VCÖ-Bahntest: 58 Prozent der Bahn-Fahrgäste haben Autofahrten auf die Bahn verlagert

VCÖ: Fahrgäste würden bei kürzerer Gesamtreisezeit und häufigeren Verbindungen öfters Bahn statt Auto nutzen

VCÖ (Wien, 19. September 2024) – Autofahrten auf die Bahn zu verlagern, reduziert den CO2-Ausstoß und die Schadstoff-Emissionen und trägt zur Vermeidung von Staus bei. Aber was bewegt zum Umstieg vom Auto auf die Bahn? Beim diesjährigen VCÖ-Bahntest sagten 58 Prozent der Fahrgäste, dass sie heute Strecken mit der Bahn fahren, die sie früher mit dem Auto zurückgelegt haben. Als Hauptgründe wurden der Kauf eines Klimatickets und die nutzbare Reisezeit im Zug genannt. Um aktuelle Autofahrten auf die Bahn verlagern zu können, brauchen die meisten Fahrgäste eine kürzere Gesamtreisezeit sowie häufigere Verbindungen außerhalb der Hauptverkehrszeiten. Die Mobilitätsorganisation VCÖ fordert ein verbessertes Bahnangebot sowohl in den Ballungsräumen als auch auf den Regionalbahnen.

 

Mit 14,5 Milliarden Personenkilometern wurden im Vorjahr in Österreich so viele Kilometer wie noch nie mit der Bahn gefahren. Die Zahl der Fahrgäste in Österreichs Bahnen erreichte mit 328 Millionen einen neuen Höchstwert. „Das Mobilitätsverhalten ist veränderbar. Zum Umstieg vom Auto auf die Bahn zu motivieren ist möglich“, weist VCÖ-Experte Michael Schwendinger auf Ergebnisse des diesjährigen VCÖ-Bahntests hin, bei dem österreichweit 10.159 Fahrgäste in den Zügen von neun Bahnunternehmen befragt wurden. 68 Prozent der befragten Fahrgäste besitzen einen Führerschein.

21 Prozent der Fahrgäste sagten beim VCÖ-Bahntest, dass sie heute viele Strecken mit der Bahn fahren, die sie früher mit dem Auto gefahren sind, weitere 37 Prozent sind bei manchen Strecken vom Auto auf die Bahn umgestiegen, in Summe also 58 Prozent der Fahrgäste. Der am häufigsten von den Umsteigerinnen und Umsteigern genannte Grund mit sehr großem Einfluss auf den Umstieg vom Auto auf die Bahn - nämlich von 70 Prozent - war der Kauf eines Klimatickets, als zweithäufigster Grund wurde von 51 Prozent die nutzbare Reisezeit genannt. Für ein Drittel waren der Wechsel des Arbeitsplatzes oder des Wohnorts Anlass vom Auto auf die Bahn umzusteigen, für drei von zehn ein verbessertes Bahnangebot. Mehrfachnennungen waren möglich.

Die Fahrgäste wurden beim VCÖ-Bahntest auch gefragt, welche Maßnahmen es bräuchte, damit sie Strecken, für die sie heute das Auto nehmen, künftig mit der Bahn fahren. Als wichtigste Maßnahme wurde eine kürzere Gesamtreisezeit der Bahn genannt, als zweitwichtigste häufigere Verbindungen außerhalb der Hauptverkehrszeiten und als drittwichtigste insgesamt mehr Verbindungen. „Dieses große Umsteigepotenzial muss genutzt werden. Regionale Bahn- und Busverbindungen sind optimal auf die Hauptstrecken abzustimmen, für die erste und letzte Meile von und zum Bahnhof braucht es auch in den Kleinstädten und Regionen gute Angebote. Auch eine sichere und gute Rad-Infrastruktur zum Bahnhof würde für etliche Fahrgäste die Gesamtreisezeit reduzieren“, stellt VCÖ-Experte Michael Schwendinger fest. Der VCÖ fordert insbesondere im Nahverkehr häufigere Verbindungen sowohl in den Ballungsräumen als auch auf den Regionalbahnen.  

Wie wichtig eine hohe Qualität des Bahnangebots ist, zeigt ein weiteres Ergebnis des VCÖ-Bahntests. 16 Prozent der Fahrgäste sagten, dass sie auf manchen Strecken jetzt mit dem Auto fahren, die sie früher mit der Bahn gefahren sind, weitere vier Prozent sogar viele. Als häufigster Grund wurde die verbesserte Verfügbarkeit eines Autos genannt. Gleich dahinter waren ein schlechteres Bahnangebot, eine längere Gesamtreisezeit sowie Unzuverlässigkeit und Unpünktlichkeit die Gründe, warum Fahrgäste von der Bahn aufs Auto umgestiegen sind.

Am VCÖ-Bahntest 2024 nahmen 10.159 Fahrgäste in den Zügen von neun Bahnunternehmen teil (Außerfernbahn – DB Regio, Graz Köflacher Bahn, Mariazellerbahn, Newrest Wagon-Lits, ÖBB, Raaberbahn, Salzburger Lokalbahn, Steiermarkbahn, WESTbahn). Befragungszeitraum Mai bis Juli 2024.

VCÖ: 58 Prozent der Fahrgäste legen frühere Autofahrten jetzt mit Bahn zurück  
Fahren Sie Strecken, die Sie früher mit dem Auto zurückgelegt haben, nun mit der Bahn? (in Klammer Fahrgäste mit Klimaticket)
Ja, viele: 21 Prozent (28 Prozent)
Ja, manche: 37 Prozent (36 Prozent)
Nein: 42 Prozent (36 Prozent)
Quelle: TQS, VCÖ-Bahntest 2024

VCÖ: Klimaticket und nutzbare Reisezeit als Hauptgründe für Umstieg vom Auto auf die Bahn
(Welche Gründe hatten sehr großen Einfluss auf den Umstieg vom Auto auf die Bahn – Mehrfachantworten möglich)
Habe jetzt ein Klimaticket: 70 Prozent
Nutzbare Zeit in der Bahn: 51 Prozent
Spritpreise: 36 Prozent
Wechsel Arbeitsplatz oder Ausbildungsort: 35 Prozent
Veränderte Lebensumstände (zB Umzug): 34 Prozent
Parkraumbewirtschaftung am Zielort: 30 Prozent
Verbessertes Angebot der Bahn: 29 Prozent
Bessere Erreichbarkeit des Bahnhofs mit Öffentlichem Verkehr: 24 Prozent
Auto schlechter verfügbar: 21 Prozent
Quelle: TQS, VCÖ-Bahntest 2024

VCÖ: 20 Prozent der Fahrgäste fahren Strecken mit Auto statt mit Bahn
(Fahren Sie Wege, die Sie früher mit der Bahn gefahren sind, nun mit einem Auto?)
Ja, viele: 4 Prozent
Ja, manche: 16 Prozent
Nein: 80 Prozent
Quelle: TQS, VCÖ-Bahntest 2024

VCÖ: Autoverfügbarkeit und schlechteres Bahnangebot Hauptgründe für Umstieg auf Pkw
(Welche Gründe hatten sehr großen Einfluss auf Umstieg von Bahn auf Auto – Mehrfachantworten möglich)
Auto jetzt besser verfügbar: 41 Prozent
Schlechtere Bahn-Angebot: 39 Prozent
Längere Gesamtreisezeit der Bahn als bisher: 36 Prozent
Unzuverlässigkeit /Unpünktlichkeit: 32 Prozent
Veränderte Lebensumstände: 29 Prozent
Wechsel von Wohnort oder Arbeit/Ausbildungsort: 27 Prozent
Erreichbarkeit des Bahnhofs hat sich verschlechtert: 23 Prozent
Quelle: TQS, VCÖ-Bahntest 2024

Am VCÖ-Bahntest 2024 nahmen 10.159 Fahrgäste in den Zügen von zehn Bahnunternehmen teil (Außerfernbahn – DB Regio, Graz Köflacher Bahn, Mariazellerbahn, Newrest Wagon-Lits, ÖBB, Raaberbahn, Salzburger Lokalbahn, Steiermarkbahn, WESTbahn). Befragungszeitraum Mai bis Juli 2024.

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