VCÖ: Im Vorjahr kein tödlicher E-Bike-Unfall auf einer Radverkehrsanlage

VCÖ: Mangelnde Rad-Infrastruktur ist großes Sicherheitsrisiko für E-Bike-Fahrende

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VCÖ (Wien, 1. August 2025) – Im Vorjahr gab es österreichweit keinen einzigen tödlichen E-Bike-Unfall auf einem Radweg oder anderen Radverkehrsanlagen, wie eine aktuelle VCÖ-Analyse auf Basis von Daten der Statistik Austria zeigt. Alle 20 tödlichen E-Bike-Unfälle passierten auf den herkömmlichen Straßen, jedes zweite Todesopfer trug einen Radhelm. Fehlende und mangelhafte Rad-Infrastruktur sind ein großes Sicherheitsrisiko. Die Mobilitätsorganisation VCÖ fordert daher verstärkte Investitionen in den Ausbau und die Verbesserung der Rad-Infrastruktur. Als kurzfristig umsetzbare Maßnahme ist mit niedrigerem Tempolimit die Sicherheit zu erhöhen.

„Das größte Problem für die Sicherheit beim Fahren mit Elektrofahrrädern ist die fehlende Rad-Infrastruktur“, bringt VCÖ-Expertin Katharina Jaschinsky eine aktuelle VCÖ-Analyse auf Basis von Daten der Statistik Austria auf den Punkt.

Im Vorjahr wurden in Österreich 2.663 E-Bike-Fahrende bei Verkehrsunfällen verletzt. Fast drei Viertel der Unfälle verliefen glimpflich, 1.908 wurden leicht verletzt, wie die VCÖ-Analyse zeigt. 755 Personen, die mit einem Elektrofahrrad im Straßenverkehr einen Unfall hatten, wurden schwer verletzt. 62 Prozent von ihnen trugen einen Radhelm. 20 Menschen kamen mit dem E-Bike bei einem Verkehrsunfall ums Leben, jeder zweite davon trug einen Helm.

Was auffällt: Kein einziger tödlicher E-Bike-Unfall ereignete sich auf einem Radweg oder anderen Anlagen für den Radverkehr, wie die VCÖ-Analyse zeigt. Dazu zählen gemeinsame Geh- und Radwege, Radfahrstreifen, Mehrzweckstreifen, Radfahrüberfahrten, erlaubtes Radfahren gegen die Einbahn und erlaubtes Rechtsabbiegen bei Rot. „Aufgrund jahrzehntelanger Versäumnisse ist der Aufholbedarf bei der Infrastruktur für den Radverkehr in Österreich besonders groß. Umso wichtiger ist es, die Lücken im Radwegenetz zu schließen und die Infrastruktur für den Radverkehr verstärkt auszubauen. Und das geht auch mit kostengünstigen Maßnahmen“, stellt VCÖ-Expertin Katharina Jaschinsky fest. Von den 810 Elektro-Radfahrenden, die auf Radverkehrsanlagen einen Unfall hatten, wurden 79 Prozent leicht oder gar nicht verletzt.

Die Unfallstatistik unterstreicht die Dringlichkeit und Wichtigkeit des verstärkten Radwegeausbaus in Österreich. Alle 20 tödlichen E-Bike-Unfälle des Vorjahres passierten auf herkömmlichen Straßen, elf im Ortsgebiet und neun auf Freilandstraßen, informiert der VCÖ. Im Ortsgebiet gab es elf tödliche E-Bike-Unfälle. Während auf Straßen mit Tempolimit 30 zwei tödliche Unfälle passierten, waren es auf Straßen mit Tempolimit 50 sieben. Zwei tödliche Unfälle ereigneten sich auf Straßen mit Tempolimit 40. Keinen tödlichen Unfall mit Elektrofahrrädern gab es auf Straßen, wo das Tempolimit niedriger als 30 km/h ist. „Im Ortsgebiet ist mehr Tempolimit 30 statt 50 eine sehr kostengünstige, rasch umsetzbare Maßnahme, um für alle Altersgruppen das Radfahren sicherer zu machen“, stellt VCÖ-Expertin Katharina Jaschinsky fest. Insgesamt wurden auf den herkömmlichen Fahrbahnen im Ortsgebiet rund 970 Personen mit E-Bike leicht verletzt, weitere 340 schwer verletzt, davon trugen 52 Prozent einen Helm.

Sieben der neun tödlichen E-Bike-Unfälle passierten auf Freilandstraßen mit Tempolimit 100. „Gerade entlang von Freilandstraßen müssen baulich getrennte Radwege der Standard werden. Es gibt mehrere Möglichkeiten, das Schritt für Schritt umzusetzen“, betont VCÖ-Expertin Katharina Jaschinsky. In Kärnten wurde zum Beispiel bei einer überbreiten Freilandstraße ein Grünstreifen ausgefräst und die Fahrbahn rechts davon wurde ein Radweg. Zudem kann jede Baustelle bei einer Freilandstraße genutzt werden, um dort, wo ein Radweg fehlt, diesen im Zuge der Sanierung zu errichten. Überall dort, wo es keine Rad-Infrastruktur gibt, sollte das Tempolimit auf Freilandstraßen maximal 80 km/h betragen.

„Ein Radhelm mindert bei Unfällen Schäden und Verletzungen und sollte daher getragen werden. Die Unfallstatistik zeigt aber, dass es trotzdem zu tödlichen oder schweren Verletzungen kommen kann. Und die Unfallstatistik des Vorjahres zeigt, dass es auf Radverkehrsanlagen keine tödlichen E-Bike-Unfälle gab. Um schwere Unfälle zu vermeiden, braucht es rasch die Verbesserung der Infrastruktur zum Radfahren“, betont VCÖ-Expertin Katharina Jaschinsky.

Jeder dritte E-Bike-Unfall betrifft Seniorinnen und Senioren, bei den Schwerverletzten beträgt der Anteil der Generation 65 plus fast 40 Prozent, bei den tödlichen Unfällen 55 Prozent. Eine Radhelmpflicht würde dazu führen, dass die Unfallopfer auch dann, wenn sie völlig unschuldig in einen Unfall verwickelt werden, aber den Radhelm vergessen haben, automatisch Teilschuld haben. Dadurch können unschuldige Unfallopfer zusätzlich mit finanziellen Belastungen konfrontiert sein. „Gerade für ältere Menschen sind Fahrräder, die einen unterstützenden Elektromotor haben, eine Chance länger selbständig mobil zu sein und gleichzeitig auch, auf regelmäßige gesunde Bewegung zu kommen. Hier kann durch gezielte und positive Bewusstseinsarbeit sowie Kursangebote die Helmtragequote erhöht werden“, stellt VCÖ-Expertin Katharina Jaschinsky fest.

VCÖ: Großteil der E-Bike Fahrenden verunglücken abseits von Radverkehrsanlagen
(Mit E-Bike im Straßenverkehr in Österreich verunglückt, im Jahr 2024)

Leicht verletzt: 1.908 (davon 70 Prozent auf herkömmlicher Fahrbahn)

Schwer verletzt: 755 (davon 77 Prozent auf herkömmlicher Fahrbahn)

Tödlich verletzt: 20 (davon 100 Prozent auf herkömmlicher Fahrbahn)

Quelle:  Statistik Austria, VCÖ 2025

VCÖ: Kein tödlicher Elektro-Fahrradunfall auf Radverkehrsanlagen
(Unfälle mit Elektro-Fahrrädern im Jahr 2024 auf Radwegen, gemeinsamen Geh- und Radwegen, Mehrzweckstreifen, Radfahrstreifen, Radfahrüberfahrten, erlaubtes Radfahren gegen die Einbahn und erlaubtes Rechtsabbiegen bei Rot)

Leicht verletzt: 570

Schwer verletzt: 170

Tödlich verletzt: Null
Quelle: Statistik Austria, VCÖ 2025

VCÖ: Alle tödlichen Elektro-Fahrradunfälle auf herkömmlicher Fahrbahn
(Verunglückte mit Elektro-Fahrrädern auf herkömmlichen Fahrbahnen im Jahr 2024)

Leicht verletzt: 1.338

Schwer verletzt: 585

Tödlich verletzt: 20
Quelle: Statistik Austria, VCÖ 2025


VCÖ: Mehrzahl der tödlichen E-Bike Unfälle im Ortsgebiet auf Tempo 50 Straßen
(Anzahl tödliche E-Bike-Unfälle nach Tempolimit der Straße)

Tempolimit 50: 7 Todesopfer

Tempolimit 40: 2 Todesopfer

Tempolimit 30: 2 Todesopfer

Tempolimit niedriger als 30: null
Quelle: Statistik Austria, VCÖ  2025

VCÖ: Drei Viertel der tödlichen E-Bike-Unfälle auf Freilandstraßen bei Tempolimit 100
(Anzahl tödliche E-Bike-Unfälle nach Tempolimit der Straße)

Tempolimit 100: 7 Todesopfer

Tempolimit 80: 1 Todesopfer

Tempolimit 70: 1 Todesopfer
Quelle: Statistik Austria, VCÖ  2025

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