Nachgefragt - Karl Grimm

„Klare Vorgaben für Klimawandelanpassung und Renaturierung“

Porträtfoto von Karl Grimm
Zivilingenieur für Landschaftsarchitektur und Mitglied der Arbeitsgruppe Schwammstadt

VCÖ-Magazin: Was hat das Schwammstadt-Prinzip mit Bäumen zu tun?

Karl Grimm: Das „Schwammstadt-Prinzip für Bäume“ ist eine Bauweise bei Baumpflanzungen, die dauerhaften, luft- und wasserversorgten Wurzelraum unter versiegelten Oberflächen ermöglicht.

VCÖ-Magazin: Was ist der Nutzen, besonders in Hinsicht auf den Klimawandel?

Karl Grimm: Bäume mit gut ausgebildeten Kronen wirken mikroklimatisch durch Beschattung und Verdunstung kühlend und haben viele weitere positive Effekte. Das Schwammstadt-Prinzip für Bäume ermöglicht eine erfolgreiche Entwicklung von Bäumen an Standorten, die ansonsten nicht dafür geeignet sind. Die Zwischenspeicherung von Regenwasser im Wurzelraum hilft, Dürreperioden zu überbrücken.

VCÖ-Magazin: Wo kann das Schwammstadt-Prinzip angewendet werden – beziehungsweise wo ist es nicht möglich?

Karl Grimm: Überall, wo Bäume in befestigten Flächen gewünscht sind und ausreichender Wurzelraum (ohne allzu viele unterirdische Einbauten) sowie geeignetes Niederschlagswasser zur Versorgung der Bäume verfügbar sind. Planung und Bau verursachen Mehraufwand, die Bauweise sollte nur dort eingesetzt werden, wo sie tatsächlich ein besseres Gedeihen von Bäumen ermöglicht.

VCÖ-Magazin: Passen die Rahmenbedingungen oder würden Sie sich Änderungen wünschen?

Karl Grimm: Die Ziele von Klimawandelanpassung und Renaturierung in Siedlungsgebieten sollten konsequenter durch klare Vorgaben zur Begrünung sowie Information und Förderung unterstützt werden. Für die Wasserversorgung der Bäume sollte die Nutzung weniger stark belasteter Niederschlagswässer von Dächern statt stärker verunreinigter Straßenwässer ermöglicht und bevorzugt werden.

Zurück zur Übersicht

Infrastruktur für erdölfreien Lkw-Verkehr planen

Um lokal emissionsfreie Lkw einsetzen zu können, braucht es eine gut ausgebaute Lade- und Tankinfrastruktur. Um Erdölunabhängigkeit auch im Straßengüterverkehr zu erreichen, sollte dabei ein strategischer Fokus auf die Ladeinfrastruktur von E-Lkw gelegt werden.

Mehr dazu
Foto: Scania CV AB (publ)

Tempo 30 in der Stadt rettet Leben

Menschen in Städten sind besonders von den negativen Auswirkungen des Verkehrs betroffen – und das hat auch gesundheitliche Folgen. Abgestellte Autos nehmen in Städten einen großen Teil des öffentlichen Raums ein. Die starke Versiegelung ändert das Mikroklima und erhöht lokal die Hitze nachweislich. Gleichzeitig stellen sowohl durch abgestellte Autos verstellte Straßen und Kreuzungen aufgrund der Sichteinschränkung und die hohen Geschwindigkeiten der fahrenden Fahrzeuge ein Sicherheitsrisiko insbesondere für alle, die zu Fuß, mit Fahrrad oder Roller mobil sind, dar. Verkehr verursacht maßgeblich Schadstoffe in der Luft. Das führt zu Lungenkrankheiten und Einschränkungen wie Atemnot oder Husten. Kopfschmerzen und Schlafstörungen sind nur zwei der vielen Auswirkungen von dauerhaftem Verkehrslärm auf die Gesundheit der Menschen. Eines ist klar, Verkehr beeinträchtigt unsere Gesundheit.

Mehr dazu
Foto: Spencer Imbrock, unsplash