Aus der Praxis – Thomas Hug-Di Lena

„Die Schweizer Bevölkerung sagte ‚Nein‘ zu neuen Autobahnen“

Porträtfoto von Thomas Hug-Di Lena
Thomas Hug-Di Lena, Experte für Verkehrswende, Geschäftsleiter urbanista.ch, Mit-Initiator Fachappell gegen den Autobahnausbau

„Über Jahrzehnte billigte die Schweizer Stimmbevölkerung neue Autobahnen fast ohne Widerstand. Das änderte sich im November 2024. Zum ersten Mal sagte eine Mehrheit ‚Nein‘ zu neuen Spuren – ein Stimmungswandel, der über die Schweiz hinaus Beachtung fand. Dabei waren es vor allem Frauen, die den Ausschlag gaben: Sie lehnten die Milliardenprojekte deutlich ab, während Männer zustimmten. Ihr Motiv? Mehr Straßen bedeuten nicht weniger Stau – sondern mehr Verkehr, mehr Lärm, mehr CO2. Tatsächlich zeigen Studien seit Jahren: Neue Autobahnen schaffen kurzfristig Entlastung, langfristig aber mehr Autoverkehr. Jede neue Spur zieht Fahrten an – ein Teufelskreis, der kaum mit den Klimazielen vereinbar ist. Viele Bürgerinnen wollen keine Politik mehr, die Probleme der Mobilität mit mehr Asphalt lösen will. Stattdessen fordern sie Investitionen in Bahn, Bus, Velo und in eine Raumplanung, die Nähe statt Pendeln fördert. Die Abstimmung war ein Signal gegen das alte Denken, dass Wachstum nur über mehr Straßen führt. Aber: Ein Jahr später liegen die Autobahn-Projekte bereits wieder auf dem Tisch. Und von den Klimazielen sollen die Nationalstraßen ausgenommen werden. Das letzte Wort ist noch nicht gesprochen

Zurück zur Übersicht

Infrastrukturen für die Verkehrswende

Die VCÖ-Publikation widmet sich dem Thema des Aus-, Um- und Rückbaus von Verkehrsinfrastrukturen für eine klimafitte Zukunft. Rund 30 Prozent der Treibhausgas-Emissionen Österreichs verursacht der Verkehr. Infrastrukturen benötigen lange Zeiträume vom Beginn der Planung über die Errichtung bis zu ihrer Nutzung. Damit Österreich bis zum Jahr 2040 klimaneutral sein kann, ist heute in Infrastrukturen für klimaverträgliche Mobilität, wie Öffentlicher Verkehr, Radfahren und Gehen sowie in die Energieinfrastruktur für E-Mobilität zu investieren.

Mehr dazu

Früheres Aus für Verbrennungsmotoren notwendig

Der Ausstieg aus Verbrennungsmotoren für Pkw und leichte Nutzfahrzeuge wurde auf EU-Kommissionsebene bereits beschlossen. Alle verkauften Neufahrzeuge in der EU sollen ab dem Jahr 2035 emissionsfrei sein. Details der Verordnung werden nun verhandelt. Etliche Staaten Europas haben bereits einen früheres Ende für neue Pkw mit Diesel- oder Benzin-Motor beschlossen, wie etwa Norwegen ab dem Jahr 2025 sowie Dänemark, Irland, Niederlande, Schweden und Slowenien ab dem Jahr 2030. Österreich zählt zu jener kleiner werdenden Gruppe an Staaten, die noch kein Ausstiegsziel beschlossen haben.

Mehr dazu
Grafik: VCÖ 2021