Aus der Praxis – Sabine Dessovic

„Der Raum muss für alle funktionieren“

Porträtfoto von Sabine Dessovic
Sabine Dessovic Geschäftsführerin DnD Landschaftsplanung ZT GmbH

Über unserer Arbeit steht das Bewusstsein für ökologische Kreisläufe und der verantwortungsvolle Umgang mit Vegetation, Wasser und Boden. Freiräume zu entwerfen bedeutet, raumbildende, ökologische, soziale und politische Anforderungen in gestalterische Lösungen zu übersetzen.

Best Practice im öffentlichen Raum sind multifunktionale Freiräume: Begrünung, Regenwassermanagement, Biodiversität, soziale Nutzung und Mobilität müssen gemeinsam gedacht werden. Der Raum muss für alle funktionieren – Kinder, ältere Menschen, mobilitätseingeschränkte Personen und andere Gruppen müssen mitgedacht werden. Die Stadt dient den Menschen als erweitertes Wohnzimmer und sollte entsprechend hochwertig gestaltet sein. Begrünung ist dabei effektiver Klimaschutz und darf nicht als ästhetisches „Add-on“ verstanden werden. Das wird heute immer deutlicher. Schatten, Verdunstung und Windschneisen schützen die Menschen vor urbaner Überhitzung.

Zunehmend wichtig ist dabei auch das Mitdenken ökologischer Zusammenhänge. In Bezug auf Mobilität und Parkplätze: Wo Parkplätze weichen, entsteht Platz für Menschen und Aufenthalt. Parkplätze können aber nur dort umgewidmet werden, wo der politische Wille oder der Wunsch der Bevölkerung dies unterstützen. Die Anzahl der Stellplätze wird nicht in der Planung festgelegt, sondern in den Normen bzw. in der Ausschreibung oder der Vorgabe der Auftraggeber.

Die größte Herausforderung ist die Abwägung aller Bedürfnisse. Gerade im engen städtischen Raum bewegt sich die Planung in einem Geflecht aus Wünschen und Vorstellungen, rechtlichen Vorgaben und technischen Möglichkeiten. Das ist immer ein Abwägen, stets mit dem Ziel, sehr vielen Wünschen gerecht zu werden.

Die Umsetzungsgeschwindigkeit klimawirksamer Maßnahmen hängt von den politischen Rahmenbedingungen, verfügbaren Budgets und der Rückendeckung durch die Bevölkerung ab. Viele Menschen wünschen sich eine moderne, lebenswerte Stadt – aber niemand freut sich über Baustellen. Mutige Stadtentwicklung braucht Menschen, die Gegenstimmen aushalten. Veränderung ist nie konfliktfrei, aber notwendiger denn je!

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Tempo 30 in der Stadt rettet Leben

Menschen in Städten sind besonders von den negativen Auswirkungen des Verkehrs betroffen – und das hat auch gesundheitliche Folgen. Abgestellte Autos nehmen in Städten einen großen Teil des öffentlichen Raums ein. Die starke Versiegelung ändert das Mikroklima und erhöht lokal die Hitze nachweislich. Gleichzeitig stellen sowohl durch abgestellte Autos verstellte Straßen und Kreuzungen aufgrund der Sichteinschränkung und die hohen Geschwindigkeiten der fahrenden Fahrzeuge ein Sicherheitsrisiko insbesondere für alle, die zu Fuß, mit Fahrrad oder Roller mobil sind, dar. Verkehr verursacht maßgeblich Schadstoffe in der Luft. Das führt zu Lungenkrankheiten und Einschränkungen wie Atemnot oder Husten. Kopfschmerzen und Schlafstörungen sind nur zwei der vielen Auswirkungen von dauerhaftem Verkehrslärm auf die Gesundheit der Menschen. Eines ist klar, Verkehr beeinträchtigt unsere Gesundheit.

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Foto: Spencer Imbrock, unsplash

VCÖ-Studie: Mobilität in Städten kann vom Gesundheitsproblem zum Gesundheitsmotor werden

VCÖ (Wien, 15. März 2022) – Durch Abgase, Lärm und Unfälle verursacht der Verkehr große Gesundheitsschäden. Zudem verschärfen in Städten Straßen und Parkplätze die Hitzebelastung, die vor allem für ältere Menschen und chronisch Kranke gefährlich ist. Eine heute präsentierte VCÖ-Publikation zeigt, dass aber gerade in Städten die Alltagsmobilität die Gesundheit der Menschen fördern kann. Zentrale Maßnahmen dafür sind Verkehrsberuhigung durch Tempo 30 statt 50, mehr Begegnungszonen und mehr Platz zum Gehen und Radfahren.

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Foto: Sarah Duit