VCÖ-Analyse: Autoverkehr auf Autobahnen und Schnellstraßen noch deutlich unter Vor-Pandemie-Niveau

VCÖ: Mobilitätsmanagement und mehr Öffi-Angebot für die Regionen nötig, um Zunahme des Autoverkehrs zu verhindern

VCÖ (Wien, 20. Mai 2022) – Im Vergleich zu den von Lockdowns geprägten Jahren 2020 und 2021 hat der Autoverkehr auf Österreichs Autobahnen und Schnellstraßen heuer zugenommen. Im Vergleich zu den ersten vier Monaten des Jahres 2019 war die Verkehrsbelastung aber deutlich niedriger, wie eine aktuelle VCÖ-Analyse auf Basis von Daten der Asfinag zeigt. Bei jeder dritten Zählstelle beträgt der Rückgang mehr als zehn Prozent. Dämpfend wirken die gestiegenen Spritpreise, im Raum Wien zusätzlich auch die Ausweitung der Parkraumbewirtschaftung. Die Mobilitätsorganisation VCÖ fordert mehr Bahn- und Busverbindungen sowie verstärktes betriebliches Mobilitätsmanagement. Zudem schlägt der VCÖ für Autobahnen in Ballungsräumen nach internationalem Vorbild Schnellbusse mit eigener Busspur vor.

Die A23 ist Österreichs am stärksten befahrene Autobahn mit durchschnittlich 154.300 Pkw pro Tag auf der Höhe Donauinsel, wie eine aktuelle VCÖ-Analyse auf Basis der Daten der Asfinag zeigt. Das waren zwar um 11.800 Pkw pro Tag mehr als in den ersten vier Monaten des Vorjahres, als es Lockdowns gab, aber um 18.300 Pkw pro Tag weniger als vor der Covid-Pandemie im Jänner bis April 2019. Kein Einzelfall: Von den 236 analysierten Zählstellen, weist jede dritte gegenüber dem Vergleichszeitraum im Jahr 2019 einen Rückgang von mehr als zehn Prozent auf, weitere vier von zehn Zählstellen einen Rückgang von fünf bis zehn Prozent.

„Die gestiegenen Spritpreise wirken natürlich verkehrsreduzierend. Es werden Fahrgemeinschaften gebildet, es steigen mehr auf öffentliche Verkehrsmittel und das Fahrrad um. Was sich auch zeigt, im Raum Wien macht sich zusätzlich die Ausweitung der Parkraumbewirtschaftung bemerkbar“, stellt VCÖ-Experte Michael Schwendinger fest. So nahm der Autoverkehr auf der A7 in Linz bei Bindermichl im März 2022 nur um 0,3 Prozent gegenüber dem März 2019 ab, und im April um 2,2 Prozent gegenüber April 2019, während auf der A23 in Wien im März der Rückgang 11,2 Prozent und im April 10,2 Prozent betrugt. Im Jänner und Februar war der Unterschied zwischen den beiden Zählstellen deutlich geringer.

Jene vier Prozent der Zählstellen, wo es heuer mehr Autoverkehr als in den ersten vier Monaten des Jahres 2019 gab, sind in Oberösterreich auf der A7, A9 und A25, in der Steiermark auf der A9 und in Vorarlberg auf der A14, berichtet der VCÖ.

„Angesichts der aktuellen Energiekrise und der sich verschärfenden Klimakrise braucht es verstärkte Maßnahmen zur Reduktion der Verkehrsbelastung. Durch Angebotsverbesserungen sollen alle, die umsteigen wollen, die Möglichkeit dazu bekommen. Und für alle, die schon heute können, braucht es verstärkte Anreize und Unterstützung durch gezielte Information, diese Möglichkeiten auch zu nutzen“, betont VCÖ-Experte Michael Schwendinger.

Für den Pendelverkehr zur Arbeit spielen die Betriebe und Unternehmen eine zentrale Rolle. In den vergangenen Jahren ist es etlichen Unternehmen durch betriebliches Mobilitätsmanagement gelungen, dass mehr Beschäftigte statt mit dem Auto mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder Fahrrad zur Arbeit kommen. Neben Anreizen wie Öffi-Jobtickets und Jobräder sowie Bewusstseinskampagnen ist auch die Reduktion der Pkw-Abstellplätze am Firmengelände wichtig. Erfolgreiche Beispiele sind etwa Boehringer-Ingelheim in Wien-Hetzendorf, Infineon in Villach, Berger Logistik in Wörgl, Haberkorn in Wolfurt oder die Anton-Paar GmbH bei Graz.

International wirksam sind zudem Busspuren für Schnellbusse auf den Autobahnen in Ballungsräumen. Bus Rapid Transport Systeme sind für jene Strecken optimal, wo es kein Schienennetz gibt. Damit die Fahrgäste, die zur Staureduktion beitragen, nicht im Stau stehen, gibt es eine eigene Busspur. „Ein Bus, der 80 Fahrgästen Platz bietet, ersetzt beim aktuellen Besetzungsgrad, 72 Pkw. Stehend aneinandergereiht ergeben 72 Pkw eine rund 500 Meter lange Autokolonne, fahrend brauchen sie mit Sicherheitsabstand natürlich noch mehr Platz“, verdeutlicht VCÖ-Experte Schwendinger.

Wichtig sind auch die Bundesländer, die mit mehr regionalen Bahn- und Busverbindungen und dem raschen Ausbau der Rad-Infrastruktur wesentlich dazu beitragen können, dass die Bevölkerung energiesparend und klimaverträglicher mobil sein kann.

VCÖ: Auf 95 Prozent der Zählstellen im heurigen Jahr weniger Autoverkehr als vor der Pandemie (Jänner bis April 2022 zu Jänner bis April 2019)

Rückgang um über 10 Prozent: 32 Prozent

Rückgang um 5 bis 10 Prozent: 41 Prozent

Rückgang um 0,1 bis 5 Prozent: 23 Prozent

Zunahme des Autoverkehrs: 4 Prozent

Quelle: Asfinag, VCÖ 2022

 

VCÖ: Auf den Autobahnen und Schnellstraßen weniger Autoverkehr als vor Covid-19 Pandemie (Pkw-Verkehr pro Tag, von Jänner bis April 2022 im Vergleich zu Jänner bis April 2019 - jeweils Zählstelle mit höchster Verkehrsbelastung je Autobahn / Schnellstraße)

A23 Donauinsel 154.300 Pkw / Tag (minus 10,6 Prozent)

A2 Biedermannsdorf 136.500 Pkw / Tag (minus 8,4 Prozent)

A22 Brigittenauer Brücke 95.600 Pkw / Tag (minus 8,7 Prozent)

A7 Bindermichl 85.400 Pkw / Tag (minus 3,7 Prozent)

A1 Haid 85.000 Pkw / Tag (minus 5,9 Prozent)

A21 Brunn / Gebirge 73.100 Pkw / Tag (minus 6,8 Prozent)

A4 HASt Simmering 65.700 Pkw / Tag (minus 22,5 Prozent)

A12 Ampass 62.600 Pkw / Tag (minus 7,7 Prozent)

A14 Wolfurt-Lauterach 57.500 Pkw / Tag (minus 3,0 Prozent)

A9 Graz-Webling 56.000 Pkw / Tag (plus 1,9 Prozent)

A10 Anif 54.400 Pkw / Tag (minus 10,2 Prozent)

A25 Marchtrenk 43.700 Pkw / Tag (plus 0,2 Prozent)

A8 Krenglbach 39.900 Pkw / Tag (minus 3,4 Prozent)

S2 Hermann Gebauer Straße 39.600 Pkw / Tag (minus 5,9 Prozent)

A13 Gärberbach 36.200 Pkw / Tag (minus 6,5 Prozent)

A3 Ebreichsdorf 32.900 Pkw / Tag (minus 10,4 Prozent)

A5 Eibesbrunn 31.400 Pkw / Tag (minus 6,8 Prozent)

S5 Zaina 28.900 Pkw / Tag  (minus 8,3 Prozent)

S1 Seyring 28.100 Pkw / Tag (minus 5,1 Prozent)

S6 Natschbach 27.400 Pkw / Tag (minus 3,5 Prozent)

S33 Getzersdorf 27.000 Pkw / Tag (minus 6,6 Prozent)

S31 Wulkaprodersdorf 23.000 Pkw / Tag (minus 5,7 Prozent)

S4 Wr. Neustadt Süd 22.900 Pkw / Tag (minus 2,1 Prozent)

S10 Götschka 16.500 Pkw / Tag (kein Vergleichswert)

S35 Peggau 16.400 Pkw / Tag (minus 9,9 Prozent)

S37 Zollfeld 16.300 Pkw / Tag (kein Vergleichswert)

A6 Potzneusiedl  16.300 Pkw / Tag (minus 11,2 Prozent)

S16 Grins 13.500 Pkw / Tag (minus 10 Prozent)

S3 Göllerdorf 12.100 Pkw / Tag (kein Vergleichswert)

A11 St. Ulrich 10.200 Pkw / Tag (minus 2,9 Prozent)

Quelle: Asfinag, VCÖ 2022

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