VCÖ: Ende vom Verbrenner-Aus wäre teuer für Bevölkerung, Wirtschaft und Umwelt

VCÖ: E-Pkw kommt mit gleicher Energiemenge neunmal so weit wie Verbrenner-Pkw mit E-Fuels

Foto: E-Auto, welches gerade geladen wird, vor einem Feld mit Windrädern

VCÖ (Wien, 15. September 2025) – Während in Norwegen bereits heuer 95 Prozent der Neuwagen Elektroautos sind, wird in der EU über ein Ende des Verbrenner-Aus im Jahr 2035, also in zehn Jahren, diskutiert. Diese Diskussion verunsichert die Konsumentinnen und Konsumenten und ist aus mehreren Gründen kontraproduktiv, betont die Mobilitätsorganisation VCÖ. Der Elektromotor ist der effizienteste Antrieb, macht unabhängig von teuren Energieimporten und verursacht beim Fahren keine gesundheitsschädlichen Abgase. Ein Ende vom Verbrenner-Aus wäre teuer für Bevölkerung, Wirtschaft und Umwelt und würde die Zukunft von Europas Autoindustrie und damit sehr viele Arbeitsplätze gefährden, macht der VCÖ auf die Folgen aufmerksam.

Mit 100 Kilowattstunden Primärenergie kommt ein Verbrenner-Pkw der Kompaktklasse mit E-Fuels 45 Kilometer weit. Ein Elektroauto der gleichen Klasse fährt mit über 420 Kilometer neunmal so weit. „Der Elektromotor ist der effizienteste Antrieb und damit der Antrieb der Zukunft. Sollte die EU bei der notwendigen Energiewende im Autosektor bremsen oder gar den Rückwärtsgang einschalten, dann wäre das aus ökologischer, ökonomischer und energiepolitischer Sicht fatal und würde der Bevölkerung, der Umwelt und der Wirtschaft teuer kommen“, stellt VCÖ-Experte Michael Schwendinger fest.

Elektroautos stoßen keine Abgase aus und helfen mit, die Luftqualität in den Städten zu verbessern. Elektroautos verursachen in ihrer Gesamtbilanz inklusive Fahrzeugherstellung weniger Treibhausgase und bringen uns den Klimazielen näher. „Je weniger auf EU-Ebene und im Verkehr zum Klimaschutz beigetragen wird, desto mehr Maßnahmen müssen in den einzelnen Staaten und in den anderen Sektoren umgesetzt werden“, betont VCÖ-Experte Michael Schwendinger. Bei Österreichs Autoflotte verursachen Elektroautos in ihrer Gesamtbilanz im Schnitt laut Umweltbundesamt um 53 Prozent weniger Treibhausgase als die Verbrenner-Pkw.

Zudem können gerade in Österreich, wo es viele Einfamilienhäuser gibt, viele den Strom fürs Autofahren mit einer Photovoltaikanlage selbst herstellen. Damit werden die Haushalte und auch Österreich insgesamt unabhängiger von teuren Energieimporten aus fernen Ländern. E-Fuels werden benötigt, um die Treibhausgas-Emissionen des Flugverkehrs und der Hochseeschifffahrt reduzieren zu können, erklärt der VCÖ. Es wird auch künftig schlicht und einfach zu wenig E-Fuels für den Autoverkehr geben und sie wären darüber hinaus sehr teuer.

Auch Audi-Vorstandschef Gernot Döllner bezeichnete gegenüber der „Weltwoche“ die aktuelle Diskussion als „kontraproduktiv“ und „das Elektroauto als einfach bessere Technologie, die beste Technik, um in den nächsten Jahren bei der CO2-Reduzierung“ des Autoverkehrs voranzukommen. Auch Volvo hat sich für ein Beibehalten des Verbrenner-Aus bei Neuwagen ausgesprochen. Im ersten Halbjahr wurden weltweit bereits über 5,9 Millionen Elektroautos neu zugelassen, ein Anstieg von 37 Prozent gegenüber dem ersten Halbjahr des Vorjahres.

In Österreich waren in den ersten sieben Monaten des heurigen Jahres 22 Prozent der Neuzulassungen Elektroautos, deutlich mehr als Diesel-Pkw zugelassenen wurden. Ende Juli gab es in Österreich mit fast 235.700 mehr als doppelt so viele E-Pkw wie vor zweieinhalb Jahren.

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Die Chance ergreifen

Die Entwicklung geht klar in Richtung emissionsfreier Antriebe. Steigende Reichweiten sprechen dafür, dass sich beim Pkw der batterie-elektrische Antrieb mittelfristig durchsetzen wird. Synthetische Treibstoffe, mit denen Verbrennungsmotoren CO2-neutral betrieben werden könnten, sind für den Masseneinsatz absolute Zukunftsmusik. Unter den etablierten Autoherstellern gab Volvo als Teil eines chinesischen Konzerns als erster bekannt, vollständig auf Elektro-Antriebe umzustellen. Auch Volkswagen ziele „auf den Punkt, an dem sich jeder fragen muss, warum er einen Verbrenner haben will. Denn wir glauben nicht, dass es eine Alternative zur E-Mobilität gibt“, wird ein Vorstandsmitglied von Volkswagen zitiert. Die Pkw-Neuwagenflotte von Mercedes soll bis zum Jahr 2039 CO2-neutral werden. Entwicklungskapazitäten werden aktuell von Motoren und Getrieben hin zu Batterietechnologie und Leistungselektronik verschoben. Das bedeutet einschneidende Veränderungen, auch für Beschäftigte der Automobilbranche. Doch die Entwicklung lässt sich auf Dauer nicht aufhalten und nur Unternehmen, die sich rechtzeitig umstellen, werden auch in Zukunft noch Arbeitsplätze bieten können. Viele Autozulieferer diversifizieren bereits ihre Produktpalette in Richtung Elektro- Antriebe oder anderer Sektoren, etwa der Autozulieferer Miba, der Bremsen für Windkraftanlagen herstellt. Für die Elektrifizierung der Fahrzeugflotte werden Tausende Fachkräfte für Aufbau und Wartung der E-Ladeinfrastruktur gebraucht werden. Geld, das bisher in den Import von Erdöl geflossen ist, kann künftig verstärkt im Inland ausgegeben werden. Es ist wahrscheinlich, dass die Mobilitätswende unterm Strich für ein Plus an Beschäftigung sorgen wird.

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