VCÖ: CO2-Emissionen des Verkehrs im Vorjahr gesunken, aber nur gering

VCÖ: Klimaziele nur mit zusätzlichen Maßnahmen erreichbar

VCÖ (Wien, 4. Jänner 2023) –Im Vorjahr wurden in Österreich laut Fachverband der Mineralölindustrie um rund 250 Millionen Liter Sprit weniger getankt als im Jahr 2021. Damit sind die CO2-Emissionen des Verkehrs um rund 600.000 Tonnen zurückgegangen, wie eine aktuelle VCÖ-Analyse zeigt. Mit rund 21 Millionen Tonnen hat der Verkehr aber um über 50 Prozent mehr CO2 verursacht als im Jahr 1990. Um den CO2-Ausstoß des Verkehrs im nötigen Ausmaß reduzieren zu können, braucht es rasch zusätzliche Maßnahmen. Die „Low Hanging Fruits“ des Klimaschutzes, wie niedrigere Tempolimits, sind endlich zu nutzen.

„Die CO2-Emissionen des Verkehrs gehen zurück, aber in einem zu geringen Ausmaß. Um rechtzeitig das Klimaziel erreichen zu können, braucht es deutlich größere Schritte“, stellt VCÖ-Expertin Lina Mosshammer fest. Der VCÖ weist darauf hin, dass im Vorjahr der Verkehr rund 21 Millionen Tonnen CO2 verursacht hat, um rund 0,6 Millionen Tonnen weniger als im Jahr 2021 und um rund drei Millionen Tonnen weniger als im Jahr 2019.

Während andere Sektoren bereits vor der Covid-19-Pandemie einen Rückgang der Treibhausgas-Emissionen im Vergleich zum Jahr 1990 erreicht hatten, etwa im Gebäudesektor um ein Drittel, gab es im Verkehr eine massive Zunahme. „Der Aufholbedarf beim Klimaschutz ist im Verkehrssektor besonders groß und die Zeit drängt“, weist VCÖ-Expertin Mosshammer auf die eindeutigen Ergebnisse der Wissenschaft hin: Die Treibhausgas-Emissionen müssen rasch reduziert werden, sonst kommt es zu Kipppunkten, die nicht mehr umkehrbar sind. Pro Kopf verursacht Österreich mit 8,6 Tonnen pro Jahr fast doppelt so viele Treibhausgase wie im globalen Durchschnitt.

Das derzeit ungenutzte Klimaschutz-Potenzial im Verkehrsbereich ist endlich zu nutzen. Allein 830.000 Tonnen CO2 pro Jahr können laut Umweltbundesamt durch Tempo 80 statt 100 auf Freilandstraßen und Tempo 100 statt 130 auf Autobahnen vermieden werden. „Niedrigere Tempolimits sind die „Low Hanging Fruits“ im Klimaschutz. Sie sind mit geringerem Aufwand rasch umsetzbar und bringen großen Nutzen, auch über den Klimaschutz hinaus, wie etwa weniger Verkehrslärm und mehr Verkehrssicherheit“, verdeutlicht VCÖ-Expertin Mosshammer.

Großes Potenzial liegt auch in der Verlagerung auf den Öffentlichen Verkehr. Wer beispielsweise auf der Strecke Amstetten – St. Pölten mit der Bahn statt mit dem Auto pendelt, vermeidet pro Jahr im Schnitt rund 4.600 Kilogramm CO2. Mehr öffentliche Verkehrsverbindungen, insbesondere dort, wo es derzeit nur ein mangelhaftes Angebot gibt und dort, wo es mehr Kapazitäten braucht, sind für das Erreichen der Klimaziele unverzichtbar. Zudem sind Unternehmen gefordert, betriebliches Mobilitätsmanagement umzusetzen, damit mehr Beschäftigte mit Bahn, Bus, Fahrrad oder Fahrgemeinschaften zur Arbeit fahren.

Gleichzeitig sind bestehende Klimaschutz-Hindernisse zu beseitigen. Dazu zählt beispielsweise die steuerliche Begünstigung von Firmenwagen und Firmenparkplätzen. In Summe betragen die klimaschädlichen Förderungen im Verkehr laut jüngst veröffentlichter WIFO-Studie mindestens 2,5 Milliarden Euro pro Jahr.

Ein weiteres großes ungenutztes Klimaschutzpotenzial liegt im Gehen und Radfahren: Jede zehnte Autofahrt in Österreich ist in fußläufiger Distanz, vier von zehn Autofahrten sind kürzer als fünf Kilometer, sechs von zehn kürzer als zehn Kilometer. Gemeinden und Städte können mit einer geh- und radfahrfreundlichen Verkehrsplanung wesentlich dazu beitragen, Autofahrten zu reduzieren.

Im Güterverkehr ist wiederum das Potenzial der betrieblichen Gleisanschlüsse zu nutzen, um Güter direkt vom Betrieb auf die Schiene zu bringen. Bei Klein-Lkw ist der Umstieg auf emissionsfreie Antriebe zu beschleunigen, womit auch die gesundheitsschädlichen Dieselabgase reduziert werden. „Die Klimakrise ist ein gemeinsames Problem, das nur gemeinsam gelöst werden kann“, appelliert VCÖ-Expertin Mosshammer an alle Akteurinnen und Akteure ihre Verantwortung wahr zu nehmen.

 

VCÖ: CO2-Emissionen des Verkehrs sind in Österreich im Vorjahr leicht gesunken
(inklusive innerösterreichischem Flugverkehr)

Klimaziel für 2030 (auf Basis EU-Beschluss minus 55 Prozent): 6,2 Millionen Tonnen

Jahr 2022 (vorläufige Daten): 21 Millionen Tonnen
Jahr 2021: 21,6 Millionen Tonnen
Jahr 2020: 20,7 Millionen Tonnen
Jahr 2019: 24,0 Millionen Tonnen
Jahr 2018: 23,9 Millionen Tonnen
Jahr 2017: 23,7 Millionen Tonnen
Jahr 2016: 23,1 Millionen Tonnen
Jahr 2015: 22,2 Millionen Tonnen
Jahr 2014: 21,8 Millionen Tonnen
Jahr 2013: 22,4 Millionen Tonnen
Jahr 2012: 21,3 Millionen Tonnen
Jahr 2011: 21,4 Millionen Tonnen
Jahr 2010: 22,2 Millionen Tonnen
Jahr 2005: 24,6 Millionen Tonnen
Jahr 1990: 13,8 Millionen Tonnen

Quelle: Umweltbundesamt (1990 – 2021), VCÖ 2023

Zurück zur Übersicht

VCÖ: Das Ziel „Null Verkehrstote“ erreichten im Vorjahr deutlich weniger Bezirke als im Jahr 2021

VCÖ (Wien, 17. Mai 2023) – Im Vorjahr haben in Österreich deutlich weniger Bezirke als im Jahr 2021 das Ziel „null Verkehrstote“ erreicht, wie eine aktuelle VCÖ-Analyse auf Basis von Daten der Statistik Austria zeigt. In Wien waren es statt 16 nur zehn Bezirke, außerhalb Wiens statt vier nur ein Bezirk. Und statt in fünf gab es im Vorjahr in nur vier Statutarstädten keinen tödlichen Verkehrsunfall. Der VCÖ zeigt nun gemeinsam mit der Bevölkerung auf, wo es in den Gemeinden und Städten Verkehrsberuhigung braucht. Noch bis 31. Mai kann die Bevölkerung in einer interaktiven Online-Karte Problemstellen eintragen. Außerhalb des Ortsgebiets ist unter anderem Tempo 80 statt 100 auf Freilandstraßen eine wichtige Maßnahme für mehr Verkehrssicherheit.

Mehr dazu

VCÖ und Umweltmediziner Hutter: Mit niedrigerem Tempolimit Verkehrslärm reduzieren

VCÖ (Wien, 25. April 2023) – Verkehrslärm ist für rund 1,2 Millionen Menschen in Österreich eine Belastung, davon geben 980.000 den Kfz-Verkehr als Hauptursache an, erinnert die Mobilitätsorganisation VCÖ anlässlich des morgigen Tages gegen Lärm. Dauerhafte Lärmbelastung erhöht das Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfälle, warnt der Umweltmediziner Hans-Peter Hutter. Eine wirksame Maßnahme zur Reduktion der Verkehrsbelastung sind niedrigere Tempolimits. Tempo 30 statt 50 im Ortsgebiet wirkt hinsichtlich Verkehrslärm so wie eine Halbierung der Verkehrsmenge.  

Mehr dazu