Unerwünschte Nebenwirkungen einer E-Bike-Helmpflicht

Radahren Graz Foto (c) Irene Bittner

Eine Helmpflicht fürs Fahren mit Elektrofahrrädern kann negative Folgen für Unfallopfer haben. Es gibt wirksamere Maßnahmen, um die Sicherheit für das Radfahren zu erhöhen.

Der Elektromotor verlängert die Reichweite des Fahrrads und ermöglicht es etwa Pendlerinnen und Pendlern längere Arbeitswege mit dem Fahrrad zu fahren. In den vergangenen Jahren haben viele ein Jobrad genommen und leisten damit einen Beitrag zur Reduktion von Staus. Ältere Menschen wiederum können dank des Elektrofahrrads länger mit dem Fahrrad mobil sein, auch weitere oder hügelige Strecken zurücklegen. Obwohl nicht im Regierungsprogramm enthalten, steht nun eine Helmpflicht für Elektrofahrräder und E-Scooter zur Diskussion. Das Tragen eines Helms ist zu empfehlen. Eine Helmpflicht führt aber zu juristischen und versicherungstechnischen Risiken. Auch wenn man mit dem E-Bike völlig unverschuldet etwa von einem Pkw oder Lkw niedergefahren wird, würde man weniger Schmerzengeld bekommen, wenn kein Helm getragen wurde. Mit einer Bewusstseinskampagne kann die Helmtragequote erhöht werden. Es kann gezeigt werden, wie ein Helm richtig zu tragen ist. Falsch getragene Helme schützen nicht ausreichend. Im Vorjahr kamen im Straßenverkehr in Österreich 20 Personen mit Elektrofahrrad ums Leben, jeder zweite erlitt trotz Radhelms tödliche Verletzungen. In vielen Unfallsituationen hängt die Verletzungsschwere vom Unfallgegner ab: von dessen Geschwindigkeit, von Größe und Gewicht des Kraftfahrzeugs, etwa ob es ein Kleinwagen oder ein Lkw ist.

Radwege und niedrigere Tempolimits retten Menschleben

Es gibt viel wirksamere Maßnahmen für mehr Sicherheit für E-Bike-Fahrende. Die wichtigste Maßnahme ist eine gute Radinfrastruktur. Im Vorjahr passierte kein einziger tödlicher E-Bike- Unfall auf einem Radweg. Eine zweite wichtige Maßnahme sind niedrigere Tempolimits. Neun der elf tödlichen E-Bike-Unfälle im Ortsgebiet passierten auf Straßen, wo mehr als 30 km/h erlaubt waren. Eine Helmpflicht würde auch das Ende von Sharing-Angeboten mit Elektrofahrrädern bedeuten. In den vergangenen Jahren haben zudem einige Städte E-Scooter-Sharing als Zubringer zum Öffentlichen Verkehr eingeführt. Diese Mobilitätsangebote würden mit einer Helmpflicht wegfallen. Kaum jemand wäre bereit, von anderen verwendete, verschwitzte Helme zu tragen. Auch bei E-Scooter gibt es bessere Lösungen, etwa indem das Tempo auf 20 km/h gedrosselt wird.

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VCÖ: Radverkehr in Wien ist im 1. Halbjahr erneut gestiegen

VCÖ (Wien, 23. August 2024) – Die Wienerinnen und Wiener treten immer fleißiger in die Pedale: Auch heuer ist im 1. Halbjahr der Radverkehr gestiegen, wie eine aktuelle VCÖ-Analyse auf Basis der automatischen Radzählstellen der Stadt Wien zeigt. Bei den 17 Radverkehrszählstellen waren in den ersten sechs Monaten in Summe 5,51 Millionen Radfahrerinnen und Radfahrer unterwegs, um neun Prozent mehr als im 1. Halbjahr 2023. Die meisten Radfahrerinnen und Radfahrer wurden in der Operngasse gezählt, vor der Lassallestraße und dem Praterstern. Die Mobilitätsorganisation VCÖ fordert mehr Platz zum Radfahren sowie verstärktes betriebliches Mobilitätsmanagement.

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Nahversorgung im Ort stärken, Lebensqualität erhöhen

Das Potenzial durch die Förderung des Gehens und Radfahrens die Orte zu beleben, ist in ganz Österreich groß. Die Mobilitätserhebungen zeigen, dass auch in kleineren Gemeinden jeder fünfte Alltagsweg in Gehdistanz ist. Die Hälfte der Alltagswege ist kürzer als fünf Kilometer, eine Distanz, die gut mit dem Fahrrad gefahren werden kann. Gemeinden und Städte, die im Ort gute Bedingungen zum Radfahren schaffen, werden von der Bevölkerung mit mehr Radverkehr belohnt.

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Foto: Spencer Imbrock, unsplash