Covid-19-Erfahrungen für besseren Öffentlichen Verkehr nutzen

Der Öffentliche Verkehr hat in Österreich durch die Covid-19-Pandemie viele Fahrgäste verloren. VCÖ und TU Wien haben über 500 Expertinnen und Experten befragt, was daraus für die Zukunft des Öffentlichen Verkehrs gelernt werden kann.

Der Fahrgastrückgang in Österreich im Jahr 2020 hat mehrere Ursachen, so VCÖ-Experte Michael Schwendinger und Günter Emberger von der TU Wien: „Ein großer Teil des Fahrgastrückgangs ist auf das Ausbleiben von Urlaubsgästen aus dem Ausland, verstärktes Homeoffice, die erhöhte Arbeitslosigkeit und die Absage von Veranstaltungen zurückzuführen. Ein Teil der Fahrgäste ist aber auch auf andere Verkehrsmittel umgestiegen.“ Dass die Dichte an Menschen im Öffentlichen Verkehr besonders zu Stoßzeiten als unangenehm empfunden werde, wurde durch die Covid-19-Pandemie verstärkt und hat eine Verlagerung hin zu Gehen, Radfahren und Pkw bewirkt. Als wichtige langfristige Maßnahme nennt daher die Mehrheit der Fachleute häufigere Verbindungen, um Überfüllung zu Stoßzeiten zu vermeiden. Weiters verstärkte Kommunikation sowie ein einheitliches Ticketing für die gesamte Wegekette. Auch wenn die Gefahr einer Ansteckung in öffentlichen Verkehrsmitteln verglichen mit anderen Lebensbereichen gering sei, so sei, um das Sicherheitsgefühl für die Fahrgäste zu festigen und sie wieder zurückzugewinnen, das Beibehalten des verpflichtenden Tragens eines Mund-Nasen- Schutzes sowie die regelmäßige gründliche und sichtbare Reinigung der Fahrzeuge und Stationen wichtig.

Gefordert sei auch die Bundesregierung. Denn das Vorziehen der ökosozialen Steuerreform inklusive CO2-Bepreisung und eine Reform des Pendelpauschales bewertet mehr als die Hälfte der befragten Fachleute als sehr wichtig, um die Zahl der Fahrgäste wieder zu erhöhen, ebenso wie die rasche Umsetzung des 1-2-3-Tickets. Umfassende Parkraumbewirtschaftung in Ballungsräumen als begleitende Push-Maßnahme wird ebenfalls oft genannt. Hohe Relevanz schreiben die befragten Fachleute gestaffelten Arbeits- und Schulbeginn- Zeiten zu, um überfüllte Fahrzeuge zu Stoßzeiten zu vermeiden. Verstärkte fachliche Aufklärung und Kommunikation der zahlreichen Studien aus dem In- und Ausland, die zeigen, dass im Öffentlichen Verkehr keine erhöhte Ansteckungsgefahr bestehe, sei wichtig. Der Öffentliche Verkehr ist systemrelevant und spielt eine wichtige Rolle, um das gesellschaftliche Leben am Laufen zu halten und auch für die Erreichung der Klimaziele. Aus diesem Grund sei es von großer Bedeutung, dass Verkehrsunternehmen und die Politik rasch verstärkt Maßnahmen setzen, damit wieder mehr Menschen den Öffentlichen Verkehr nutzen.

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Öffentlicher Verkehr – Mobilität und Klimaschutz

Europa soll bis zum Jahr 2050 erster klimaneutraler Kontinent werden. Der Öffentliche Verkehr ist ein zentraler Faktor, um auch den Verkehr auf Klimakurs zu bringen. Die VCÖ-Publikation „Öffentlicher Verkehr – Mobilität und Klimaschutz“ zeigt sowohl aus Klimaperspektive als auch in wirtschaftlicher Hinsicht wie wichtig im Nahverkehr und im Fernverkehr die Verlagerung des Pkw-Verkehrs auf Öffentlichen Verkehr ist.

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Eigentlich sollte das Jahr 2021 als „Europäisches Jahr der Schiene“ eine europaweite Öffi-Offensive bringen. Doch die Covid-19-Pandemie stellt den Öffentlichen Verkehr angesichts der Fahrgastrückgänge vor große Herausforderungen. Nichtsdestotrotz ist der Öffentliche Verkehr das zentrale Rückgrat auf dem Weg zu einem klimaverträglichen Verkehrssystem. Wie kann der Öffentliche Verkehr gestärkt aus der Covid-19-Krise hervorgehen? Diesen Fragen ist der VCÖ gemeinsam mit der TU Wien nachgegangen und hat dazu sowohl eine repräsentative Befragung der Bevölkerung Österreichs, als auch eine Umfrage unter rund 500 Fachleuten durchgeführt. Allgemein bewertet die Bevölkerung Österreichs die konkreten Reaktionen der Verkehrsunternehmen auf die Covid-19-Pandemie rückblickend überwiegend positiv.


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Grafik: VCÖ 2020