VCÖ: In Österreich 23 Verkehrstote in den vergangenen elf Tagen – bei Hitze steigt das Unfallrisiko

VCÖ: Gleiten statt rasen, aufmerksam fahren, wenn möglich mit Bahn oder Bus chauffieren lassen

VCÖ (Wien, 23. August 2023) – 23 Menschen kamen in den vergangenen elf Tagen bei Verkehrsunfällen in Österreich ums Leben, zahlreiche wurden verletzt. Die Mobilitätsorganisation VCÖ warnt, dass bei Hitze das Unfallrisiko steigt. Auch in den vergangenen zwei Jahren gab es an Hitzetagen mehr Verkehrsunfälle mit Personenschaden. Hitze belastet den Körper, die Konzentrationsfähigkeit sinkt, Fahrfehler nehmen zu. Der VCÖ empfiehlt, dort wo möglich öffentliche Verkehrsmittel zu nutzen. Wer Auto fährt, langsamer fahren, volle Konzentration auf das Verkehrsgeschehen, nicht telefonieren, bei längeren Fahrten häufiger Pause machen.

Der Blutzoll auf Österreichs Straßen war in den vergangenen Tagen extrem hoch. Seit 12. August kamen bei 16 tödlichen Verkehrsunfällen insgesamt 23 Menschen ums Leben, informiert die Mobilitätsorganisation VCÖ. Während im 1. Halbjahr im Schnitt ein Mensch pro Tag im Straßenverkehr ums Leben kam, waren es in den vergangenen elf Tagen doppelt so viele. Bei weiteren Unfällen wurden zudem zahlreiche Menschen verletzt, zum Teil schwer.

Der VCÖ weist darauf hin, dass bei Hitze das Unfallrisiko steigt. Im Vorjahr kam es in zwischen Mai und September an Tagen mit 30 Grad oder mehr im Schnitt zu 144 Verkehrsunfällen pro Tag und damit um 18 Prozent mehr als an Tagen mit Temperaturen unter 30 Grad, wie eine VCÖ-Analyse auf Basis von Daten der Statistik Austria zeigt. Im Jahr 2021 gab es sogar um 25 Prozent mehr Verkehrsunfälle mit Personenschaden.

„Hitze belastet das Herz-Kreislaufsystem, führt zu reduzierter Konzentrationsfähigkeit. Auch schlafen zahlreiche Menschen schlechter, sind müder und reagieren gereizter. All das hat negative Auswirkungen auf die Verkehrssicherheit, die Fahrfehler nehmen zu“, erklärt VCÖ-Expertin Lina Mosshammer.

Der VCÖ empfiehlt, dort wo es möglich ist, auf der gesamten Strecke oder mittels Park & Ride zumindest auf einen Teil des Weges statt Auto oder Motorrad öffentliche Verkehrsmittel zu nutzen. „Damit ist man sicherer mobil, vermeidet klimaschädliches CO2 und entlastet die Straßen, was jenen zu Gute kommt, die keine Alternative zum Pkw haben“, betont VCÖ-Expertin Lina Mosshammer. Darüber hinaus tragen Autofahrten zur Ozonbelastung bei und heizen auch die Umgebung auf, strahlen Motorwärme ab, verschärfen insbesondere in Städten die Hitzebelastung.

Wer unvermeidbare Autofahrten hat, kann durch das eigene Fahrverhalten dazu beitragen, das Unfallrisiko zu reduzieren, erinnert der VCÖ. An Hitzetagen ist es besonders ratsam, das Tempo zu reduzieren, das Motto „gleiten statt rasen“ zu beherzigen und mit voller Aufmerksamkeit zu fahren. Konkret heißt das, beim Fahrzeuglenken nicht zu telefonieren, auch nicht mit Freisprecheinrichtung und hinsichtlich Alkohol das Motto „Don’t drink & drive“ beherzigen. Darüber hinaus die Klimaanlage nicht zu kalt einstellen. Ist die Klimaanlage zu kalt eingestellt, erhöht das nicht nur den Spritverbrauch, sondern belastet auch den Kreislauf. Bei längeren Fahrten unbedingt häufiger Pause machen und ausreichend Wasser trinken.

„Seit Jahresanfang kamen in Österreich bereits 257 Menschen bei Verkehrsunfällen ums Leben. Die Zahl der Verkehrstoten in Österreich ist schon jetzt höher als in der Schweiz im gesamten Vorjahr“, fordert VCÖ-Expertin Lina Mosshammer verstärkte Verkehrssicherheitsmaßnahmen in Österreich, wie verstärkte Kontrollen, niedrigere Tempolimits sowie die Erweiterung des Vormerksystems. In der Schweiz verloren im Vorjahr 241 Menschen bei Verkehrsunfällen ihr Leben.

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Foto: Verena Zeuschner