VCÖ: Im Vorjahr fuhren über den Brenner mehr als dreimal so viele Lkw wie über den Gotthard in der Schweiz

VCÖ: Hohe Lärm- und Schadstoffbelastung durch Lkw-Transit

VCÖ (Wien, 13. Juni 2025) – 707.000 Lkw fuhren im Vorjahr über den Gotthard, den größten Alpenübergang der Schweiz. Über den Brenner waren es mit 2,37 Millionen mehr als dreimal so viele Lkw, macht die Mobilitätsorganisation VCÖ aufmerksam. Auch wenn die Zahl der Lkw über den Brenner im Vorjahr um 30.000 zurückging, fuhren allein über den Brenner fast dreimal so viele Lkw wie über alle vier Schweizer Alpenübergänge zusammen. Der VCÖ fordert auf EU- und Bundesebene verstärkte Maßnahmen, um die Lärm- und Schadstoffbelastung durch den Lkw-Transit zu reduzieren.

„Vor zehn Jahren überquerten doppelt so viele Lkw den Brenner wie alle vier Schweizer Alpenübergänge zusammen, im Vorjahr bereits fast dreimal so viele“, verdeutlicht VCÖ-Expertin Katharina Jaschinsky die hohe Lkw-Belastung für Tirol. Eine aktuelle VCÖ-Analyse auf Basis von Daten des Schweizer Bundesamts für Verkehr zeigt, dass der alpenquerende Lkw-Verkehr über die Schweiz in den vergangenen zehn Jahren um 82.000 Lkw zurückging, während es über den Brenner einen Anstieg um 512.000 gab.

Der starke Lkw-Verkehr belastet die Bevölkerung durch Schadstoffe und Lärm. Nach wie vor fahren fast zur Gänze Diesel-Lkw über den Brenner. Laut Umweltbundesamt verursachen die 40-Tonnen-Sattelzüge pro Tonnenkilometer achtmal so viele Stickoxide wie der Schienengüterverkehr, fünfmal so viele Feinstaubpartikel und 15-mal so viel klimaschädliches CO2. Dennoch wird Dieseltreibstoff in Österreich noch immer steuerlich begünstigt, allein im Vorjahr in Summe mit 560 Millionen Euro. Eine Erhebung für die Jahre 2019 und 2020 hat gezeigt, dass die Hälfte des Dieselprivilegs dem Lkw-Verkehr zugutekommt, macht der VCÖ aufmerksam.

Zusätzlich zur Luftverschmutzung durch Abgase kommt die Schadstoffbelastung durch Reifen- und Bremsabrieb der Lkw. „Der Kfz-Verkehr ist der Hauptverursacher von Mikroplastik. Gerade auf Gebirgsstrecken ist der Abrieb besonders stark“, betont VCÖ-Expertin Katharina Jaschinsky. Selbst wenn künftig durch Elektro-Lkw die Abgasbelastung sinkt, bleibt die Belastung durch Abrieb-Emissionen ebenso wie durch Lärm bestehen. Denn bei Lkw sind ab einem Tempo von etwa 60 Stundenkilometern die Rollgeräusche lauter als der Motor. Auch die enorme Abnützung der Straßen durch Lkw bleibt künftig bestehen. Ein vierachsiger 40-Tonnen-Lkw nützt die Straße so stark ab wie rund 60.000 Pkw, verdeutlicht der VCÖ.

In der Schweiz wird Diesel höher besteuert als Benzin und Lkw zahlen eine höhere Maut. Die Route über Tirol ist günstiger, Umwegtransit ist die Folge. Laut Studie des Landes Tirol aus dem Jahr 2018 sind rund 30 Prozent des Lkw-Verkehrs über den Brenner Umwegtransit. Bei den Kosten kann Österreich bei der Lkw-Maut und bei der Dieselbesteuerung ansetzen. Die EU-Wegekostenrichtlinie erlaubt seit dem Jahr 2023 einen CO2-Mautaufschlag für Lkw von bis zu 200 Euro pro Tonne CO2. Deutschland nutzt den CO2-Mautaufschlag zur Gänze aus. Laut Berechnung der Arbeiterkammer ergäbe ein CO2-Mautaufschlag nach deutschem Vorbild in Österreich zusätzliche Lkw-Mauteinnahmen von mehr als 500 Millionen Euro pro Jahr. Auch die Abschaffung der Steuerbegünstigung von Diesel würde dazu beitragen, dass der Brenner als Umweg-Transitroute nicht mehr so attraktiv ist. „Darüber hinaus ist es für das Transitland Österreich wichtig, dass auf EU-Ebene endlich eine Mindestmaut für Lkw eingeführt wird. Damit wird ein Anreiz zur Verlagerung auf die Schiene gesetzt und es rentieren sich früher Maßnahmen für effizientere Transportketten, was ebenfalls den Lkw-Verkehr reduziert“, erläutert VCÖ-Expertin Katharina Jaschinsky.

Eine weitere wichtige Maßnahme sind verstärkte Lkw-Kontrollen nach Schweizer Vorbild. Auf der Gotthardstrecke werden fünf Prozent der Lkw auf korrekte Beladung, technische Ausstattung, mögliche Manipulationen sowie Lenk- und Ruhezeiten kontrolliert, informiert der VCÖ. Das trägt zu mehr Verkehrssicherheit und sorgt für einen faireren Wettbewerb zwischen den Transportunternehmen und auch zwischen Schiene und Straße.


VCÖ: Über Brenner ist Zahl der Lkw binnen 10 Jahren um eine halbe Million gestiegen, über die Schweizer Alpenpässe um 80.000 gesunken

(Anzahl Sattel- und Lastzüge über den Brenner, in Klammer über die 4 Schweizer Alpenübergänge (Gotthard, San Bernardino, Simplon, Gr. St. Bernhard))

Jahr 2024: 2,372 Millionen (0,858 Millionen)

Jahr 2023: 2,402 Millionen (0,819 Millionen)

Jahr 2022: 2,48 Millionen (0,83 Millionen)

Jahr 2021: 2,45 Millionen (0,791 Millionen)

Jahr 2020: 2,31 Millionen (0,77 Millionen)

Jahr 2019: 2,47 Millionen (0,81 Millionen)

Jahr 2018: 2,42 Millionen (0,85 Millionen)

Jahr 2017: 2,26 Millionen (0,86 Millionen)

Jahr 2016: 2,09 Millionen (0,88 Millionen)

Jahr 2015: 1,93 Millionen (0,90 Millionen)

Jahr 2014: 1,86 Millionen (0,94 Millionen)

Jahr 2010: 1,85 Millionen (1,07 Millionen)

Quelle: BAV, VCÖ 2025

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