Klimawandel setzt der Verkehrsinfrastruktur zu

Schwer beschädigte Straße durch Unwetter

Überschwemmungen, Murenabgänge, Hitze – die Folgen von Extremwettereignissen wirken sich immer deutlicher auf Österreichs Verkehrsinfrastruktur aus und verteuern den Erhalt von Straßen- und Schienenanlagen.

Von Bernhard Hachleitner

Im  Jahr 2015 wurden für den Zeitraum von 2016 bis zum Jahr 2045 in Österreich durchschnittliche jährliche Klimaschäden an Straßen von rund 27 Millionen Euro prognostiziert. Schon jetzt liegen diese Kosten weit höher. In den vergangenen fünf Jahren gaben die Länder im Schnitt 40,6 Millionen und die Asfinag 2,8 Millionen Euro für die Behebung von Katastrophenschäden aus. Tatsächlich fallen noch weit höhere Kosten an: Nicht nur ist ein Teil der Wetterschäden in den allgemeinen Erhaltungskosten versteckt, es fehlen österreichweite Zahlen für die Gemeindestraßen und zudem verursachen gesperrte Straßen und Bahnstrecken hohe Folgekosten etwa durch Lieferausfälle.

Das ist aber erst der Anfang, denn die Auswirkungen der Klimaerwärmung nehmen deutlich zu und betreffen nicht nur die Verkehrsinfrastruktur. „Die jährlichen volkswirtschaftlichen Schäden durch extreme Wetterereignisse in Österreich werden von durchschnittlich etwa zwei Milliarden Euro derzeit bereits bis ins Jahr 2050 auf einen wahrscheinlichen Bereich von fünf bis zehn Milliarden Euro steigen“, sagt Georg Pistotnik, Unwetterforscher bei GeoSphere Austria. Denn die Klimaerwärmung führt nicht nur zu längeren und intensiveren Hitzewellen, sondern auch zu häufigeren und intensiveren Starkregenereignissen. „Wir müssen auf noch stärkere und raschere Schwankungen zwischen zu viel und zu wenig Wasser vorbereitet sein.“ Gerade diese Starkregenereignisse haben große Auswirkungen auf die Verkehrsinfrastruktur: Straßen und Bahnstrecken werden überschwemmt oder in gebirgigen Lagen häufig von Muren verschüttet. So hat Mitte August 2024 ein Murenabgang Teile der Arlbergpassstraße weggerissen. Am selben Tag hat eine Stein-Geröll-Lawine die Silvretta- Hochalpenstraße verschüttet – zum wiederholten Mal.

Schäden durch Starkregen

Besonders drastisch zeigte sich diese Entwicklung im September des Jahres 2024, als Niederschläge in Österreich Schäden von mehr als einer Milliarde Euro verursachten. Die neue Westbahnstrecke war nach den Überschwemmungen monatelang gesperrt. Die Gesamtkosten für die ÖBB lagen bei knapp 100 Millionen Euro. Dabei ging es nicht nur um die Behebung der Schäden und Einnahmenausfälle, sondern auch darum, die Strecke künftig vor ähnlichen Ereignissen zu schützen. „Aus den Sperrungen der Westbahnstrecke wurden auch Lehren gezogen wie die Positionierung der technischen Ausrüstung in Tunneln“, sagt Ferdinand Pospischil, Leiter des Instituts für Eisenbahn-Infrastrukturdesign an der TU Graz. Besonders groß sind die durch den Klimawandel verursachten Probleme für Verkehrswege in gebirgigen Regionen. „Wir sehen hier zum Beispiel zunehmende Erdrutsche aufgrund von Starkregen, gleichzeitig die Austrocknung der Schutzwälder durch längere Hitzeperioden“, so Pospischil. An der TU Graz und anderen Universitäten wird deshalb intensiv an Maßnahmen geforscht, um Bahnstrecken widerstandsfähiger zu machen: „Drohnenbefliegungen und Sensornetze können beispielsweise die Waldgesundheit oder Böschungsbewegungen erkennen“, nennt Pospischil den gezielten Einsatz von bereits zur Verfügung stehenden Technologien.

Belastung durch Hitze

Hitze wiederum setzt den Gleisanlagen zu, aber auch den Straßen: Betonfahrbahnen können sich schlagartig aufwölben, es entstehen sogenannte Blow-ups, die sofortige Straßensperren und Reparaturen notwendig machen. Asphalt wird weicher, was wiederum zu Spurrillenbildung, vor allem durch schwere Lkw, führt. Hitze wird aber auch zunehmend zu einem Problem auf den Baustellen. Ab 32,5 Grad Celsius können Arbeitgebende die Schlechtwetterregelung wegen Hitze anwenden, um Arbeiterinnen und Arbeiter vor Gesundheitsschäden zu schützen. Die Asfinag geht deshalb davon aus, dass es in Zukunft öfter erforderlich sein könne, „dass auf Autobahn-Baustellen die beauftragten Bauunternehmen im Sommer zur Mittagszeit ihre Arbeiterinnen und Arbeiter abziehen.“

Alle diese Beispiele zeigen, dass die Erhaltung der Verkehrsinfrastruktur in den kommenden Jahren und Jahrzehnten durch Hitze, Starkregen und andere Extremwetterereignisse schwieriger, aufwändiger und teurer wird. Jeder Kilometer, um den unser im internationalen Vergleich ohnehin schon sehr langes Straßennetz zusätzlich verlängert wird, verschärft diese Probleme. Die Fakten sind laut Georg Pistotnik klar: „Die Klimakrise erfordert eine entschlossene Bekämpfung in Form einer Reduktion von Treibhausgasen und eine Anpassung an bereits unvermeidbare Folgen in den kommenden Jahrzehnten.“

Zurück zur Übersicht

VCÖ-Bahnhoftest: Hauptbahnhöfe von Rankweil, Seefeld und Wien von Fahrgästen am besten bewertet

Wien (VCÖ, 21. August 2022) – Der Bahnhof Seefeld in Tirol, der Bahnhof Rankweil und der Hauptbahnhof Wien sind die Gewinner des diesjährigen VCÖ-Bahnhoftest. Mehr als 11.000 Fahrgäste haben die Bahnhöfe nach 15 Kriterien bewertet. Insgesamt erhalten Österreichs Bahnhöfe von den Fahrgästen beim VCÖ-Bahnhoftest ein Gut. Großen Verbesserungsbedarf sehen die Fahrgäste bei Wartebereichen, Sanitäranlagen und beim Bahnhofumfeld. Drei von vier Fahrgästen kommen autofrei zum Bahnhof.

Mehr dazu
Foto: Sarah Duit

VCÖ zu WIFO-Studie: Pendlerpauschale rasch ökosozial reformieren

VCÖ (Wien, 11. Juli 2022) – Laut einer aktuellen Studie des WIFO betragen die klimaschädlichen Subventionen in Österreich mehr als fünf Milliarden Euro pro Jahr. Besonders hoch sind die klimaschädlichen Förderungen im Verkehrsbereich, wie beispielsweise die Steuerbegünstigung von Diesel und das Dienstwagenprivileg. Die aktuelle Form der Pendlerpauschale weist massive ökologische und soziale Mängel auf. Der VCÖ fordert eine rasche Reform der Pendlerpauschale und der Dienstwagen-Besteuerung sowie auf EU-Ebene die Abschaffung der Mineralölsteuer-Befreiung des Flugtreibstoffs Kerosin.

Mehr dazu
Foto: Sarah Duit