Immer mehr Städte setzen auf Vielfalt

Foto: Urte Speirokaite

Gassenfeste, Aneignung der Straßen durch Farben und Parklets, Partizipation der Bürgerinnen und Bürger – immer mehr Städte entdecken die vielfältigen Möglichkeiten der Nutzung des öffentlichen Raums, probieren sie aus und übertragen sie in den Alltag.

Kinder radeln, fahren Kreise, Menschen gehen oder stehen in Gruppen zusammen – mitten auf der Fahrbahn. Seit Mai 2019 ist in der Ernst-Melchior-Gasse im zweiten Bezirk in Wien ein großer blauer Bär auf die Straße gemalt und lädt zum Verweilen ein. Im Mai 2019 wurde während des #kommraus-Forum Öffentlicher Raum der Stadt Wien drei Tage lang an verschiedenen Orten in Wien ein vielfältiges Nutzen des öffentlichen Raums ausprobiert und erlebbar. Partizipativ gestaltet mit vielen zivilgesellschaftlichen Initiativen, Magistratsabteilungen und Bezirksvorstehungen. „Ich finde die Idee, das Fachkonzept Öffentlicher Raum in Form eines Festivals ö ffentlich zu diskutieren, sehr wichtig und die Umsetzung wirklich gelungen“, fasste Cornelia Dlabaja, Soziologin und Kulturwissenschaftlerin mit Schwerpunkt Stadtforschung, ihre Eindrücke zusammen. Sie leitete den Workshop „Der öffentliche Raum – ein Wohnzimmer für alle?“

Gestaltung ändert Verhalten

Die Stadt lebt dort, wo vielfältiges Leben Platz findet. Gestalterische Interventionen, bunte Bemalung des Straßenbelags, wie der blaue Bär, erweisen sich weitaus wirksamer als das Verkehrszeichen „Fußgängerzone“. Denn Gestaltung verändert Verhalten. Farbe ist eine Möglichkeit, die nachwirkt. Das Bespielen ist eine weitere Möglichkeit. Während des #kommraus Forums lebte die Zollergasse, in Wien-Neubau, für einen Tag auf: Lochtopia-Minigolf, Straßen- und Radspiel, Sesseltanz, Forumtheater, Silent Disco und vieles mehr machten den Straßenraum zum Lebensraum. In der Liebiggasse in Wien- Innere Stadt trugen Studierende Sofas, Pflanzen, Sessel auf die Fahrbahn vor ihrer Universität und machten sie zum öffentlichen Freiraum, der hier sonst schmerzlich fehlt. Gemeinsam wurden neue Eindrücke erschaffen und erlebt, wie es sein könnte. Tagein, tagaus prägen stehende und fahrende Autos die Alltagsrealität im Straßenraum, die sich als in unserem Gehirn ein als Normalzustand einprägt – und unsere Vorstellungskraft begrenzt.

Das Neue wird Normalität

Neues stößt meist auf Widerstand. Die Parklets der Grätzloase in Wien – Plätze zum Verweilen, mit Bankerln, Tischen, meist gerahmt mit Pflanzen, von Bewohnerinnen und Bewohnern, lokalen Gewerbetreibenden oder Vereinen errichtet für die Menschen im Grätzl auf einem Auto-Abstellplatz – zeigen, dass sich Widerstand mit der Zeit legt und das Neue Normalität wird. Die Genehmigung solcher Parklets ist mittlerweile weitgehend Routine. In München verwandeln Wanderbäume triste Straßen für einige Wochen in grüne Alleen. Mit der Aktion wirbt dort der Verein Green City seit 18 Jahren für eine dauerhafte Begrünung Münchens und die Alleen haben dort bereits mehr als 60 Straßen besucht. 150 Bäume wurden bereits sesshaft, heißt dauerhaft gepflanzt. Miteinander reden – mitreden Wenn die Bürgerinnen und Bürger mitgestalten, reduziert das Widerstände gegen Neues. Oxford, Madrid, Kinder radeln, fahren Kreise, Menschen gehen oder stehen in Gruppen zusammen – mitten auf der Fahrbahn. Seit Mai 2019 ist in der Ernst-Melchior-Gasse im zweiten Bezirk in Wien ein großer blauer Bär auf die Straße gemalt und lädt zum Verweilen ein. Im Mai 2019 wurde während des #kommraus-Forum Öffentlicher Raum der Stadt Wien drei Tage lang an verschiedenen Orten in Wien ein vielfältiges Nutzen des öffentlichen Raums ausprobiert und erlebbar. Partizipativ gestaltet mit vielen zivilgesellschaftlichen Initiativen, Magistratsabteilungen und Bezirksvorstehungen. „Ich finde die Idee, das Fachkonzept Öffentlicher Raum in Form eines Festivals ö ffentlich zu diskutieren, sehr wichtig und die Umsetzung wirklich gelungen“, fasste Cornelia Dlabaja, Soziologin und Kulturwissenschaftlerin mit Schwerpunkt Stadtforschung, ihre Eindrücke zusammen. Sie leitete den Workshop „Der öffentliche Raum – ein Wohnzimmer für alle?“ Gestaltung ändert Verhalten Die Stadt lebt dort, wo vielfältiges Leben Platz findet. Gestalterische Interventionen, bunte Bemalung des Straßenbelags, wie der blaue Bär, erweisen sich weitaus wirksamer als das Verkehrszeichen „Fußgängerzone“. Denn Gestaltung verändert Verhalten. Urbane Logistik: Entlastung der Stadt Sitten/Sion in der Schweiz, Frankfurt, Gdansk – repräsentative Räte der Bürgerinnen und Bürger sind ein Modell zur Teilhabe, das in immer mehr Städten eingesetzt wird. Auch in Österreich, etwa in Vorarlberg und Salzburg. Das Erfolgsrezept ist, dass die Räte ein Abbild der Gesellschaft und langfristig angelegt sind. Die ausgewählten Bürgerinnen und Bürger diskutieren Themen über einen längeren Zeitraum. Emotionales Polarisieren nimmt dabei ab, da sich Beziehungen aufbauen. Und sie geben konkrete Empfehlungen an die Politik. So wächst das Bewusstsein, dass die Straßen und Plätze der Ort sind, wo wir uns als Gesellschaft abbilden, wo Vielfalt sichtbar und Zusammenleben ausverhandelt wird.

Zurück zur Übersicht

VCÖ: Straßen in Städten müssen rascher an Erderhitzung angepasst werden

VCÖ (Wien, 28. Juni 2022) – Österreichs Städte müssen Straßen und den öffentlichen Raum rascher und stärker an die Erderhitzung anpassen, betont die Mobilitätsorganisation VCÖ. Städtische Straßen ohne Bäume und Grünflächen heizen sich tagsüber massiv auf, kühlen auch in der Nacht nur gering ab. Die Hitzewelle ist für viele Menschen eine ernste Gesundheitsgefahr. Die Zahl der Hitzetoten ist in Jahren mit heißen Sommern höher als die Zahl der Verkehrstoten, verdeutlicht der VCÖ. Um sichtbar zu machen, wo es Hitze-Hotspots gibt, können jetzt Bürgerinnen und Bürger auf der VCÖ-Website in einer Online-Karte Straßen und Plätze eintragen, wo es zu einem regelrechten Hitze-Stau kommt.

Mehr dazu
Foto: Sarah Duit

VCÖ: CO2-Ausstoß durch Autofahren steigt stark mit dem Einkommen

VCÖ (Wien, 3. Juni 2022) – Umso höher das Einkommen, umso mehr Diesel und Benzin wird getankt, wie eine aktuelle VCÖ-Analyse zeigt. Die zehn Prozent der Haushalte mit dem höchsten Einkommen tanken sechsmal so viel Sprit wie die zehn Prozent der Haushalte mit dem niedrigsten Einkommen und verursachen damit auch sechsmal so viel CO2. Von einer Verschiebung der CO2-Bepreisung profitieren wohlhabende Haushalte am stärksten. Der Klimabonus, der von den Einnahmen der CO2-Bepreisung gespeist wird, kommt wiederum Haushalten mit niedrigerem Einkommen stärker zugute. Ein nach Einkommen gestaffelter zusätzlicher Klimabonus ist daher sozial treffsicherer als ein Verschieben der CO2-Bepreisung. Auch die soziale und ökologische Treffsicherheit der Pendlerpauschale ist jetzt zu erhöhen.

Mehr dazu
Foto: Sarah Duit