Urban soul

Die Chance ergreifen

Von Michael Schwendinger, VCÖ-Verkehrspolitik

„If I can make it there, I‘ll make it anywhere“, sang Liza Minnelli 1977 über New York. Nicht nur sie machte sich auf in Richtung Metropole. Seit dem Jahr 2008 leben weltweit erstmals mehr Menschen in Städten als in ländlichen Regionen, im Jahr 2050 werden es mehr als zwei Drittel sein. Und: Gerade in Städten ist die Klimaerhitzung besonders deutlich wahrnehmbar. Das nachkriegszeitliche Leitbild der „autogerechten Stadt“ hielt, was es versprach: eine autogerechte Stadt. Dass eigentlich Menschen in Städten wohnen, ist bekannt – und wurde etwa in der „Leipzig Charta zur nachhaltigen europäischen Stadt“ im Jahr 2007 von den EU-Mitgliedstaaten verschriftlicht. Fußläufige Integration von Wohnen, Arbeiten und Freizeit für lebendige Grätzel statt entfernte Einkaufszentren und autogerechte Verkehrsflächen. Trotzdem scheinen Pkw-Parkplätze im lokalpolitischen Tagesgeschäft die solideste Währung zu sein. Doch die Praxis zeigt: Mutige, auf Lebensqualität fokussierte Stadtpolitik wirkt und wird honoriert. Um nur ein Beispiel zu nennen: Ljubljanas Bürgermeister Zoran Jankovic legt den Fokus konsequent auf urbane Lebensqualität. Im Jahr 2012 wurde er – als erster Bürgermeister seit dem Jahr 1945 – mit absoluter Mehrheit im Amt bestätigt. Im Jahr 2015 befreite er die Hauptverkehrsader Slovenska cesta von der täglichen Blechlawine. Auch Gent ist Vorbildstadt – und besser als durch den zuständigen Vizebürgermeister Filip Watteeuw ist es kaum auf den Punkt zu bringen: „Es ist möglich, eine große Veränderung mit einem enorm positiven Ergebnis in einer relativ kurzen Zeitspanne zu erreichen, und es gibt keinen Grund, davor Angst zu haben, das zu tun, was gemacht werden muss.“ Dem wird wahrscheinlich auch Liza Minnelli zustimmen, wenn sie auf dem im Jahr 2009 zur Fußgängerzone umgestalteten Time Square flaniert.

Ihre Meinung dazu an michael.schwendinger@vcoe.at

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VCÖ: Tarife fürs Parken nach Fahrzeuggröße und Stadtgebiet differenzieren

VCÖ (Wien, am 20. Mai 2025) – Ob in Österreich oder international, Städte haben ähnliche Ziele: Die Verkehrsbelastung für die Anrainerinnen und Anrainer reduzieren, mehr Platz schaffen für Begrünungen im Straßenraum, um die durch den Klimawandel zunehmende Hitze erträglich zu machen. Eine Maßnahme, die dazu beiträgt, diese Ziele zu erreichen, ist Parkraumbewirtschaftung. Ein aktueller internationaler Vergleich des VCÖ zeigt, dass in Österreichs Städten die Tarife fürs Parken niedrig sind und eine Differenzierung nach Größe des Fahrzeugs und nach Stadtgebiet fehlt.

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