VCÖ: Höhere Auto-Motorhauben sind ein unterschätztes Sicherheitsproblem

VCÖ: Front von Österreichs Neuwagen im Schnitt um fünf Zentimeter höher als im Jahr 2014

VCÖ (Wien, 20. Juni 2025) – Hohe Motorhauben erhöhen das Risiko für Fußgängerinnen und Fußgänger bei einem Unfall schwer oder gar tödlich verletzt zu werden. Die Mobilitätsorganisation VCÖ weist darauf hin, dass auch in Österreich die durchschnittliche Höhe der Fronten von Neuwagen deutlich gestiegen ist, von rund 78 Zentimeter im Jahr 2014 auf fast 83 Zentimeter im Vorjahr. Auch EU-weit nimmt Jahr für Jahr die Höhe der Fronten von Neuwagen zu, wie eine neue Studie von Transport & Environment zeigt. Der VCÖ sieht gemeinsam mit Transport & Environment die EU-Kommission gefordert, die Höhe der Motorhauben zu begrenzen.

„Die Neuwagen sind in den vergangenen Jahren nicht nur breiter und schwerer geworden, auch die Höhe der Fronten hat zugenommen. Diese Entwicklung, die in den USA begonnen hat, hat negative Auswirkungen auf die Verkehrssicherheit“, verweist VCÖ-Expertin Katharina Jaschinsky auf eine neue Studie von Transport & Environment (T & E), dem internationalen Dachverband des VCÖ.  

253.789 Pkw wurden im Vorjahr in Österreich neu zugelassen. Im Durchschnitt war deren Motorhaube 83 Zentimeter hoch, um fünf Zentimeter höher als im Jahr 2014. Während im Jahr 2014 bei elf Prozent der Neuwagen die Front höher als 90 Zentimeter war, war das im Vorjahr bereits bei mehr als 18 Prozent der Neuwagen der Fall, informiert der VCÖ.

„Für die Verkehrssicherheit ist das eine problematische Entwicklung. Bei Unfällen treffen Autos mit hoher Front Kinder am Kopf statt am Becken, erwachsene Fußgängerinnen und Fußgänger am Becken oder am Oberkörper statt auf Kniehöhe“, erklärt VCÖ-Expertin Katharina Jaschinsky. Eine frühere internationale Studie, die auf 300.000 Verkehrsunfällen basiert, zeigt, dass mit einem Anstieg der Front-Höhe um zehn Zentimeter (von 80 auf 90 Zentimeter) das Todesrisiko für Fußgängerinnen und Fußgänger sowie Radfahrende um 27 Prozent zunimmt. Alarmierend auch das Ergebnis einer weiteren heuer im Mai veröffentlichten Meta-Studie, in die die Ergebnisse von 26 Studien mit Daten von insgesamt 650.000 Verkehrsunfällen einfloss: Im Vergleich zu einer Kollision mit herkömmlichen Pkw ist bei Kindern das tödliche Unfallrisiko um 82 Prozent höher, wenn sie von einem großen SUV, Pick-up oder Klein-Transporter angefahren werden, bei Kindern unter zehn Jahren sogar um 130 Prozent höher.

Hohe Motorhauben schränken zudem die Sicht der Fahrer auf andere Verkehrsteilnehmer ein. Tests mit jenen Pickups, die in der EU die höchste Front haben, kamen zum Ergebnis, dass der Fahrer direkt vor dem Fahrzeug stehende Kinder bis zu einer Größe von rund 1,35 Meter nicht sieht.

Der VCÖ sieht gemeinsam mit Transport & Environment die EU-Kommission gefordert, die Höhe der Fronten zu begrenzen. Österreich sollte zudem sowohl bei der Normverbrauchsabgabe als auch bei der motorbezogenen Versicherungssteuer für Pkw mit einer Front, die höher als 90 Zentimeter ist, einen Malus einführen. „Die NoVA-Abschaffung für Klein-Lkw, die auch für etliche betrieblich genutzte Pick-ups gilt, ist auch aus Sicht der Verkehrssicherheit ein Fehler, den die Regierung rasch korrigieren sollte“, stellt VCÖ-Expertin Katharina Jaschinsky fest.

Da die Höhe der Motorhaube mit der Größe der Pkw korreliert, wäre es zudem sinnvoll, Parktarife nach der Größe der Fahrzeuge zu staffeln, wie das beispielsweise in Basel, Aachen und Koblenz der Fall ist.

Weiteres interessantes Ergebnis der Studie: In der EU hat im Unterschied zu Verbrenner Pkw kein Elektroautomodell eine Fronthöhe von über einen Meter. 60 Prozent der im Jahr 2024 in der EU verkauften Elektroautos haben eine Fronthöhe niedriger als 85 Zentimeter, während es insgesamt nur 46 Prozent der Fahrzeuge sind.

VCÖ: Front-Höhe bei Österreichs Neuwagenflotte steigt
(Durchschnittliche Motorhauben-Höhe der in Österreich neuzugelassenen Pkw)
Jahr 2024: 83 Zentimeter (18,5 % der Neuwagen über 90 cm)
Jahr 2014: 78 Zentimeter (10,9 % der Neuwagen über 90 cm)
Quelle: EEA, Dataforce, VCÖ 2025

Zurück zur Übersicht

VCÖ: Bei Tempo 150 mehr Spritverbrauch, mehr Schadstoffe, mehr Lärm

VCÖ (Wien, 29. Jänner 2025) – Eine Erhöhung des Tempolimits auf 150 km/h hätte vielfache negative Folgen, stellt die Mobilitätsorganisation VCÖ fest. Im Vergleich zu Tempo 130 nimmt bei Pkw im Schnitt der CO2-Ausstoß um 19 Prozent zu, die Feinstaub-Emissionen um 31 Prozent und jene der Stickoxide um 44 Prozent, weist der VCÖ auf Daten des Umweltbundesamts hin. Weitere Folgen: Mehr Spritverbrauch und mehr Verkehrslärm. Und durch den längeren Anhalteweg steigt das Unfallrisiko.

Mehr dazu

VCÖ: Zwei Drittel der im Vorjahr im Straßenverkehr tödlich verletzten Fußgängerinnen und Fußgänger waren Seniorinnen und Senioren

VCÖ (Wien, 10. Jänner 2025) – 48 Fußgängerinnen und Fußgänger kamen im Vorjahr in Österreich bei Verkehrsunfällen ums Leben, um vier weniger als im Jahr 2023, macht die Mobilitätsorganisation VCÖ aufmerksam. Die mit Abstand größte Opfergruppe waren Seniorinnen und Senioren. Zwei Drittel der Todesopfer gehörten der Generation 65 plus an. Drei Viertel der tödlichen Fußgängerunfälle passierten im Ortsgebiet. Die meisten tödlichen Fußgängerunfälle gab es in der Steiermark. Der VCÖ fordert verstärkte Maßnahmen für ein seniorengerechtes und fehlertolerantes Verkehrssystem mit mehr Verkehrsberuhigung und mehr Tempo 30 statt 50 im Ortsgebiet.

Mehr dazu