VCÖ: CO2-Ausstoß durch Autofahren steigt stark mit dem Einkommen

VCÖ: Verschieben der CO2-Bepreisung aus sozialer und ökologischer Sicht kontraproduktiv

VCÖ (Wien, 3. Juni 2022) – Umso höher das Einkommen, umso mehr Diesel und Benzin wird getankt, wie eine aktuelle VCÖ-Analyse zeigt. Die zehn Prozent der Haushalte mit dem höchsten Einkommen tanken sechsmal so viel Sprit wie die zehn Prozent der Haushalte mit dem niedrigsten Einkommen und verursachen damit auch sechsmal so viel CO2. Von einer Verschiebung der CO2-Bepreisung profitieren wohlhabende Haushalte am stärksten. Der Klimabonus, der von den Einnahmen der CO2-Bepreisung gespeist wird, kommt wiederum Haushalten mit niedrigerem Einkommen stärker zugute. Ein nach Einkommen gestaffelter zusätzlicher Klimabonus ist daher sozial treffsicherer als ein Verschieben der CO2-Bepreisung. Auch die soziale und ökologische Treffsicherheit der Pendlerpauschale ist jetzt zu erhöhen.

Rund 1.660 Liter Benzin und Diesel pro Jahr und Haushalt tanken im Schnitt Österreichs zehn Prozent der Haushalte mit dem höchsten Einkommen. Das ist sechsmal so viel wie die zehn Prozent der Haushalte mit dem geringsten Einkommen, wie eine aktuelle VCÖ-Analyse zeigt. Das zweitreichste Einkommensdezil tankt im Schnitt 1.300 Liter pro Jahr und Haushalt, das drittreichste Einkommensdezil 1.150 Liter.

Entsprechend nimmt auch der CO2-Ausstoß durch das Autofahren mit dem Einkommen zu. Die Haushalte mit dem niedrigsten Einkommen verursachten durch das Autofahren im Schnitt 700 Kilogramm CO2 pro Jahr und Haushalt, das reichste Einkommensdezil mit über 4.000 Kilogramm rund sechsmal so viel, informiert die Mobilitätsorganisation VCÖ.  „Eine Verschiebung der CO2-Bepreisung wäre nicht nur aus ökologischer, sondern auch aus sozialer Sicht kontraproduktiv. Denn vom heutigen Gießkannenprinzip der fehlenden verursachergerechten CO2-Bepreisung profitieren Wohlhabende am stärksten“, stellt VCÖ-Experte Michael Schwendinger fest.

Der VCÖ fordert daher eine sozial treffsichere Unterstützung für die Bevölkerung. Der Klimabonus ist dafür ein gutes Instrument. Derzeit ist der Klimabonus nur nach regionalen Kriterien gestaffelt. Ein nach Einkommen gestaffelter zusätzlicher Klimabonus ist daher treffsicherer als ein Verschieben der CO2-Bepreisung.

Zudem ist jetzt auch die im Regierungsprogramm verankerte soziale und ökologische Treffsicherheit der Pendlerpauschale umzusetzen. Denn die Pendlerpauschale unterstützt heute nicht mehr wie bei der Einführung geplant, Pendler aus strukturschwachen Regionen mit niedrigerem Einkommen und weiten Arbeitswegen, sondern im Gegenteil: Während die 25 Prozent mit dem niedrigsten Einkommen nur drei  Prozent des Pendlerpauschale-Kuchens erhalten, bekommen die 25 Prozent mit dem höchsten Einkommen ein zwölfmal so großes Stück. Derzeit erhalten höhere Einkommen für den gleichen Arbeitsweg eine höhere Förderung als Personen mit niedrigerem Einkommen. Und mit 39 Prozent ist der Anteil der Pendlerpauschale Beziehenden mit einem kurzen Arbeitsweg von weniger als 20 Kilometer viermal so hoch wie der Anteil jener die einen weiten Arbeitsweg von über 60 Kilometer haben. „Da die Regierung das Pendlerpauschale erhöht hat, ist es umso wichtiger, die Förderung jetzt nach sozialen und ökologischen Kriterien zu reformieren“, betont VCÖ-Experte Schwendinger.  

Sowohl aus sozialer als auch ökologischer Sicht ist es zentral, den hohen Erdölverbrauch des Verkehrs zu reduzieren. Sowohl das öffentliche Verkehrsangebot als auch die Rad-Infrastruktur sind in den Regionen zu verbessern. Für Arbeitswege spielen Unternehmen eine Schlüsselrolle, die mit Öffi-Jobtickets, Jobräder oder dem Fördern von Fahrgemeinschaften die Mobilitätskosten ihrer Beschäftigten reduzieren können.

Darüber hinaus ist der Spritverbrauch der Autos zu reduzieren. Wenn der Verbrauch der Pkw von Österreichs Haushalten um nur einen Liter pro 100 Kilometer reduziert wird, ersparen sich die Haushalte in Summe bei aktuellen Spritpreisen rund 900 Millionen Euro pro Jahr.

VCÖ: Mit dem Einkommen steigt der CO2-Ausstoß durchs Autofahren (CO2-Ausstoß durchs Autofahren pro Jahr und Haushalt)

Einkommensdezil mit niedrigstem Einkommen: 700 Kilogramm CO2

2. Einkommensdezil: 1.320 kg CO2

3. Einkommensdezil: 1.560 kg CO2

4. Einkommensdezil: 1.830 kg CO2

5. Einkommensdezil: 2.160 kg CO2

6. Einkommensdezil: 2.470 kg CO2

7. Einkommensdezil: 2.760 kg CO2

8. Einkommensdezil: 2.890 kg CO2

9. Einkommensdezil: 3.290 kg CO2

10. Einkommensdezil mit höchstem Einkommen: 4.180 kg CO2

Quelle: VCÖ, Berechnung auf Basis von Daten von Statistik Austria und Umweltbundesamt, 2022

Zurück zur Übersicht

VCÖ: Mineralölsteuer-Einnahmen sinken, Sanierungsbedarf für Straßen steigt

VCÖ (Wien, 13. Mai 2025) – Für das Jahr 2024 rechnet das Finanzministerium mit einem Rückgang der Mineralölsteuereinnahmen um über 200 Millionen Euro auf 3,8 Milliarden Euro, macht der VCÖ aufmerksam. Bereits im Jahr 2023 waren die Einnahmen aus der Mineralölsteuer um 430 Millionen Euro niedriger als im Jahr 2019. Während die Einnahmen aus der Mineralölsteuer sinken, steigen aber aufgrund des Alters der Straßen, Brücken und Tunnel die Sanierungskosten für Bund, Länder und Gemeinden stark. Zusätzlich nehmen die Reparaturkosten durch Klimaschäden deutlich zu. Die Steuerbegünstigung von Diesel ist weder ökonomisch noch ökologisch betrachtet gerechtfertigt. Die Beibehaltung der Steuerbegünstigung von Diesel bei gleichzeitig nun höherer Besteuerung von Elektroautos steht auch im Widerspruch zu Österreichs Energie- und Klimazielen, betont der VCÖ.

Mehr dazu
Grafik: Zapfhahn auf weißen Hintergrund, aus welchem ein Tropfen Treibstoff tropft

Weniger Steuern für Diesel-Transporter – ein teurer Rückschritt

Es ist geplant, mit 1. Juli 2025 für Lkw-Transporter der Klasse N1 mit Verbrennungsmotor die Normverbrauchsabgabe (NoVA) abzuschaffen. Seit Juli 2021 sind Elektro-Transporter von der NoVA befreit, um für Unternehmen einen Anreiz zu schaffen, im Interesse des Gesundheits- und Umweltschutzes auf emissionsfreie Transporter umzusteigen. Der Anteil der Elektro-Transporter hat sich von zwei Prozent im Jahr 2020 auf neun Prozent im Jahr 2022 mehr als vervierfacht. Mit der NoVA-Befreiung für alle Transporter der Klasse N1 fällt dieser wirksame Anreiz weg.

Mehr dazu
Foto: Spencer Imbrock, unsplash