VCÖ: Im Vorjahr fuhren über den Brenner dreimal so viele Lkw wie über alle Schweizer Alpenpässe zusammen

VCÖ: Künftige Luftschadstoffgrenzwerte der EU nicht erreichbar, wenn Lkw-Transit weiter zunimmt

VCÖ (Wien, 15. Mai 2024) – 2,4 Millionen Lkw überquerten im Vorjahr den Brenner und damit dreimal so viele wie über alle vier Schweizer Alpenübergänge gefahren sind, verdeutlicht die Mobilitätsorganisation VCÖ. Während der Alpentransit in der Schweiz gegenüber dem Jahr 2010 um 250.000 Lkw abgenommen hat, hat die Zahl der Lkw über den Brenner im gleichen Zeitraum um rund 550.000 zugenommen. Die von der EU beschlossenen künftigen Luftgrenzwerte sind nur mit verstärkten Maßnahmen zur Reduktion des Lkw-Transits erreichbar, betont der VCÖ.

 

Der Brenner trägt im Alpenquerenden Güterverkehr die Hauptlast. Allein den Brenner überqueren mehr Lkw als die Alpenpässe der Schweiz und von Frankreich zusammen, macht der VCÖ aufmerksam. Mit 2,4 Millionen fuhren im Vorjahr über den Brenner dreimal so viele große Lkw und Sattelschlepper wie über die Schweiz mit 0,82 Millionen. Gegenüber dem Jahr 2010 nahm die Zahl der Lkw über den Brenner um rund 550.000 zu, in der Schweiz in der gleichen Zeit um 250.000 ab.

„Eine weitere Zunahme des Lkw-Verkehrs ist im Interesse der Gesundheit der Bevölkerung zu verhindern. Die EU hat aufgrund der großen Gesundheitsschädlichkeit von Stickoxiden und Feinstaub die Luftschadstoffgrenzwerte gesenkt. Diese Grenzwerte sind nicht erreichbar, wenn der Lkw-Verkehr weiter zunimmt“, stellt VCÖ-Expertin Katharina Jaschinsky fest. Für Stickstoffdioxid NO2 sinkt der Jahresgrenzwert spätestens im Jahr 2030 von 40 auf 20 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft. Für Feinstaub PM10 wird der Grenzwert von 40 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft im Jahresmittel auf 20 reduziert, für den noch gesundheitsschädlicheren Feinstaub PM2,5 von 25 auf 10 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft.

Zusätzlich zur Luftverschmutzung durch Abgase kommt auch die Schadstoffbelastung durch Reifen- und Bremsabrieb der Lkw. „Der Kfz-Verkehr ist der Hauptverursacher von Mikroplastik. Gerade auf Gebirgsstrecken ist der Abrieb besonders stark“, macht VCÖ-Expertin Katharina Jaschinsky aufmerksam. Selbst, wenn die Abgase der Lkw zurückgehen, die Belastung durch Abrieb-Emissionen bleibt ebenso bestehen wie auch die enorme Abnützung der Straßen durch Lkw. Ein vierachsiger 40-Tonnen Sattelschlepper nützt die Straße so stark ab wie rund 60.000 Pkw.

Als Transitland ist Österreich bei der Entwicklung des Güterverkehrs auch von den Maßnahmen der EU insgesamt und den EU-Mitgliedstaaten abhängig. Der VCÖ weist darauf hin, dass gerade Italien den Schienengüterverkehr sträflich vernachlässigt. Entsprechend niedrig ist die Verkehrsleistung der Bahn im Güterverkehr mit gerade mal zwölf Prozent, der Anteil der Straße ist sieben Mal so hoch. „Die Freiheit des einzelnen Staates endet dort, wo die Gesundheit der Bevölkerung eines anderen Staates gefährdet wird. Im übrigen leiden auch in Italien viele Menschen unter der Lkw-Belastung. Deshalb fordert ja auch Südtirol gemeinsam mit Bayern und Tirol ein Slot-System für die Brennerstrecke", erinnert VCÖ-Expertin Katharina Jaschinsky.

Die EU möchte den Anteil des Schienengüterverkehrs bis zum Jahr 2050 verdoppeln. Diesen Worten müssen auch Taten folgen, indem endlich Maßnahmen wie eine EU-weite Mindestmaut für Lkw eingeführt wird und die Mitgliedstaaten in die Pflicht genommen werden, die Verlagerung auf die Schiene voranzutreiben. Darüber hinaus ist wichtig, verstärkte Lkw-Kontrollen durchzuführen, damit sowohl die arbeits- und sozialrechtlichen Vorgaben und technischen Vorschriften eingehalten werden, ebenso die Tempolimits.

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Ladekorridore für E-Lkw im hochrangigen Straßennetz

Entlang der europäischen Autobahnen und Schnellstraßen entsteht ein Netz von Schnellladestationen für E-Lkw. Spätestens im Jahr 2030 sollen Lkw im hochrangigen Straßennetz der EU mindestens alle 60 Kilometer eine Möglichkeit zum Schnellladen vorfinden. Ein erster sogenannter Ladekorridor für schwere Lkw ist in Deutschland zwischen Dortmund und dem rund 300 Kilometer entfernten Schwegenheim inzwischen in Betrieb. An derzeit sechs Autohöfen des deutschen Mineralölkonzerns Aral können Lkw an einer 300 Watt-Ladesäule laden. Während einer der gesetzlich vorgeschriebenen 45-minütigen Pausen für die Lenker und Lenkerinnen ist so eine Zwischenladung für weitere 200 Kilometer möglich. Noch im Laufe des Jahres 2023 wird der Ladekorridor mit zwei weiteren Standorten verdichtet.

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