VCÖ: CO2-Emissionen des Verkehrs im Vorjahr erneut gesunken

VCÖ: Aber Klimaziele nur mit zusätzlichen Maßnahmen erreichbar

Auspuff eines Autos, der sichtbar Schadstoffe ausstößt

VCÖ (Wien, 3. Jänner 2025) – Im Vorjahr wurden in Österreich laut Fachverband der Mineralölindustrie um rund 300 Millionen Liter Sprit weniger getankt als im Jahr 2023. Damit sind die CO2-Emissionen des Verkehrs zum dritten Mal in Folge zurückgegangen, wie eine aktuelle VCÖ-Analyse zeigt. Mit rund 19,1 Millionen Tonnen hat der Verkehr zwar den niedrigsten Wert seit dem Jahr 2000 erreicht, aber um über ein Drittel mehr CO2 ausgestoßen als im Jahr 1990. Die anderen Sektoren haben ihre Emissionen seit dem Jahr 1990 gesenkt. Mit zusätzlichen Maßnahmen wie verstärktem Mobilitätsmanagement von Unternehmen und Freizeiteinrichtungen, niedrigeren Tempolimits und mehr öffentlichen Verkehrsverbindungen können die Emissionen des Verkehrs noch weiter deutlich reduziert werden, betont der VCÖ.

„Die gute Nachricht ist, dass der CO2-Ausstoß des Verkehrs im Vorjahr zum dritten Mal in Folge gesunken ist. Die schlechte Nachricht ist, dass der Verkehr als einziger Sektor mehr Treibhausgase verursacht als im Jahr 1990“, stellt VCÖ-Experte Michael Schwendinger fest. Die Treibhausgas-Emissionen des Verkehrs sind in Österreich im Vorjahr um rund 0,7 Millionen Tonnen auf 19,1 Millionen Tonnen zurückgegangen. Das sind um fast fünf Millionen Tonnen weniger als im Jahr 2019 und der niedrigste Wert seit dem Jahr 2000, informiert der VCÖ. „Der kontinuierliche Rückgang zeigt, dass die Klimaschutzmaßnahmen vieler Akteurinnen und Akteure wirken, von der politischen Ebene über engagierte Unternehmen und Schulen bis zur Bevölkerung. Wir können das Klimaziel rechtzeitig erreichen, wenn sich mehr beteiligen und weitere Maßnahmen gesetzt werden“, betont VCÖ-Experte Michael Schwendinger.  

Dass es im Verkehrsbereich verstärkte Klimaschutzmaßnahmen braucht, zeigt auch der Vergleich mit den anderen Sektoren. Während Energie und Industrie, Landwirtschaft, Gebäudesektor und Abfallwirtschaft ihre Emissionen in den vergangenen Jahrzehnten gegenüber dem Jahr 1990 reduziert haben, verursacht der Verkehr um mehr als ein Drittel mehr Treibhausgase als im Jahr 1990.

„Das Potenzial für eine Reduktion der CO2-Emissionen des Verkehrs ist groß. Es rasch zu nutzen ist aus ökologischer Sicht notwendig und auch ökonomisch betrachtet sinnvoll“, betont VCÖ-Experte Michael Schwendinger. Wird weniger Sprit verbraucht, sinken die Spritkosten sowohl für die Bevölkerung als auch für die Unternehmen. Schnell wirksam und rasch umsetzbar sind niedrigere Tempolimits, die zusätzlich die Zahl schwerer Verkehrsunfälle reduzieren und Menschenleben retten.

Auch Mobilitätsmanagement rechnet sich ökologisch und ökonomisch, wie etliche Unternehmen schon heute zeigen. Kommen durch Öffi-Jobticket, Jobrad oder andere Anreize mehr Beschäftigte mit öffentlichen Verkehrsmitteln, Fahrrad oder Fahrgemeinschaften zur Arbeit, ersparen sich die Beschäftigten viel Geld und die Unternehmen ersparen sich viele Parkplätze. „Wird Mobilitätsmanagement bei Unternehmen und Freizeiteinrichtungen zum Standard, dann gibt es auf Österreichs Straßen deutlich weniger Staus“, weist VCÖ-Experte Michael Schwendinger auf einen weiteren Nutzen hin.

Darüber hinaus braucht es mehr öffentliche Verkehrsverbindungen nicht nur in den Ballungsräumen, sondern auch für eine bessere Erreichbarkeit der regionalen Zentren. Wichtig ist zudem mehr Tempo bei der Energiewende im Verkehr, der Anteil der Elektro-Fahrzeuge ist sowohl bei Pkw also auch bei Lkw und Bussen rascher zu erhöhen. Im Güterverkehr sind betriebliche Gleisanschlüsse zu forcieren, um Güter direkt vom Betrieb auf die Schiene zu bringen. Auch die Reduktion umweltschädlicher Förderungen im Verkehr, die laut Wirtschaftsforschungsinstitut WIFO mehr als zwei Milliarden Euro pro Jahr betragen, wäre ein wichtiger Schritt Richtung Klimaziel.

VCÖ: CO2-Emissionen des Verkehrs sind in Österreich im Vorjahr erneut gesunken (inklusive nur innerösterreichischem Flugverkehr)

Jahr 2024 (vorläufige Daten): 19,1 Millionen Tonnen

Jahr 2023: 19,8 Millionen Tonnen

Jahr 2022: 20,6 Millionen Tonnen

Jahr 2021: 21,6 Millionen Tonnen

Jahr 2020: 20,7 Millionen Tonnen

Jahr 2019: 24,0 Millionen Tonnen

Jahr 2018: 23,9 Millionen Tonnen
Jahr 2017: 23,7 Millionen Tonnen

Jahr 2016: 23,1 Millionen Tonnen
Jahr 2015: 22,2 Millionen Tonnen

Jahr 2014: 21,8 Millionen Tonnen

Jahr 2013: 22,4 Millionen Tonnen
Jahr 2012: 21,3 Millionen Tonnen

Jahr 2011: 21,4 Millionen Tonnen
Jahr 2010: 22,2 Millionen Tonnen

Jahr 2005: 24,6 Millionen Tonnen
Jahr 2004: 24,2 Millionen Tonnen

Jahr 2003: 23,7 Millionen Tonnen
Jahr 2002: 22,0 Millionen Tonnen

Jahr 2001: 19,8 Millionen Tonnen

Jahr 2000: 18,5 Millionen Tonnen

Jahr 1990: 13,8 Millionen Tonnen
Quelle: Umweltbundesamt (1990 – 2023), VCÖ 2025

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Die Chance ergreifen

Die Entwicklung geht klar in Richtung emissionsfreier Antriebe. Steigende Reichweiten sprechen dafür, dass sich beim Pkw der batterie-elektrische Antrieb mittelfristig durchsetzen wird. Synthetische Treibstoffe, mit denen Verbrennungsmotoren CO2-neutral betrieben werden könnten, sind für den Masseneinsatz absolute Zukunftsmusik. Unter den etablierten Autoherstellern gab Volvo als Teil eines chinesischen Konzerns als erster bekannt, vollständig auf Elektro-Antriebe umzustellen. Auch Volkswagen ziele „auf den Punkt, an dem sich jeder fragen muss, warum er einen Verbrenner haben will. Denn wir glauben nicht, dass es eine Alternative zur E-Mobilität gibt“, wird ein Vorstandsmitglied von Volkswagen zitiert. Die Pkw-Neuwagenflotte von Mercedes soll bis zum Jahr 2039 CO2-neutral werden. Entwicklungskapazitäten werden aktuell von Motoren und Getrieben hin zu Batterietechnologie und Leistungselektronik verschoben. Das bedeutet einschneidende Veränderungen, auch für Beschäftigte der Automobilbranche. Doch die Entwicklung lässt sich auf Dauer nicht aufhalten und nur Unternehmen, die sich rechtzeitig umstellen, werden auch in Zukunft noch Arbeitsplätze bieten können. Viele Autozulieferer diversifizieren bereits ihre Produktpalette in Richtung Elektro- Antriebe oder anderer Sektoren, etwa der Autozulieferer Miba, der Bremsen für Windkraftanlagen herstellt. Für die Elektrifizierung der Fahrzeugflotte werden Tausende Fachkräfte für Aufbau und Wartung der E-Ladeinfrastruktur gebraucht werden. Geld, das bisher in den Import von Erdöl geflossen ist, kann künftig verstärkt im Inland ausgegeben werden. Es ist wahrscheinlich, dass die Mobilitätswende unterm Strich für ein Plus an Beschäftigung sorgen wird.

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