Nachhaltige Mobilität als Wirtschaftsfaktor

Porträtfoto von Katharina Jaschinsky
Katharina Jaschinsky, VCÖ-Verkehrspolitik

Der Wirtschaftsmotor der Autoindustrie stottert. Die europäischen Hersteller haben die veränderte Nachfrage am Weltmarkt, insbesondere in China, verschlafen. Ideologisches Beharren am Verbrennungsmotor verursacht nicht nur großen ökologischen, sondern auch großen ökonomischen Schaden. Leidtragende sind viele Beschäftigte, die – trotz Milliarden-Gewinne der Autohersteller – um ihren Arbeitsplatz bangen müssen oder ihn bereits verloren haben.

Anders in der Bahnindustrie: Die Auftragsbücher sind voll. Die Nachfrage nach Schienenfahrzeugen und Schienentechnologien ist größer als das Angebot. Österreich spielt in der Bahnindustrie in der globalen Champions League. Das kleine Österreich liegt bei den Exporten von Schienenfahrzeugen in absoluten Zahlen weltweit an vierter Stelle – nur die viel größeren Staaten Deutschland, China und USA liegen vor Österreich. Allein in den Unternehmen der Bahnindustrie sind hierzulande mehr als 15.000 Menschen direkt beschäftigt. Indirekt und induziert sichert die Bahnindustrie weitere knapp 13.000 Arbeitsplätze. Der Öffentliche Verkehr ist eine Job-Lokomotive, die in Österreich gemeinsam mit den öffentlichen Verkehrsunternehmen, den Verkehrsverbünden, den Technologieunternehmen, Start-ups und Forschungseinrichtungen zigtausenden Menschen Beschäftigung sichert.

Noch weniger als beim Öffentlichen Verkehr wird erkannt, dass auch die Mobilität zu Fuß und mit dem Fahrrad ein kräftiger Wirtschaftsfaktor ist. Einschließlich Rad-Tourismus generieren Gehen und Radverkehr in Österreich eine Brutto-Wertschöpfung von rund 3,5 Milliarden Euro pro Jahr und sichern direkt, indirekt und induziert mehr als 50.000 Arbeitsplätze.

Was für Österreich fehlt, gibt es für Deutschland: Eine Studie, die die Wirtschaftskraft von Schienenverkehr, Busverkehr, Fahrradwirtschaft, Carsharing sowie der Taxibranche untersucht hat. In Deutschland generiert die nachhaltige Mobilität eine Wertschöpfung von rund 118 Milliarden Euro und sichert insgesamt 1,4 Millionen Arbeitsplätze.

Durch die Elektrifizierung zählen auch die Erzeugung von und Versorgung mit erneuerbaren Energien längst zu den Branchen für nachhaltige Mobilität. Österreich hat die besten Voraussetzungen Europas Kompetenzzentrum für nachhaltige Mobilität zu werden. Eine Riesenchance, um neue Arbeitsplätze zu schaffen, die heimische Wirtschaft nachhaltig zu stärken und gleichzeitig die Klimaziele zu erreichen.

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VCÖ: Verkehr benötigt die meiste Energie und hat die größte Erdölabhängigkeit aller Sektoren in Österreich

VCÖ (Wien, 13. April 2023) – Der Verkehr ist Österreichs größter Energiefresser, wie eine aktuelle VCÖ-Publikation zeigt. Der Verkehr hat von allen Sektoren den höchsten Energiebedarf, weist im Vergleich zum Jahr 1990 die größte Zunahme des Verbrauchs auf und ist massiv von - großteils importiertem - Erdöl abhängig. Gleichzeitig kann schon mit heute zur Verfügung stehenden Maßnahmen der Energiebedarf des Verkehrs deutlich reduziert werden, wie die heutige VCÖ-Fachkonferenz zeigte. Neben der Reduktion des Verkehrsaufwands und der Verlagerung auf energiesparende Mobilitätsformen ist auch der Einsatz von effizienten Antrieben zentral.

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Energiewende im Verkehr © Katharina Lutzky

VCÖ: Regionalbahnen in Österreich legten im Vorjahr stark an Fahrgästen zu

VCÖ (Wien, 12. April 2023) – Die Regionalbahnen legten im Vorjahr kräftig an Fahrgästen zu, wie eine aktuelle VCÖ-Analyse zeigt. Mit den 17 Regionalbahnen, die nicht zur ÖBB gehören, fuhren im Jahr 2022 insgesamt 33,5 Millionen Fahrgäste und damit um rund 6,4 Millionen mehr als im Jahr 2021. Damit liegen die Regionalbahnen nur noch etwas mehr als acht Prozent unter dem Höchstwert im Vor-Pandemie-Jahr 2019. Um einen verstärkten Umstieg vom Auto auf die Bahn zu erreichen, ist neben häufigeren Bahnverbindungen auch Mobilitätsmanagement von Betrieben, Freizeiteinrichtungen und Tourismusregionen wichtig, betont die Mobilitätsorganisation VCÖ.

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