VCÖ: Budgetbelastung durch notwendige Straßensanierungen wird massiv steigen

VCÖ: Zudem erhöht Klimawandel durch Starkregen, Murenabgänge und Hitze die Sanierungskosten

VCÖ (Wien, am 19. November 2025) – Die angespannten Budgets von Bund, Länder und Gemeinden werden in den kommenden Jahren durch stark steigende Sanierungskosten für das Straßennetz zusätzlich belastet, warnt die Mobilitätsorganisation VCÖ. Zudem werden Schäden durch Starkregen, Murenabgänge und Hitze infolge des Klimawandels zunehmen. Rechnungshofberichte kritisieren den schlechten Zustand von Landesstraßen. Statt Neubau sind im Interesse der Verkehrssicherheit verstärkte Investitionen in die Instandhaltung des Straßennetzes notwendig, fordert die Mobilitätsorganisation VCÖ.

„Altersbedingt müssen in Österreich in den kommenden Jahren viele Straßen, Tunnel und Brücken generalsaniert werden. Diese Sanierungswelle wird sehr teuer, auf die öffentlichen Haushalte rollt eine große Kostenlawine zu“, warnt VCÖ-Experte Michael Schwendinger. Dass Generalsanierungen ins Geld gehen, zeigen beispielsweise die 380 Millionen Euro teure Sanierung der Luegbrücke auf der Brennerautobahn oder die im Herbst 2027 anstehende Sanierung des Tauern- und Katschbergtunnels auf der Tauernautobahn für die 700 Millionen Euro veranschlagt sind. Die Erhaltungskosten für die mittlerweile 2.266 Kilometer Autobahnen und Schnellstraßen mit ihren 5.820 Brücken und 171 Tunneln sind in den vergangenen zehn Jahren um 77 Prozent gestiegen, von 496 Millionen Euro im Jahr 2015 auf 874 Millionen Euro im Vorjahr, macht der VCÖ aufmerksam. Für das Jahr 2030 werden Instandhaltungskosten von bereits 1.300 Millionen Euro erwartet.  

Vor allem Lkw nutzen die Straßen stark ab. Ein 26-Tonnen Lkw mit drei Achsen belastet die Straßen so stark wie 26.000 Pkw. Auch am 33.800 Kilometer langen Landesstraßennetz hat in den vergangenen Jahrzehnten der Lkw-Verkehr stark zugenommen. Bereits im Jahr 2016 bescheinigte eine Studie des Instituts für Straßenbau und Straßenerhaltung der TU Wien einem Drittel der Landesstraßen in Österreich einen „schlechten bis sehr schlechten Zustand”. Die Erhaltungskosten für die Landesstraßen sind seit dem Jahr 2015 um 47 Prozent auf 320 Millionen Euro gestiegen – und reichen nicht aus. Für die Steiermark stellte der Landesrechnungshof fest, dass die jährlichen Investitionen für die Instandhaltung allein der 3.300 Brücken auf 26 Millionen Euro verdoppelt werden sollten. In Vorarlberg ist jede achte Brücke in einem schlechten Zustand. Für Tirol stellte der Landesrechnungshof im Vorjahr fest, dass „ein Drittel des Landesstraßennetzes einen schlechten und sehr schlechten Gesamtwert und somit einen Erhaltungsrückstand aufweist“. Im Schnitt flossen zuletzt 21 Millionen Euro pro Jahr in die Sanierung der Tiroler Landesstraßen.

Auch auf die Gemeinden kommt eine teure Sanierungswelle zu. Die Zersiedelung der vergangenen Jahrzehnte hat das Straßennetz der Gemeinden aufgebläht. Das Gemeindestraßennetz umfasst mittlerweile 92.200 Kilometer. Ein Verschieben notwendiger Sanierungen verschärft mittelfristig das Problem: Bei fünf Jahren Aufschub erhöhen sich die Kosten um durchschnittlich 25 Prozent, bei acht Jahren Aufschub sogar um 100 Prozent.

„Angesichts der prekären Budgetlage sind drei Maßnahmen vordringlich. Erstens muss auf allen Ebenen allein schon aus Verkehrssicherheitsgründen die Sanierung des Straßennetzes absoluten Vorrang vor dem Bau neuer Straßen haben. Zweitens sind Landes- und Gemeindestraßen wichtige Zubringer für die Autobahnen und Schnellstraßen, weshalb in den kommenden zehn Jahren eine Sonderdividende der Asfinag an die Bundesländer und Gemeinden für die Sanierung ihrer Straßen ausbezahlt werden soll. Drittens sind die Straßenschäden verursachergerechter zu verrechnen, indem die Lkw-Maut auf Landesstraßen ausgeweitet wird“, stellt VCÖ-Experte Michael Schwendinger fest.

Zusätzlich zu den altersbedingten Generalsanierungen werden infolge des Klimawandels auch die Kosten für Schäden infolge von Starkregen, Murenabgängen und Hitze zunehmen. Im Jahr 2015 wurden für den Zeitraum von 2016 bis zum Jahr 2045 in Österreich durchschnittliche jährliche Klimaschäden an Straßen von rund 27 Millionen Euro prognostiziert. Schon jetzt liegen diese Kosten weit höher. In den vergangenen fünf Jahren gaben die Bundesländer im Schnitt 40,6 Millionen und die Asfinag 2,8 Millionen Euro für die Behebung von Katastrophenschäden aus.

Auch Infrastruktur-Experte Markus Hoffmann fordert ein Umdenken: Nicht mehr bauen, sondern intelligenter erhalten: „Internationale Zahlen zeigen, dass auch mit weniger Straßen ein vergleichbares Wohlstandsniveau gehalten werden kann, sofern diese in ausreichend gutem Zustand und verfügbar gehalten werden.“ Ohne Kurswechsel droht ein infrastruktureller Rückschritt – besonders in ländlichen Regionen. „Ohne die entsprechenden Weichenstellungen so bald wie möglich, wird es in den nächsten zehn bis 20 Jahren schwierig werden, das gegenwärtige Niveau auch nur annähernd zu halten.“

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Die dritte Piste ist eine verpasste Chance

Unser Alltag basiert darauf, dass wir systematisch auf die Ausbeutung von billiger Natur und billiger Arbeitskraft angewiesen sind. Das erzeugt Handlungsfähigkeit und materiellen Wohlstand, aber gleichzeitig Zerstörung und Dominanzverhältnisse. Dieses Ausgreifende, auf die billigen Ressourcen und billige Arbeitskraft andernorts Zugreifende kann durch den Begriff „Imperiale Lebensweise“ benannt werden. In den früh industrialisierten Staaten leben wir schon lange in dieser Form. Neu ist, dass diese Lebensweise immer deutlicher an ökologische Grenzen stößt.
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Ulrich Brand