Aus der Praxis - Roland Gruber

Veränderung ist nur mit einer Änderung der Haltung möglich

Roland Gruber, Architekturbüro nonconform

VCÖ-Magazin: Bei Ihren Projekten geht es um Themen wie Zentrumsstärkung in Gemeinden. Welche Bedeutung spielt dabei die Mobilität?

Roland Gruber: Mobilität steht fast immer im heimlichen Mittelpunkt unserer Projekte. Warum? Weil wir in Österreich Europameister im Flächenverbrauch sind, insbesondere in der Schaffung von Supermarktfläche pro Person. Wir haben doppelt so viel Einkaufsflächen pro Person wie in Deutschland. Das tägliche Leben spielt sich dadurch vorwiegend an den Ortsrändern ab und das geht nicht ohne Auto, weil die Entfernungen zu groß geworden sind. Und dann ist guter Rat teuer, wie dieses Dilemma der ausdünnenden Orte gelöst werden kann und wieder Leben in die Orte kommt.

VCÖ-Magazin: Wie gelingt es Gehen und Radfahren als Teil der Wiederbelebung von Ortskernen zu verankern?

Roland Gruber: Beim Thema Mobilität gehen die Wogen immer sehr hoch und es ist Emotion pur mit dabei. Aber ich merke eine Zunahme an Akzeptanz für alternative Mobilitätsformen, das kommt schön langsam in der Mitte der Gesellschaft an. Aber Veränderung wird nur mit einer Änderung der Haltung möglich sein, das sind meist weniger die aufwendigen Infrastrukturmaßnahmen sondern die kleinen Dinge, und die beginnen im Kopf. Da braucht es Menschen und Initiativen, die ein neues Mobilitätsverhalten vorleben und dadurch andere motivieren, es ihnen nachzumachen. Tue Gutes und rede, schreibe, videofoniere, veranstalte darüber. Veränderung geht nicht von heute auf morgen, sondern braucht Zeit und ganz viel Kommunikation. Aber gute Vormacherinnen und Vormacher werden eigentlich automatisch nachgemacht.

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Tourismus-Regionen koordinieren Mobilitätsangebot

Die „Touristische Mobilitätszentrale Kärnten“ wurde im Jahr 2016 als Kooperation von acht Tourismusregionen, dem Land Kärnten und der Kärnten Werbung gegründet. Ihre Kernaufgabe ist es, Anreise und Mobilität vor Ort ohne Privatauto zu ermöglichen. Im Jahr 2017 wurde das einheitlich buchbare Bahnhof-Shuttle Kärnten eingeführt, das den Transfer zwischen Bahnhof und Unterkunft gewährleistet.

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Österreichs reichstes Einkommenszehntel verursacht laut internationaler Studie 12 Mal so viel CO2 wie das ärmste Einkommenszehntel

VCÖ (Wien, 30. März 2023) – Auch in Österreich gibt es je nach Einkommen große Unterschiede beim CO2-Ausstoß. Laut internationaler Studie verursachen die zehn Prozent mit dem höchsten Einkommen mit 41,9 Tonnen CO2 pro Kopf zwölfmal so viele Emissionen wie die zehn Prozent mit dem niedrigsten Einkommen. Während die reichste Einkommensschicht in Österreich im EU-Vergleich den vierthöchsten CO2-Ausstoß aufweist, haben die zehn Prozent mit dem niedrigsten Einkommen nur den zehnthöchsten CO2-Ausstoß. Die Mobilitätsorganisation VCÖ weist darauf hin, dass es auch im Verkehrsbereich einige Steuerbegünstigungen gibt von denen Wohlhabende am stärksten profitieren, wie das Firmenwagenprivileg, die fehlende Kerosinsteuer, die Steuerbegünstigung von Diesel und auch die Pendelpauschale

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