VCÖ: Große Pkw-Parkplätze brauchen mehr Schatten durch Bäume und Photovoltaik-Überdachung

VCÖ: Asphaltwüsten verschärfen Hitzebelastung auch im Wohnumfeld

VCÖ (Wien, 20. Juli 2023) – Mit der Erderhitzung haben die Hitzetage in den vergangenen Jahren österreichweit stark zugenommen und werden laut Prognosen von GeoSphere Austria weiter steigen. Die Mobilitätsorganisation VCÖ betont, dass es auch im Verkehrsbereich rasch verstärkte Anpassungsmaßnahmen an die Erderhitzung braucht. Die zahlreichen großen Auto-Abstellplätze, etwa bei Supermärkten, Baumärkten, Einkaufszentren oder Unternehmen, verursachen nicht nur direkt vor Ort Hitze-Stau, sondern heizen auch die Umgebung auf. Der VCÖ fordert daher, dass große Stellplätze durch Bäume und auch teilweise durch Photovoltaik-Anlagen mehr Schatten bekommen.

In Österreich ist bereits eine Fläche von rund 2.400 Quadratkilometer durch Gebäude- und Verkehrsflächen versiegelt. Das entspricht fast der gesamten Fläche des Bundeslands Vorarlberg. "Der Asphalt auf Straßen und Auto-Abstellplätze heizt sich an Hitzetagen extrem auf, kann Temperaturen von 60 Grad und mehr erreichen. Diese Hitze wird an die Umgebung abgegeben, die heiße Luft zieht weiter und belastet auch Bewohnerinnen und Bewohner in der Umgebung“, macht VCÖ-Experte Michael Schwendinger aufmerksam. Auch parkende Autos in den Straßen verschärfen das Problem: An heißen Tagen speichert sich unter den parkenden Autos ein Hitzepolster, der über Nacht an die Umgebung abgegeben wird. „In Städten stehen viele Garagenplätze frei. Hier braucht es Lösungen und Anreize diese besser zu nutzen. Der frei werdende Platz kann dann für kühlende Begrünungsmaßnahmen in der Straße genutzt werden– jeder Baum ist eine natürliche Klimaanlage für die Stadt“, erklärt  VCÖ-Experte Michael Schwendinger.

Laut GeoSphere Austria gab es im Zeitraum 1991 bis 2020 in Österreichs Landeshauptstädten mit durchschnittlich 17 Hitzetagen (Tage mit 30 Grad Celsius oder mehr) pro Jahr und Stadt mehr als doppelt so viele Hitzetage wie im Zeitraum 1961 bis 1990. Und die Hitzetage werden weiter stark zunehmen. Hitze belastet den Körper, insbesondere für Chronisch Kranke und ältere Menschen kann Hitze sehr gefährlich werden. Im Vorjahr kam es in Österreich durch Hitze zu 419 vorzeitigen Todesfällen. Damit gab es mehr Hitzetote als Verkehrstote (370), verdeutlicht der VCÖ.

Angesichts der zunehmenden Anzahl an Hitzetagen braucht es bei großen Auto-Abstellplätzen rasch Anpassungsmaßnahmen, betont der VCÖ. Zum einen sind zwischen den Stellplätzen mehr Bäume zu pflanzen, einerseits für mehr Schatten, andererseits auch um im Fall von Starkregen Versickerungsflächen für das Wasser zu schaffen. Zudem soll bei Anlagen ab 50 Stellplätzen ein Teil mit Photovoltaik-Flächen überdacht werden. Damit wird einerseits Strom aus erneuerbarer Energie erzeugt, zum anderen sorgt die Überdachung ebenfalls für Schatten. Wichtig ist auch Asphalt möglichst durch versickerungsfähige Oberflächen zu ersetzen. Während bei asphaltierten Flächen kein Wasser versickern kann, können bei festem Kiesbelag immerhin 40 Prozent des Wassers versickern und bei Rasengittersteinen sogar 85 Prozent. Wasser, das im Boden versickert, verdunstet an heißen Tagen und kühlt dadurch die Umgebung ab.

Der VCÖ weist darauf hin, dass es in Österreich fast 450 Verbrauchermärkte mit einer Verkaufsfläche von jeweils mehr als 1.000 Quadratmetern gibt, mit einer großen Anzahl an Pkw-Abstellplätzen davor, dazu kommen unter anderem mehr als 3.000 Supermärkte mit einer Verkaufsfläche von über 400 Quadratmeter. Supermärkte ohne größere Pkw-Parkplätzen davor sind die Ausnahme. Noch mehr Stellplätze befinden sich bei Österreichs Shoppingcentern. Allein die zehn größten Einkaufszentren haben gemeinsam fast 40.000 Pkw-Abstellplätze, ein großer Teil davon auf Asphaltflächen.

VCÖ: Anzahl Hitzetage ist in Österreichs Landeshauptstädten stark gestiegen (Mittlere Anzahl Hitzetage pro Jahr 1991-2020 (in Klammer Zeitraum 1961-1990)

Innsbruck: 23 (9) – Höchstwert: 46 (2003)
Wien: 21 (10) – Höchstwert: 42 (2015)
Eisenstadt: 21 (11) – Höchstwert: 40 (2015)
Klagenfurt: 19 (6) – Höchstwert: 40 (2003)
St. Pölten: 18 (12) – Höchstwert: 41 (2015)
Graz: 17 (4) – Höchstwert: 41 (2003)
Linz: 16 (5) – Höchstwert: 42 (2015)
Salzburg: 13 (6) – Höchstwert: 32 (2015)
Bregenz: 9 (3) – Höchstwert: 29 (2015)
Quelle: GeoSphere, VCÖ 2023

VCÖ: In Österreich fast 2.400 Quadratkilometer versiegelt (durch Gebäude, Betriebe, Verkehr, Freizeitanlagen versiegeltes Gebiet)
Niederösterreich: 685 Quadratkilometer
Oberösterreich: 443 Quadratkilometer
Steiermark: 401 Quadratkilometer
Kärnten: 207 Quadratkilometer
Tirol: 170 Quadratkilometer
Burgenland: 149 Quadratkilometer
Salzburg: 136 Quadratkilometer
Wien: 110 Quadratkilometer
Vorarlberg: 71 Quadratkilometer
Österreich: 2.372 Quadratkilometer
Quelle: Umweltbundesamt, VCÖ 2023

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VCÖ: Asphaltwüsten verschärfen Hitzebelastung - bereits 2.400 Quadratkilometer Österreichs durch Bau und Verkehrsflächen versiegelt

VCÖ (Wien, 19. Juli 2022) – Die Hitzewelle erreicht Österreich. Die massive Verbauung in Österreich und die dadurch einhergehende Versiegelung von Böden mit Asphalt und Beton verschärft das Hitzeproblem. Asphalt heizt sich in der Sonne auf über 60 Grad auf. Die Mobilitätsorganisation VCÖ weist darauf hin, dass bereits rund 2.400 Quadratkilometer in Österreich durch Asphalt und Bauflächen versiegelt sind. Hitzewellen werden in Zukunft durch den Klimawandel zunehmen. Es braucht rasche Entsiegelungsmaßnahmen in den Städten und Gemeinden, betont der VCÖ. Zudem ruft der VCÖ die Bevölkerung auf, Straßen und Plätze, die Hitze-Hotspots sind in der VCÖ-Hitzekarte einzutragen.

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Foto: Sarah Duit

Hitzewellen nehmen zu

Durch die Erderhitzung nehmen Wetterextreme, wie Starkregen, Stürme und, wie derzeit stark bemerkbar, Hitze zu. Im Zeitraum der Jahre 1971 bis 1991 gab es in den meisten Österreichischen Landeshauptstädten fünf bis elf Hitzetage mit über 30 Grad. Zwischen den Jahren 1991 bis 2020 waren es bereits 16 bis 22 Hitzetage und Höchstwerte bei über 40. Eine Studie der ETH Zürich rechnet in Wien im Jahr 2050 mit Temperaturen wie heute im nordmazedonischen Skopje. Für Kärnten wird bis zum Jahr 2100 mit einem Anstieg von bis zu 4,2 Grad Celsius im Jahresmittel gerechnet. Das hat gravierende Folgen. Mit der Zunahme von Hitzetagen treten auch vermehrt gesundheitliche Risiken auf.

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Foto: Spencer Imbrock, unsplash