VCÖ: Diesel wurde im Vorjahr mit rund 660 Millionen Euro steuerlich begünstigt

VCÖ: Steuerbegünstigung von Diesel abschaffen, abgasfreie Lieferzonen in Städten

VCÖ (Wien, 3. Jänner 2022) – Dieseltreibstoff wurde in Österreich im Vorjahr mit rund 660 Millionen Euro steuerlich begünstigt, informiert der VCÖ. Laut Fachverband der Mineralölindustrie flossen im Vorjahr rund 7,8 Milliarden Liter Diesel in die Tanks von Kraftfahrzeugen, um rund 400 Millionen mehr als im Jahr 2020. Der VCÖ fordert die Abschaffung der Steuerbegünstigung von Diesel, wie es unter anderem in der Schweiz bereits der Fall ist.

Insgesamt wurden in Österreich im Vorjahr rund 9,7 Milliarden Liter Benzin und Diesel getankt, das waren um rund 500 Millionen Liter mehr als noch im Jahr 2020, aber um rund 800 Millionen Liter weniger als im Vor-Covid-Jahr 2019. 80 Prozent des im Vorjahr in Österreich getankten Treibstoffs war Diesel, macht der VCÖ aufmerksam.

Die Mineralölsteuer auf Diesel ist seit der letzten Mineralölsteuer-Erhöhung vor mittlerweile elf Jahren um 8,5 Cent pro Liter niedriger als auf Eurosuper. Allein im Vorjahr betrug die Steuerbegünstigung für Dieseltreibstoff rund 660 Millionen Euro, berichtet der VCÖ. Für den Zeitraum 2010 bis 2021 machte diese klimaschädliche Subvention insgesamt fast acht Milliarden Euro aus.

Bei den Pkw nimmt die Bedeutung des Diesels deutlich ab. Der Diesel-Anteil bei den neuzugelassenen Pkw ist im Vorjahr auf rund 24 Prozent gesunken, nach 37 Prozent im Jahr 2020 und 38 Prozent im Jahr 2019, informiert der VCÖ. Im Jahr 2015 tankten noch 58 Prozent der Neuwagen Diesel, den höchsten Diesel-Anteil bei den Pkw-Neuzulassungen gab es im Jahr 2003 mit 71 Prozent. Beim Gesamtbestand der Pkw liegt der Diesel-Anteil derzeit bei rund 53 Prozent, vor fünf Jahren waren es noch 57 Prozent.

Beim Verbrennen von einem Liter Diesel entsteht um rund 13 Prozent mehr klimaschädliches CO2 als beim Verbrennen von einem Liter Benzin. Zudem enthalten Dieselabgase mehr gesundheitsschädliche Schadstoffe, insbesondere Stickoxide. In einigen Staaten Europas ist Diesel höher besteuert als Benzin, wie beispielsweise in der Schweiz oder in Schweden.

Diesel war im Vorjahr in Österreich an der Zapfsäule im Schnitt um rund sechs Cent pro Liter billiger als Eurosuper. Die Steuerbegünstigung ist eine Marktverzerrung, ohne Dieselprivileg wäre der Dieselpreis höher als jener von Benzin. „Für das Erreichen der Verkehrs- und Klimaziele ist die Steuerbegünstigung von Diesel kontraproduktiv. Insbesondere die Verlagerung der Güter von der Straße auf die Schiene wird dadurch erschwert“, stellt VCÖ-Experte Michael Schwendinger fest. Lkw tanken fast ausschließlich Diesel.

Im internationalen Vergleich ist Diesel in Österreich zudem billig, was laut einer Studie des Landes Tirol zu Umweg-Transit durch Tirol führt. In der Schweiz ist für einen Liter Diesel umgerechnet um rund 25 Cent mehr zu bezahlen als in Österreich, informiert der VCÖ. In Deutschland kostet ein Liter Diesel um rund 15 Cent mehr und in Italien um rund 20 Cent mehr, im EU-Schnitt ist für Diesel um rund neun Cent mehr zu bezahlen als in Österreich.

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AFIR stellt die Weichen: Infrastruktur für emissionsfreien Straßengüterverkehr

Im Straßengüterverkehr gibt es unterschiedliche Technologien, die derzeit im Zusammenhang mit der angestrebten Dekarbonisierung diskutiert werden. Grob eingeteilt sind das elektrische Lkw (E-Lkw), Wasserstoff-Lkw (H2-Lkw) und Flüssiggas-Lkw (LNG-Lkw). Jede dieser Technologien braucht eine separate Infrastruktur, um betrieben werden zu können und jede Technologie hat naturgemäß gewisse Vor- und Nachteile. In der Praxis braucht es eine betriebsnotwendige Infrastruktur, bevor die Lkw auf die Straße geschickt und angeschafft werden. In einer Welt mit beschränkten Ressourcen an Geld, Baukapazitäten, Rohstoffen und Zeit zielt die zentrale Frage somit vor allem auf die Priorität: Worauf den Fokus legen?

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Foto: Spencer Imbrock, unsplash

VCÖ fordert Maßnahmenpaket zur Reduktion der Erdölabhängigkeit des Verkehrs

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Foto: Sarah Duit