Nachgefragt - Christian Kimmich

Volkswirtschaftlich ist die Rechnung eindeutig

Porträtfoto von Christian Kimmich
Christian Kimmich, Head of Research und Sprecher Energie- und Umweltpolitik, Institut für Höhere Studien (IHS)

VCÖ-Magazin: Gegen die Transformation unseres Mobilitätsystems in Richtung klimaverträgliche Mobilität werden häufig die hohen Kosten und der Verlust von Wertschöpfung in der Automobilindustrie angeführt. Wie sieht eine seriöse volkswirtschaftliche Rechnung aus?

Christian Kimmich: Volkswirtschaftlich ist die Rechnung eindeutig. Die Schäden eines unkontrollierten Klimawandels würden die Kosten des Klimaschutzes bei weitem übersteigen. Wenn wir die Klimaschäden voll einberechnen würden, wäre die nachhaltige Mobilität schon heute nicht nur volkswirtschaftlich, sondern auch individuell wirtschaftlicher. Mit der zunehmenden Bepreisung von Emissionen sind wir auf dem richtigen Weg zu dieser Kostenwahrheit. Auch die Automobilindustrie stellt sich zunehmend dieser Realität. Nur durch einen raschen Wandel können die Wertschöpfungsverluste noch begrenzt werden.

VCÖ-Magazin: Welche konkreten Maßnahmen wären ökonomisch besonders sinnvoll?

Christian Kimmich: Neben der Bepreisung von CO2 im Verkehr sind es vor allem die Infrastrukturinvestitionen, die jetzt nötig sind, um den Wechsel zur klimaverträglichen Mobilität zu erleichtern. Ladeinfrastruktur für Autos und Lkw, Radwege, Mikro-ÖV im ländlichen Raum, aber auch die Effizienz des klassischen Öffentlichen Verkehrs sind zentrale Stellschrauben.

VCÖ-Magazin: Welche Maßnahmen sind notwendig, damit ein Wandel zu klimafreundlicher Mobilität ohne soziale Härten möglich wird?

Christian Kimmich: Eine effiziente öffentliche Infrastruktur ist wahrscheinlich die beste Grundlage, um soziale Härten abzufedern. Die E-Mobilität wird aber schon in wenigen Jahren wirtschaftlicher sein als fossile Autos, in vielen Einsatzbereichen ist sie es jetzt schon, auch ohne CO2-Bepreisung.

Zurück zur Übersicht

Nachhaltige Mobilität als Wirtschaftsfaktor

Nachhaltige Mobilität als Wirtschaftsfaktor

Mehr dazu

VCÖ: Österreich hat beim Straßenverkehr dritthöchsten Pro-Kopf CO2-Ausstoß der EU

VCÖ (Wien, 21. November 2024) – Im EU-Vergleich verursacht der Kfz-Verkehr in Österreich im Verhältnis zur Bevölkerungszahl den dritthöchsten Treibhausgas-Ausstoß, wie eine aktuelle VCÖ-Analyse auf Basis von Daten der Europäischen Umweltagentur zeigt. Österreich zählt aber zu den elf EU-Staaten die den Pro-Kopf-Treibhausgas-Ausstoß des Straßenverkehrs seit dem Jahr 2015 reduziert haben. Innerhalb Österreichs hat Wien im Verhältnis zur Bevölkerungszahl den niedrigsten Treibhausgas-Ausstoß des Verkehrs. In allen Bundesländern sind die klimaschädlichen Emissionen des Verkehrs höher als im Jahr 1990. Die Mobilitätsorganisation VCÖ fordert verstärkte Maßnahmen gegen den Lkw-Transit sowie verstärktes Mobilitätsmanagement bei Unternehmen, Freizeiteinrichtungen und Tourismusregionen.

Mehr dazu
Foto: Bernhard Mittelbach