VCÖ: Asphaltwüsten verschärfen Hitzebelastung - bereits 2.400 Quadratkilometer Österreichs durch Bau und Verkehrsflächen versiegelt

VCÖ: Entsiegelungsprogramm in Städten und Gemeinden rasch umsetzen

VCÖ (Wien, 19. Juli 2022) – Die Hitzewelle erreicht Österreich. Die massive Verbauung in Österreich und die dadurch einhergehende Versiegelung von Böden mit Asphalt und Beton verschärft das Hitzeproblem. Asphalt heizt sich in der Sonne auf über 60 Grad auf. Die Mobilitätsorganisation VCÖ weist darauf hin, dass bereits rund 2.400 Quadratkilometer in Österreich durch Asphalt und Bauflächen versiegelt sind. Hitzewellen werden in Zukunft durch den Klimawandel zunehmen. Es braucht rasche Entsiegelungsmaßnahmen in den Städten und Gemeinden, betont der VCÖ. Zudem ruft der VCÖ die Bevölkerung auf, Straßen und Plätze, die Hitze-Hotspots sind in der VCÖ-Hitzekarte einzutragen.

Zwölf Fußballfelder. So groß war die Fläche, die zwischen 2015 und 2020 im Schnitt jeden Tag für Gebäude, Straßen und Parkplätze mit Asphalt und Beton versiegelt wurde, wie eine aktuelle VCÖ-Analyse auf Basis von Daten des Umweltbundesamts zeigt. Insgesamt ist in Österreich bereits eine Fläche von rund 2.400 Quadratkilometer durch Gebäude- und Verkehrsflächen versiegelt. Das entspricht fast der gesamten Fläche des Bundeslands Vorarlberg.

„Während unverbaute Böden, wie beispielsweise Wiesen, Regenwasser aufnehmen und bei Hitze die Umgebung kühlen, heizen mit Asphalt oder Beton versiegelte Flächen die Umgebung massiv auf. Große Pkw-Abstellplätze bei Supermärkten und Einkaufszentren sind regelrechte Asphaltwüsten und verursachen Hitze-Stau, ebenso städtische Straßen, wo es keine Bäume und keine Grünflächen gibt“, stellt VCÖ-Expertin Lina Mosshammer fest.

Hitze ist eine große Gesundheitsgefahr vor allem für chronisch kranke Menschen sowie für ältere Menschen. In Jahren mit heißem Sommer gibt es mehr Hitzetote als Verkehrstote. In Österreich war das beispielsweise im Jahr 2018 der Fall, als 409 Menschen bei Verkehrsunfällen getötet wurden, die Hitze aber sogar 550 Menschen das Leben kostete. Aufgrund der Erderhitzung wird die Zahl der Hitzetage in Österreich künftig weiter zunehmen.

„Österreichs Städte und Gemeinden müssen ihren Straßenraum rascher an die Erderhitzung anpassen. Konkret heißt das mehr schattenspendende Bäume, mehr Grünflächen und verstärkte Entsiegelung“, erklärt VCÖ-Expertin Mosshammer. So sollte jeder großflächige Pkw-Abstellplatz mindestens einen Baum pro Stellplatz aufweisen und Asphalt oder Beton möglichst durch versickerungsfähige Oberflächen ersetzt werden. Während bei asphaltierten Parkplätzen kein Wasser versickern kann, können bei festem Kiesbelag immerhin 40 Prozent des Wassers versickern und bei Rasengittersteinen sogar 85 Prozent. Wasser, das im Boden versickert, verdunstet an heißen Tagen und kühlt dadurch die Umgebung ab.

Die Mobilitätsorganisation VCÖ - Mobilität mit Zukunft möchte gemeinsam mit der Bevölkerung aufzeigen, wo es in den Städten und Gemeinden Hitze-Hotspots gibt. Auf der VCÖ-Website können Straßen und Plätze, wo es an Hitzetagen unerträglich heiß wird, in der Hitzekarte markiert werden. Der VCÖ leitet die von der Bevölkerung gemeldeten Hitze-Hotspots an die zuständigen Behörden in den Städten und Gemeinden weiter.

Auch außerhalb der Städte und Gemeinden sind Entsiegelungsmaßnahmen wichtig, betont der VCÖ. Überbreite Freilandstraßen können rückgebaut werden, wie das beispielsweise in Kärnten bei Arnoldstein bereits umgesetzt wurde. Auf der überbreiten Straße wurde ein Grünstreifen rausgefräst und zusätzlich ist durch die rechts davon verbliebene Restfläche ein baulich getrennter Radweg entstanden.  

Der VCÖ weist darauf hin, dass das Straßennetz in Österreich bereits eine Gesamtlänge von rund 128.000 Kilometer aufweist, das entspricht der Distanz von dreimal um die Erde. „Jeder weitere Ausbau von Österreichs bereits sehr dichtem Straßennetz bedeutet, dass weitere Böden versiegelt werden und im Kampf gegen die Hitzebelastung verloren gehen“, drängt VCÖ-Expertin Mosshammer auf einen sorgsameren Umgang mit der wertvollen Ressource Boden.

VCÖ-Hitzekarte https://map.vcoe.at/hitze

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Wie beeinflusst der Kfz-Verkehr die städtische Hitzebelastung?

In den letzten Jahrzehnten hat sich die Zahl der Hitze-Tage mit Temperaturen über 30 Grad Celsius in Österreichs Städten mehr als verdoppelt. Hitze ist ein erhebliches Gesundheitsrisiko, insbesondere für vulnerable Bevölkerungsgruppen. Der Kfz-Verkehr trägt nicht nur indirekt durch den CO2-Ausstoß zur Hitzebelastung bei. Die Hitzebelastung wird durch die beim Fahren vom Motor erzeugte Abwärme, die Schadstoffemissionen und durch die für Straßen und Parkplätze mit Asphalt versiegelten Flächen verstärkt.

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Foto: Spencer Imbrock, unsplash

VCÖ: Zahl der Verkehrstoten ist im 1. Halbjahr stark zurückgegangen – aber bereits 130 Todesopfer

VCÖ (Wien, 1. Juli 2024) – Die Zahl der Verkehrstoten ist heuer im 1. Halbjahr um 27 Prozent zurückgegangen, informiert die Mobilitätsorganisation VCÖ. Seit Jahresbeginn kamen in Österreich 130 Menschen bei Verkehrsunfällen ums Leben, um 49 weniger als im 1. Halbjahr 2023. In keinem einzigen Bundesland nahm die Anzahl der im Straßenverkehr tödlich Verunglückten zu. Im Vorjahr war die Zahl der Verkehrstoten im zweiten Halbjahr um ein Viertel höher als im 1. Halbjahr. Mit verstärkten Verkehrssicherheitsmaßnahmen kann die Zahl der Verkehrsunfälle mit Personenschaden weiter reduziert werden, betont der VCÖ.

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Foto: Sarah Duit