VCÖ: Im Vorjahr mehr als doppelt so viele Fahrräder verkauft wie Pkw – „Fahrradland Österreich zum Radfahrland machen!“

VCÖ: Verstärkte Investitionen in die Rad-Infrastruktur sowohl in Städten als auch Regionen nötig

VCÖ (Wien, am 1. Juni 2023) – Im Vorjahr wurden in Österreich 506.159 neue Fahrräder verkauft und damit mehr als doppelt so viele wie Pkw. Der Radverkehr ist in Österreich ein stark wachsender Wirtschaftsfaktor, macht der VCÖ anlässlich des Welttags des Fahrrads am 3. Juni aufmerksam. Es wurden im Vorjahr sieben Mal so viele Elektrofahrräder wie Elektroautos verkauft. Die Voraussetzungen für mehr Radverkehr sind in Österreich gut: Drei von vier Haushalten besitzen mindestens ein funktionstüchtiges Fahrrad, vier von zehn Autofahrten sind kürzer als fünf Kilometer. Großen Aufholbedarf gibt es jedoch bei der Rad-Infrastruktur. Die Mobilitätsorganisation VCÖ fordert eine Infrastrukturoffensive für den Radverkehr.

„Österreich ist schon heute ein Fahrradland. Damit es auch ein Radfahrland wird, braucht es den verstärkten Ausbau der Rad-Infrastruktur“, stellt VCÖ-Experte Michael Schwendinger fest.

74 Prozent von Österreichs Haushalten besitzen zumindest ein funktionstüchtiges Fahrrad, im Land Salzburg sind es sogar 87 Prozent. Der Fahrradmarkt boomt. Allein in den vergangenen vier Jahren wurden in Österreich 1,93 Millionen neue Fahrräder verkauft, um 900.000 mehr als Pkw, wie eine aktuelle VCÖ-Analyse zeigt. Im Vorjahr wurden mit 506.159 um 15,3 Prozent mehr Fahrräder als im Jahr 2019 verkauft, die Anzahl der neuzugelassenen Pkw ist hingegen gegenüber dem Jahr 2019 um 34,7 Prozent auf 215.050 gesunken. Das Elektrofahrrad ist das meistverkaufte Elektrofahrzeug in Österreich: Allein im Vorjahr wurden 246.728 Elektrofahrräder verkauft, mehr als siebenmal so viele wie Elektro-Autos.

Als Verkehrsmittel wird das Fahrrad von einem Drittel von Österreichs Bevölkerung häufig genutzt ein weiteres Drittel fährt zumindest gelegentlich. Der Radverkehrsanteil lag bei der letzten österreichweiten Erhebung 2013/2014 bei nur knapp über sechs Prozent. Österreichs Rad-Champion ist Vorarlberg mit einem Radverkehrsanteil von 16 Prozent im Jahr 2017. In Niederösterreich waren es im Jahr 2018 sieben Prozent, informiert der VCÖ. Seit der Corona-Pandemie ist ein Radfahrboom zu erkennen. In Wien ist beispielsweise der Radverkehrsanteil von sieben Prozent im Jahr 2019 um zwei Prozentpunkte auf jeweils neun Prozent in den vergangenen drei Jahren gestiegen.

„Das Potenzial für mehr Radverkehr ist in Österreich sehr groß. Es zu nutzen, würde Österreich den Klimazielen näher bringen, die Erdölabhängigkeit des Verkehrs reduzieren, den Haushalten viel Geld sparen und durch mehr Bewegung einen großen Gesundheitsnutzen bringen und damit auch das Gesundheitssystem entlasten“, betont VCÖ-Experte Michael  Schwendinger. In Österreich sind an Werktagen vier von zehn Autofahrten kürzer als fünf Kilometer, was eine ideale Radfahrdistanz ist. Sechs von zehn Autofahrten sind kürzer als zehn Kilometer, was mit Elektrofahrrädern für viele gut bewältigbar ist. „Voraussetzung für die verstärkte Verlagerung von Autofahrten auf das Fahrrad ist eine gute und sichere Rad-Infrastruktur sowohl in den Städten und besonders auch in den Regionen. Viel zu oft ist in Regionen die einzige Verbindung zwischen einer Siedlung und dem nächsten Ortsgebiet eine Freilandstraße, wodurch auch viele kurze Strecken mit dem Auto gefahren werden“, betont VCÖ-Experte Michael Schwendinger.

Der VCÖ fordert eine Infrastrukturoffensive für den Radverkehr. International setzen immer mehr Ballungsräume auf Radschnellwege als Verbindung zwischen dem Umland und der Stadt. Entlang von Freilandstraßen braucht es baulich getrennte sichere Radwege. Dass diese auch kostengünstig entstehen können, zeigt das Beispiel der B83 in Kärnten, wo bei Arnoldstein aus der überdimensionierten Straße ein Grünstreifen herausgefräst wurde und daneben ein Radweg entstand. In Gemeinden und Städten können für die Bevölkerung die Bedingungen zum Radfahren durch großflächiges Tempo 30 günstig verbessert werden.

VCÖ: In Österreich doppelt so viele Fahrräder wie Pkw verkauft (Anzahl verkaufte neue Fahrräder / neuzugelassene Pkw)

Jahr 2022: 506.159 Fahrräder / 215.050 Pkw

Jahr 2021: 490.394 Fahrräder / 239.803 Pkw

Jahr 2020: 496.000 Fahrräder / 248.740 Pkw

Jahr 2019: 439.000 Fahrräder / 329.363 Pkw

Summe: 1.931.553  Fahrräder / 1.032.956 Pkw

Quelle: VSSÖ, Statistik Austria, VCÖ 2023

VCÖ: Elektrofahrräder sind das meist verkaufte Elektrofahrzeug (Anzahl verkaufte neue Elektrofahrräder / neuzugelassene E-Pkw)

Jahr 2022: 246.728 Elektrofahrräder / 34.165 Elektro-Pkw

Jahr 2021: 221.804 Elektrofahrräder / 33.366 E-Pkw

Jahr 2020: 203.515 Elektrofahrräder / 15.972 E-Pkw

Jahr 2019: 170.942 Elektrofahrräder / 9.242 E-Pkw

Quelle: VSSÖ, Statistik Austria, VCÖ 2023

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VCÖ (Wien, 13. Juni 2022) – Laut Stadt Wien waren im heurigen Mai um ein Drittel mehr Radfahrerinnen und Radfahrer unterwegs als im Mai des Vorjahres. Die Mobilitätsorganisation VCÖ weist darauf hin, dass in den vergangenen drei Jahren in den Sommermonaten nochmals mehr Radfahrende unterwegs waren als im Mai. Auf etlichen Abschnitten im Radwegenetz ist es bereits jetzt eng. Damit die Wienerinnen und Wiener sicher mit dem Fahrrad mobil sein  können, tritt der VCÖ für die rasche Umsetzung temporärer Radwege ein.

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VCÖ zum Welttag des Fahrrads: Österreich hat beim Radverkehr im internationalen Vergleich großen Aufholbedarf

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Foto: Sarah Duit