VCÖ: Der Verkehr für 43 Prozent von Österreichs Bodenversiegelung verantwortlich

VCÖ: Verkehr kann und muss größeren Beitrag zur Entsiegelung leisten

VCÖ (Wien, 5. Juni 2024) – 1.274 Quadratkilometer, das entspricht der halben Gesamtfläche des Bundeslands Vorarlberg, sind in Österreich durch Verkehrsflächen versiegelt, macht die Mobilitätsorganisation VCÖ aufmerksam. 95 Prozent davon sind Straßenverkehrsflächen. Der Verkehr ist für 43 Prozent der Bodenversiegelung verantwortlich. Der VCÖ betont, dass der Verkehr einen deutlich stärkeren Beitrag als bisher zur Entsiegelung von Flächen leisten kann, insbesondere bei Parkplatzflächen, aber auch durch den Rückbau überbreiter Straßen.


Österreich ist nicht nur ein Land der Berge, sondern auch ein Land der Straßen. Rund 128.000 Kilometer Straßen durchziehen Österreich. Bodenversiegelung ist die Folge. Allein die Straßenverkehrsflächen versiegeln 1.209 Quadratkilometer und verursachen damit 95 Prozent der vom Verkehr verursachten Bodenversiegelung, weist der VCÖ auf Daten des Umweltbundesamts hin. „Damit ist in Österreich rund die Hälfte der Fläche des Bundeslands Vorarlberg wegen des Verkehrs versiegelt“, verdeutlicht VCÖ-Expertin Katharina Jaschinsky. Dazu kommen noch Verkehrsflächen, die nicht versiegelt sind, im Ausmaß von 446 Quadratkilometern, was etwa der Größe von Wien entspricht.

„Bodenversiegelung, etwa durch asphaltierte Straßen und Parkplätze, ist ein zunehmendes Umweltproblem und verschärft die Folgen von Extremwetterereignissen, wie Starkregen und Hitze. Und durch den Klimawandel werden Extremwettereignisse in den kommenden Jahren zunehmen. Umso wichtiger ist es, dass auch der Verkehrsbereich einen größeren Beitrag als bisher zur Entsiegelung und zum Schutz der Böden leistet. Dazu gehört natürlich auch aufzuhören, weitere wertvolle Böden durch neue Straßen oder Parkplätze zu versiegeln“, stellt VCÖ-Expertin Katharina Jaschinsky fest.

Bei Starkregen kann das Wasser bei durch Asphalt versiegelten Flächen nicht in den Boden abfließen, wodurch es zur Überlastung des Kanalisationssystems und in der Folge zu Überschwemmungen kommen kann. An Hitzetagen wiederum heizen sich die Asphaltflächen massiv auf, verschärfen tagsüber im Umfeld die Hitzebelastung und strahlen in der Nacht die gespeicherte Wärme ab, wodurch es in der Nacht weniger abkühlt.

Eine wichtige Maßnahme ist die verstärkte Entsiegelung von Pkw-Parkplätzen durch versickerungsfähige Oberflächen. Zudem sind bei größeren Pkw-Parkplätzen vermehrt Bäume zu pflanzen. Auch hier kann einerseits Wasser versickern und im Boden gespeichert werden, zum anderen spenden die Bäume Schatten für dort parkenden Autos, betont der VCÖ.

Gemeinden und Städte können im öffentlichen Straßenraum zum einen mehr Grünflächen schaffen und zum anderen das Schwammstadtprinzip anwenden. Dabei wird unterhalb der befestigten Oberfläche den Wurzeln von Bäumen mehr Raum gegeben, ein Substrat aus Schotter, Kompost und anderen Substanzen saugt wie ein Schwamm das versickernde Regenwasser auf. Eine hochwertige Entsiegelung ist essentiell, damit wichtige Funktionen des Bodens wieder aufgenommen werden können.

Außerhalb des Ortsgebiets kann der Rückbau von überbreiten Straßen zur Entsiegelung beitragen. Beispiele dafür gibt es beispielsweise in Kärnten, Niederösterreich und Tirol, wo aus überbreiten Straßen ein Grünstreifen gefräst wurde und die rechts davon verbleibende Asphaltfläche nun als sicherer Radweg verwendet wird.

Insgesamt hat der Verkehr einen Anteil von 43 Prozent an der Bodenversiegelung in Österreich. Der Anteil ist je nach Bundesland unterschiedlich hoch: In Wien beträgt der Anteil 31 Prozent, in Vorarlberg 35 Prozent, im Land Salzburg 40 Prozent, in Tirol, Oberösterreich und der Steiermark jeweils 41 Prozent, in Kärnten 46 Prozent, in Niederösterreich 48 Prozent und im Burgenland 51 Prozent. "In allen Bundesländern kann also der Verkehr einen relevanten und wichtigen Beitrag zur Entsiegelung leisten", stellt VCÖ-Expertin Katharina Jaschinsky abschließend fest.

VCÖ: Der Verkehr ist für fast die Hälfte der versiegelten Flächen in Österreich verantwortlich
(Versiegelte Verkehrsflächen in Quadratkilometer – davon Straßenflächen)

Österreich: 1.274 qkm (1.209 qkm)
Niederösterreich: 406 qkm (386 qkm)
Oberösterreich: 236 qkm (225 qkm)
Steiermark: 193 qkm (183 qkm)
Kärnten: 112 qkm (106 qkm)
Tirol: 91 qkm (86 qkm)
Burgenland: 88 qkm (86 qkm)
Salzburg: 67 qkm (63 qkm)
Wien: 47 qkm (42 qkm)
Vorarlberg: 34 qkm (32 qkm)

Quelle: Umweltbundesamt, VCÖ 2024

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