Blick zurück aus der Zukunft

Im Jahr 2040 ist Österreichs Verkehrssektor klimaneutral. Vieles hat sich zum Besseren verändert. Wir gehen auf Zeitreise und werfen aus dem Jahr 2040 einen Blick zurück auf die vergangenen Jahre.

Freiheit in der Verkehrsmittelwahl auch in den Regionen

Mehr als 700 Pkw pro 1.000 Personen, was de facto bedeutet, ein Auto pro erwachsene Person. Die Auto-Abhängigkeit in den Regionen war noch vor ein paar Jahren hoch. Es mangelte an Nahversorgung, an öffentlichen Mobilitätsangeboten und an Rad-Infrastruktur. Zum Glück haben Bund und Bundesländer ab Mitte der 2020er-Jahre gemeinsam mit den Regionen ein ehrgeiziges Projekt gestartet: Bis zum Jahr 2035 wird in Österreich ein flächendeckendes Mobilitätsangebot umgesetzt. Die Gemeinden haben die Zersiedelung gestoppt, stattdessen die Ortskerne gestärkt. Die Bundesländer haben – unterstützt vom Bund – Mittel für mehr öffentliche Verbindungen und den Ausbau der Rad-Infrastruktur „locker“ gemacht und Vorgaben für eine verkehrsparende Raumordnung beschlossen. Heute können wir sagen: Ziel erreicht.

Saubere Luft: WHO-Richtwerte endlich erreicht

Luft ist unser wichtigstes Lebensmittel. So wie in Lebensmitteln keine Giftstoffe enthalten sein sollen, soll auch die Luft frei von gesundheitsschädlichen Schadstoffen sein. Was heute selbstverständlich ist, war noch Anfang der 2020er-Jahre völlig anders. Damals waren die Grenzwerte für Feinstaub und Stickoxide bis zu fünfmal (!) so hoch wie von der WHO schon damals empfohlen – trotz medizinischer Studien, dass in Österreich zigtausende Atemwegs- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen durch Luftverschmutzung verursacht wurden. Auch dass Kinder dadurch an Asthma erkrankten, wurde in Kauf genommen. Als die zu hohen Grenzwerte unterschritten wurden, wurden sogar Maßnahmen wie das IG-L Tempolimit aufgehoben, obwohl die aus Gesundheitssicht empfohlenen Werte deutlich überschritten wurden. Gut, dass es dann doch ein Umdenken gab und alle mitgearbeitet haben, dass unsere Luft sauber und gesund geworden ist. Nun haben wir die WHO-Richtwerte für saubere Luft erreicht.

Öffi-Fahrgäste stehen nicht mehr im Stau

Noch Mitte der 2020er-Jahre mussten sich viele Fahrgäste ärgern, weil der Bus oder die Straßenbahn im Autostau stand und sie deshalb verspätet ans Ziel kamen. Nun hat der Grundsatz „Öffi-Fahrgäste leisten einen wichtigen Beitrag zur Stau-Vermeidung und sollen nicht im Stau stehen“ in der Verkehrsplanung von Österreichs Städten seinen Niederschlag gefunden. Jetzt haben alle Straßenbahnen einen eigenen Gleiskörper und die Busse eine Busspur. Letztere auch auf Autobahnen in Ballungsräumen. Seither reißen Bus und Bim keine Verspätungen mehr auf, sind pünktlich und die Zahl der Öffi-Fahrgäste ist nochmals stark gestiegen.

Entsiegelung schreitet erfolgreich voran

Straßenräume in Städten ohne Bäume und Grünflächen, stattdessen links und rechts abgestellte Pkw.  Was heute absurd anmutet, war vor 15 Jahren noch häufig zu sehen – ebenso große Pkw-Parkplätze, zur Gänze mit Asphalt versiegelt. An heißen Tagen heizten sich diese Asphaltwüsten wie ein Backofen auf und verschärften die Hitzebelastung für Anwohnende noch zusätzlich. Der Beschluss von Entsiegelungszielen und eines Maßnahmenkatalogs, um diese Ziele zu erreichen, war ein Meilenstein für mehr Lebensqualität in Städten. Heute gibt es in den Straßen schattenspendende Bäume, Gehsteige liegen an Hitzetagen nicht mehr in der prallen Sonne, zusätzliche Grünflächen sorgen für Abkühlung. Insgesamt braucht es heute weniger Parkplätze, weil es umfassende Carsharing-Angebote gibt, was vielen Haushalten ein eigenes Auto und viel Geld erspart. Überdimensionale Freilandstraßen wurden rückgebaut, meist mit nur einem Grünstreifen und daneben auf der Restfläche einem Radweg.

Schon im Jahr 2030 wurde das letzte neue Verbrennerauto verkauft

Rückblickend müssen wir schmunzeln. Wie wurde doch Anfang der 2020er-Jahre in der EU über das Aus für neue Pkw mit Verbrennungsmotor ab dem Jahr 2023 gerungen. Heute wissen wir, dass es schon im Jahr 2030 keinen Hersteller mehr gab, der Verbrennerautos auf den Markt brachte. „Das wäre so, als hätte man im Jahr 2023 auf Faxgeräte gesetzt“, begründete ein Hersteller, warum er im Jahr 2030 nur noch E-Pkw verkaufte. Diese waren übrigens schon damals schlanker als noch Anfang der 20er Jahre, als man bei E-Autos dieselben Fehler machte wie bei den Verbrennern und übergewichtige, breite und übermotorisierte Modelle produzierte. Auch hier setzte sich die Vernunft durch: Dank politischer Vorgaben wurden die Pkw auf „Diät“ gesetzt und damit platz- und energiesparender.

Kreislaufwirtschaft statt Wegwerfgesellschaft

Viele Jahrzehnte nahm der Lkw-Verkehr stärker zu als die Wirtschaft wuchs. Die Folgen waren im Transitland Österreich unübersehbar: Lkw-Kolonnen rollten durch Österreich. Die Wegwerfgesellschaft hatte damals ihren Zenit erreicht. Heute sind die Zeiten von „Fast Fashion“ & Co vorbei. Statt Wegwerfen setzen wir auf langlebige Produkte und aufs Reparieren. Dass die damals vielgescholtene EU sowohl Kreislaufwirtschaft als auch Lieferkettengesetz beschlossen hat, stellt sich als besonders wichtige Maßnahmen zur Erreichung der Klimaziele heraus. Es gibt weniger Lkw-Kolonnen, der Anteil des Schienengüterverkehrs hat das im Jahr 2022 gesetzte Ziel – 40 Prozent – erreicht. Statt Diesel tanken die Lastwagen Strom aus erneuerbarer Energie und im urbanen Gütertransport erfolgt die Zustellung mit kleinen Transportern und Cargo-Bikes.

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Weniger Steuern für Diesel-Transporter – ein teurer Rückschritt

Es ist geplant, mit 1. Juli 2025 für Lkw-Transporter der Klasse N1 mit Verbrennungsmotor die Normverbrauchsabgabe (NoVA) abzuschaffen. Seit Juli 2021 sind Elektro-Transporter von der NoVA befreit, um für Unternehmen einen Anreiz zu schaffen, im Interesse des Gesundheits- und Umweltschutzes auf emissionsfreie Transporter umzusteigen. Der Anteil der Elektro-Transporter hat sich von zwei Prozent im Jahr 2020 auf neun Prozent im Jahr 2022 mehr als vervierfacht. Mit der NoVA-Befreiung für alle Transporter der Klasse N1 fällt dieser wirksame Anreiz weg.

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Foto: Spencer Imbrock, unsplash

VCÖ: Auf Österreich Straßen rollt teure Sanierungswelle zu – zusätzlich steigen Klimaschäden stark

VCÖ (Wien, 12. März 2025) – Österreichs Straßennetz ist mehr als 128.000 Kilometer lang. Mit 14,5 Metern pro Kopf hat Österreich ein um zwei Drittel längeres Straßennetz als die Schweiz. Bei der heutigen VCÖ-Fachveranstaltung wiesen Expertinnen und Experten darauf hin, dass aufgrund des Alters der Straßen, Brücken und Tunnel die Sanierungskosten für Bund, Länder und Gemeinden in den kommenden Jahren stark steigen werden. Zusätzlich nehmen die Reparaturkosten durch Klimaschäden stark zu. Die Mobilitätsorganisation VCÖ fordert, dass die Sanierung des bestehenden Netzes im Interesse der Mobilität der Bevölkerung und der Verkehrssicherheit absoluten Vorrang vor dem Bau neuer Straßen erhält.

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