Fahrrad und Öffentlicher Verkehr ergänzen einander

Vorarlberger Bahnhöfe mit Fahrrad-Boxen: Eine Box kann zum VVV-Ticket gleich dazugemietet und das Fahrrad für die erste oder letzte Meile sicher verwahrt werden.

Radfahren boomt, die Zahl der Radfahrenden steigt. Bessere Angebote zur Kombination von Fahrrad und öffentlichen Verkehrsmitteln tragen dazu bei, die Klimaziele zu erreichen.

Von Susanne Wolf

Bahnhof Lustenau, Vorarlberg: Ob Bahn, Bus, Fahrrad oder E-Carsharing, hier können Menschen das Verkehrsmittel wählen, das gerade am besten für sie passt. Möglich machen das die Vmobil-Stationen – neben Lustenau auch in Hohenems, Lauterach und Rankweil – und die Vmobil-Card des Verkehrsverbund Vorarlberg VVV: „Die Vmobil-Card Nutzenden können sich online anmelden und an diesen Stationen beispielsweise ein Elektro-Auto buchen“, erklärt Martina Fenkart, Smart Mobility-Beauftragte des VVV. Diese Card dient auch als Schlüssel für die rund 170 versperrbaren Fahrradboxen, die es an den vier Bahnhöfen bereits gibt. „Eine Box kann zum VVV-Ticket gleich tage-, wochen- oder jahresweise dazu gebucht werden“, so Fenkart. Fahrgäste, die keine Jahreskarte für den Öffentlichen Verkehr besitzen, können sich direkt auf der Buchungsplattform registrieren und die Radbox mit einem Code öffnen.

Fachbeirat Bahn und Fahrrad

Um Zuständigkeitsfragen bei Infrastruktur rund um den Bahnhof zwischen ÖBB und Gemeinden zu lösen, hat der VVV die Initiative für einen Fachbeirat gestartet, der als Unterstützung bei Bahnhof-Umbauten in Vorarlberg einberufen wird. Der Fachbeirat setzt sich unter anderem aus Vertreterinnen und Vertretern der Gemeinden, den ÖBB und des VVV zusammen. „Da auch die Radverkehrskoordinatorin des Landes Vorarlberg im Fachbeirat ist, werden anstehende Radverkehrsprojekte ebenfalls mit einbezogen“, weiß Ferkart, „und – wenn möglich – schon direkt in die Planungen mit eingebunden.“

Mit dem Fahrrad zum Bahnhof

Beim Um- oder Neubau von Bahnhöfen werden Radwege oder ein Fahrradverleih bei großen Bahnhöfen oft mitgeplant, wie etwa beim Wiener Hauptbahnhof. Standard ist es noch nicht. Das Angebot, Fahrräder in Zügen mitzunehmen, untersuchte eine Studie der European Cyclists’ Federation (ECF). 69 Bahnunternehmen und Bahnangebote europaweit wurden nach Kriterien wie Anzahl der Stellplätze für Fahrräder in den Zügen, Kosten für die Mitnahme, Buchungsmöglichkeiten, Website-Funktionalität bewertete. An der Spitze sieht die Studie Intercity Berlin, ein Joint Venture Gemeinschaftsprojekt der Deutschen Bahn DB mit der Niederländischen Bahn NS, das Amsterdam mit Berlin verbindet, mit 82 von 100 möglichen Prozent. Es zeichnet sich durch eine hohe Anzahl an Stellplätzen und eine gute Abstimmung mit den Fahrradverleihsystemen der DB und NS aus. An zweiter Stelle rangiert die Schweizer SBB mit 76 Prozent. Die ÖBB landete bei diesem Vergleich mit 52 Prozent im europäischen Mittelfeld.

Fahrradtourismus als Wegbereiter

In Lienz, Angelpunkt für Radtouristinnen und Radtouristen aus Italien, wurde der Bahnhof in den vergangenen Jahren zu einem modernen Mobilitätszentrum umgebaut. Neben einer Park & Ride-Anlage für Pkw ist hier auch ein großes Radverleihzentrum mit rund 3.000 Fahrrädern entstanden. „Besonders im Sommer ist der Radtourismus von Italien kommend ein großer Wirtschaftsfaktor“, sagt Herbert Hofer, Pressesprecher der ÖBB in der Steiermark, Kärnten, Osttirol und Südburgenland. Dem wird mit einem neugebauten Bahnsteig Rechnung getragen, auf dem die Radverladung in eigene Fahrrad-Züge erfolgt. „Mit diesen Zügen können im Sommer die Fahrräder zurück nach Italien gebracht werden, wenn jemand nicht beide Strecken selbst fahren will“, so Hofer. Abgerundet wird die neue Anlage mit einem überdachten Busbahnhof direkt am Bahnhofsgebäude. Auch zehn Carsharing-Plätze sind geplant. In Tirol hat das Land in Kooperation mit dem Verkehrsverbund Tirol, Inn-Bike, ÖBB, Tirol Werbung und Communalp an drei Standorten – Kufstein, Wörgl und Matrei am Brenner – im April 2021 einen fast vollautomatisierten Fahrradverleih gestartet, mit 25 Rädern, E-Bikes und Mountainbikes pro Standort. Die bahnhofsnahen Standorte erleichtern die Kombination mit der Bahnanreise. Ausgeliehen werden die Fahrräder via Smartphone und Kreditkarte über die Bike-Tirol-App. Eine Ausweitung auf andere Standorte soll ab dem Jahr 2022 erfolgen.

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VCÖ: Außerhalb Wiens Ost-West-Gefälle beim Privat-Autobesitz

VCÖ (Wien, 5. März 2025) Im Landeshauptstadt-Vergleich hat Wien mit 284 die mit Abstand wenigsten Privat-Autos pro 1.000 Einwohnerinnen und Einwohner, vor Innsbruck und der Stadt Salzburg, wie eine aktuelle VCÖ-Analyse auf Basis von Daten der Statistik Austria zeigt. Eine niedrige Autobesitzrate ist ein Zeichen für ein umfassendes, vielfältiges Mobilitätsangebot. Auch bei den Bundesländern gibt es außerhalb Wiens ein Ost-West-Gefälle beim Autobesitz privater Haushalte. Die Mobilitätorganisation VCÖ empfiehlt, an der Initiative Autofasten der katholischen und evangelischen Kirche teilzunehmen.

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Foto: Wolfgang Zajc

VCÖ zu Regierungsprogramm: Lichtblicke und Schattenseiten im Mobilitätsbereich

VCÖ (Wien, 27. Februar 2025) – Das heute präsentierte Regierungsprogramm enthält aus Sicht der Mobilitätsorganisation VCÖ Lichtblicke und Schattenseiten. Positiv sieht der VCÖ die Ziele zur weiteren Verbesserung und zum Ausbau des Öffentlichen Verkehrs und der Rad-Infrastruktur sowie zur Verringerung der Autoabhängigkeit in ländlichen Regionen. Ein Rückschritt für das Ziel, die Mobilität für Bevölkerung und Umwelt nachhaltig zu verbessern, sind die Pläne für den massiven Straßenausbau. Dieser steht nicht nur im Widerspruch zu den Klimazielen, sondern verursacht neben hohen Kosten auch zusätzliche Verkehrsbelastungen für die Bevölkerung, stellt der VCÖ in einer ersten Stellungnahme fest.

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