger gesetzt. Ein Anschlusstaxi bringt Fahrgäste mit einem VOR-Fahrschein zwischen 18 und 01.25 Uhr vom Bahnhof gratis nach Hause. So hat der Öffentliche Verkehr einen Anteil von 22 Prozent – und das Auto kommt auf 36 Prozent.

VCÖ-Magazin: Wie gelingt es, die Interessen verschiedener Gemeinden unter einen Hut zu bringen bei stadtgrenzenüberschreitenden Radverkehrslösungen?

Gerhard Wannenmacher: Entscheidend sind die grundsätzliche Gesprächsbasis zwischen den Gemeinden und dann auch Beharrlichkeit. So gibt es einen Konsens für einen „Südbahn-Radhighway“ über fünf Gemeinden nach Wien, der sukzessive umgesetzt wird.

Gerhard Wannenmacher
Vizebürgermeister und Verkehrsstadtrat in Mödling

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VCÖ: In Niederösterreich gibt es pro Kopf 239 Quadratmeter versiegelte Verkehrsfläche - Parkplätze verstärkt entsiegeln

VCÖ (Wien, 23. September 2024) - Nach der verheerenden Hochwasserkatastrophe in Niederösterreich ist die Hilfe für die betroffenen Menschen und Regionen das Allerwichtigste. Künftig braucht es den gleichen Schulterschluss für den Schutz der Böden und für die verstärkte Entsiegelung, stellt die Mobilitätsorganisation VCÖ fest. Der Verkehr ist für fast die Hälfte von Niederösterreichs versiegelten Flächen verantwortlich. Mit Asphalt versiegelte Böden können kein Wasser aufnehmen, der Niederschlag fließt ab und das Kanalsystem wird bei Starkregen zusätzlich belastet. Das Entsiegelungspotenzial ist im Verkehrsbereich, insbesondere bei Groß-Parkplätzen, groß. Der VCÖ weist darauf hin, dass es in Niederösterreich bereits zahlreiche vorbildliche Entsiegelungsprojekte gibt sowie mit dem blau-gelben Bodenbonus auch eine Förderung des Landes für Städte und Gemeinden.

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Foto (c) Stadtgemeinde Tulln

VCÖ-Bahntest: 58 Prozent der Bahn-Fahrgäste haben Autofahrten auf die Bahn verlagert

VCÖ (Wien, 19. September 2024) – Autofahrten auf die Bahn zu verlagern, reduziert den CO2-Ausstoß und die Schadstoff-Emissionen und trägt zur Vermeidung von Staus bei. Aber was bewegt zum Umstieg vom Auto auf die Bahn? Beim diesjährigen VCÖ-Bahntest sagten 58 Prozent der Fahrgäste, dass sie heute Strecken mit der Bahn fahren, die sie früher mit dem Auto zurückgelegt haben. Als Hauptgründe wurden der Kauf eines Klimatickets und die nutzbare Reisezeit im Zug genannt. Um aktuelle Autofahrten auf die Bahn verlagern zu können, brauchen die meisten Fahrgäste eine kürzere Gesamtreisezeit sowie häufigere Verbindungen außerhalb der Hauptverkehrszeiten. Die Mobilitätsorganisation VCÖ fordert ein verbessertes Bahnangebot sowohl in den Ballungsräumen als auch auf den Regionalbahnen.

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