Blick zurück aus der Zukunft - Kreuz und quer

von Willi Nowak, VCÖ-Geschäftsführung

Bernd markiert den heutigen 1. Oktober 2038 dick im Kalender. Heute ist Feiertag, freut er sich. Ab nun braucht es eine Sondergenehmigung, damit im Ortsgebiet ein Gehsteig errichtet werden darf. Bereits im Jahr 2028 war das Gesetz beschlossen worden, die Übergangsfrist von zehn Jahren ist nun zu Ende. Nun gehört die Straße von Hauswand zu Hauswand dem Gehen. Keine trennenden Gehsteigkanten mehr, die die Bewegung einengen. Der Gehsteig, eine städtebauliche Errungenschaft, war früher wichtig, um Gehende vor der Kloake, in der sich die Kutschen bewegten, zu schützen. Im Jahrhundert des Automobils danach war der Gehsteig zur engen Restgröße verkommen. Jetzt ist die Begegnungszone Standard im Ortsgebiet – es zählt das menschliche Maß und die Begegnung auf Augenhöhe. 80 Prozent der Straßen im Ortsgebiet dürfen jetzt kreuz und quer begangen werden. Im wahrsten Sinn des Wortes ein Fortschritt. Platz für Gehen gibt es genug, da seit Ende der 2020er-Jahre Autos nur noch in Garagen abgestellt werden dürfen und nicht mehr im öffentlichen Raum. Außerdem sind Straßen ohne Autos schöner. Und Ästhetik ist jetzt in den 2030er-Jahren sehr wichtig geworden für Städte. Bernd erinnert sich irritiert an die Diskussionen, als das Tempolimit im Ortsgebiet von 50 auf 30 gesenkt wurde Mitte der 2020er-Jahre und dann im Jahr 2033 auf Tempo 20. Der Widerstand damals war enorm. Doch die Lebensqualität in den Städten ist heute um vieles höher. Bernd ist ein bisschen stolz auf sich. Er wird seinen Kindern keine kahle Stadtwüste hinterlassen.

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