Aus der Praxis Johanna Partin

CO2-Neutralität in Städten erfordert radikale Änderungen

VCÖ-Magazin: Warum übernehmen verstärkt die Städte die Führung im Kampf gegen die Klimakrise?

Johanna Partin: Städte stehen im Kampf gegen die Klimakrise an vorderster Front, weil mehr als die Hälfte der Menschen in Städten lebt und städtische Gebiete fast drei Viertel der CO2-Emissionen der Menschheit verursachen. Und mit Ausnahme von Landwirtschaft, Stromerzeugung und Industrieemissionen muss jede internationale oder staatliche Klimapolitik auf kommunaler Ebene umgesetzt werden. Aus diesem Grund haben wir im Jahr 2015 die Carbon Neutral Cities Alliance (CNCA) gegründet, einen Zusammenschluss von Großstädten weltweit, die daran arbeitet weit vor dem Jahr 2050 CO2-Neutralität zu erreichen. Dies erfordert radikale, transformative Änderungen, bei denen die Städte Unterstützung benötigen, die die CNCA bietet.

VCÖ-Magazin: Was macht die CNCA um dieses Ziel der CO2-Neutralität zu erreichen?

Johanna Partin: Wir initiieren transformative Klimaschutzmaßnahmen in den Mitgliedstädten. Wir helfen Städten bei der Entwicklung, Annahme und Umsetzung von Richtlinien, die eine tiefgreifende Dekarbonisierung in ihren Städten beschleunigen und beispielgebende Politik entwickeln, der andere Städte folgen können. Den Verkehr zu dekarbonisieren ist von entscheidender Bedeutung. In Europa ist der Verkehr für mehr als ein Viertel aller Treibhausgas-Emissionen verantwortlich, Fahrzeuge mit fossilen Brennstoffen sind dabei die Hauptursache. CNCA unterstützt Städte dabei, den Einsatz emissionsfreier Verkehrsmittel für Güter- und Personentransport in Innenstädten voranzutreiben. Und ebenso die Entwicklung multimodaler Mobilitätszentren, die mehrere Verkehrsträger an einem Ort verknüpfen, um den Übergang weg von Privat-Fahrzeugen zu erleichtern. CNCA unterstützt auch die Entwicklung einer grünen Allianz für das öffentliche Beschaffungswesen, die Flottenkäufe in drei skandinavischen Städten koordiniert.Dieses Jahr werden wir einen neuen Global Carbon Neutrality Accelerator Fund starten, der die Umsetzung solcher und vieler weiterer bahnbrechender Regelungen in Städten auf der ganzen Welt unterstützen wird.

Johanna Partin

Director of Carbon Neutral Cities Alliance CNCA, carbonneutralcities.org

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VCÖ zu Start des flächendeckenden Parkpickerls: Straßen rasch klimafit machen

VCÖ (Wien, 28. Februar 2022) – Der morgige Start der flächendeckenden Parkraumbewirtschaftung in Wien ist ein wichtiger Schritt, um die Verkehrsbelastung für die Anrainerinnen und Anrainer der Stadteinfahrten zu reduzieren, betont die Mobilitätsorganisation VCÖ. Der verringerte Bedarf an Abstellplätzen für Pkw muss nun zu raschen Maßnahmen führen, um die Straßen klimafit zu machen. Angesichts der zunehmenden Erderhitzung braucht es mehr schattenspendende Bäume und Grünflächen. Zudem sind zu schmale Gehsteige zu verbreitern. Ein Drittel der Gehsteige in Wien ist schmäler als die von den offiziellen Planungsrichtlinien vorgeschlagene Mindestbreite.

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Foto: Sarah Duit

Nachhaltige Luftfahrt nur durch reduzierten Flugverkehr und höhere Beimischungspflichten für E-Kerosin

Der Flugverkehr nimmt zu und so auch seine Treibhausgas-Emissionen. Seit dem Jahr 2013 bis zum Vor-Corona-Jahr 2019 sind die CO2-Emissionen in der Luftfahrt in Europa um 28 Prozent angestiegen. Weitere sogenannte Nicht-CO2-Effekte wie Stickoxide, Kondensstreifen und Wolkenbildung haben laut EU-Kommission eine mindestens so starke Wirkung wie CO2 auf die Erhitzung des Klimas. Um die Luftfahrt klimaverträglicher zu gestalten, ist ein weiteres Wachstum der Branche keine Option. Es braucht einen effektiven Maßnahmenmix auf nationaler und internationaler Ebene, um Flugverkehr zu reduzieren und Technologien zu verbessern.

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Foto: Spencer Imbrock, unsplash