Kommentar

Wie am Arbeitsweg so im Alltag

Von Michael Schwendinger, VCÖ-Verkehrspolitik

95 Prozent unserer Alltagswege sind Routinewege. Das gilt natürlich auch für Arbeitswege. Routinierte Verhaltensmuster werden ohne starke Anreize oder Umbrüche im Leben kaum verändert. Aus individueller Perspektive sind sie effizient und bequem, niemand will schließlich jeden Tag neu überlegen, wie sie oder er zur Arbeit kommt. Außerdem übertragen sich Routinen von einem auf andere Lebensbereiche – Stichwort Gewohnheitsverallgemeinerung. In Österreich haben als wichtigster Wegzweck an Werktagen Arbeitswege somit automatisch Vorbildfunktion für andere Alltagswege und für andere Menschen. So zeigen Untersuchungen, dass die Verkehrsmittelwahl der Eltern auf das spätere Mobilitätsverhalten der Kinder abfärbt. Die Gretchenfrage ist, wie Routinen verändert werden. Allgemein gelten Lebensumbrüche – also Jobwechsel, Umzug oder Änderung der Familiensituation – als gute Ansatzpunkte. Gemeinden und Wohnbauträger können dies gezielt nutzen und die Mobilitätsroutinen von Neuzugezogenen durch Mobilitätsberatung und Schnupperangebote beeinflussen. Auch im Bereich Arbeitswege gibt es eine klare Antwort und die heißt betriebliches Mobilitätsmanagement. Die Palette an Maßnahmen ist breit und erfolgreiche Praxisbeispiele, sowohl für Unternehmen als auch für Beschäftigte, sind zahlreich. Um ins Tun zu kommen, braucht es Anreize und Impulse. Wenngleich die Umsetzung im Verantwortungsbereich der Unternehmen liegt, sollte die Öffentliche Hand im Rahmen der für das Erreichen der Klimaziele notwendigen Verkehrswende diesbezüglich stärker „anstupfen“ – etwa mit einem verpflichtenden Mobilitätsmanagement für große Betriebe. Es würde sich lohnen. Denn wie am Arbeitsweg, so auch im Alltag.

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