VCÖ: Im Vorjahr passierte jeder 4. Fußgängerunfall auf einem Schutzweg – 91 Prozent der Todesopfer waren Seniorinnen und Senioren

VCÖ fordert mehr Verkehrsberuhigung, mehr Tempo 30 statt 50 im Ortsgebiet sowie Bewusstseinskampagnen

Foto: Zebrastreifen, auf welchem sich mehrere Fußgängerinnen und Fußgänger befinden

VCÖ (Wien, 29. Juli 2025) – Die Zahl der Schutzweg-Unfälle ist weiterhin sehr hoch. Im Vorjahr wurden in Österreich 972 Fußgängerinnen und Fußgänger am Schutzweg angefahren und verletzt, elf davon tödlich. Besonders gefährdet sind ältere Menschen, wie eine aktuelle VCÖ-Analyse auf Basis von Daten der Statistik Austria zeigt: Zehn der elf Todesopfer waren älter als 65 Jahre. Alle tödlichen Schutzwegunfälle passierten auf Straßen mit einem Tempolimit von 50 km/h oder höher. Der VCÖ fordert mehr Tempo 30 statt 50 im Ortsgebiet sowie Bewusstseinskampagnen für erhöhte Aufmerksamkeit vor Schutzwegen.

Ein Fahrzeug „darf sich einem Schutzweg nur mit einer solchen Geschwindigkeit nähern, dass das Fahrzeug vor dem Schutzweg anhalten kann“. Diese Regelung steht seit vielen Jahrzehnten in der Straßenverkehrsordnung – und wird leider viel zu oft ignoriert, wie die Unfallstatistik zeigt. Im Vorjahr passierten 962 von 3.542 Fußgängerunfällen auf Schutzwegen. Dabei wurden 972 Fußgängerinnen und Fußgänger verletzt, elf davon sogar tödlich. Auch in den Jahren 2023 und 2022 waren jeweils elf Todesopfer bei Schutzwegunfällen zu beklagen. Der VCÖ weist darauf hin, dass im Vorjahr zehn der elf Todesopfer älter als 65 Jahre waren, sechs davon älter als 75 Jahre. Von den 196 Schwerverletzten waren 55 Seniorinnen und Senioren.

Die VCÖ-Analyse auf Basis von Daten der Statistik Austria zeigt, dass alle tödlichen Schutzwegunfälle auf Straßen passierten, wo im Ortsgebiet das Tempolimit 50 km/h oder 60 km/h betrug. Auf Tempo-30-Straßen gab es keinen einzigen tödlichen Schutzwegunfall. „Der Anhalteweg, der sich aus Reaktionsweg und Bremsweg zusammensetzt, ist bei 50 km/h doppelt so lange wie bei Tempo 30. Dort, wo ein Auto mit 30 km/h bereits steht, hat es mit 50 km/h noch fast die volle Geschwindigkeit. Und damit steigt sowohl das Unfallrisiko als auch das Risiko schwerster oder sogar tödlicher Verletzungen“, erklärt VCÖ-Expertin Katharina Jaschinsky.

Deshalb sind Verkehrsberuhigung und mehr Tempo 30 statt 50 zentrale Maßnahmen, um die Sicherheit für Fußgängerinnen und Fußgänger, insbesondere für ältere, zu erhöhen, betont der VCÖ. Darüber hinaus ist das Bewusstsein zu erhöhen, dass vor Schutzwegen erhöhte Achtsamkeit und Aufmerksamkeit nötig ist und, dass sich Fahrzeuge einem Schutzweg nur mit einem solchen Tempo nähern dürfen, dass sie – falls notwendig – rechtzeitig zum Stillstand kommen können.

Zudem ist die Sicht auf Schutzwege für Kfz-Lenkerinnen und Kfz-Lenker zu verbessern. „Ein Problem sind vor dem Schutzweg parkende hohe Fahrzeuge, die die Sicht auf Fußgängerinnen und Fußgänger, die die Straße überqueren möchten, verstellen. Und die Zahl hoher Fahrzeuge nimmt zu. Einerseits sind wegen des boomenden Online-Handels mehr Transporter unterwegs, zum anderen nimmt auch die Anzahl großer SUV und Pick-ups zu. Durch die Ausweitung des Halte- und Parkverbots vor Schutzwegen von fünf auf zehn Meter kann die Sicht für die Autofahrerinnen und Autofahrer deutlich verbessert werden“, drängt VCÖ-Expertin Katharina Jaschinsky auf eine rasche Änderung der Straßenverkehrsordnung (StVO).

Im Bundesländer-Vergleich passierten in Wien im Vorjahr mit 376 die meisten Schutzwegunfälle, vor Niederösterreich mit 120 und Oberösterreich mit 119, weist der VCÖ auf Daten der Statistik Austria hin. In der Steiermark kam es zu 92 Schutzwegunfällen, in Tirol zu 79, in Vorarlberg zu 63, in Salzburg zu 57, in Kärnten zu 53 und im Burgenland zu sechs Schutzwegunfällen. Die meisten tödlichen Schutzwegunfälle gab es in Salzburg und Wien mit jeweils drei, in Oberösterreich waren es zwei. Keine tödlichen Schutzwegunfälle passierten in Vorarlberg, Tirol und im Burgenland.

VCÖ: Jeder 4. Fußgängerunfall passierte im Vorjahr auf einem Schutzweg

Anzahl Fußgängerunfälle in Österreich: 3.542
Davon am Schutzweg: 962 (27 Prozent)

Quelle: Statistik Austria, VCÖ 2025

VCÖ: Alle tödlichen Schutzwegunfälle passierten auf Straßen mit Tempolimit 50 oder 60
(Tempolimit der Straßen, wo tödliche Schutzwegunfälle im Jahr 2024 passierten)

Tempolimit 50: 10
Tempolimit 60: 1

Quelle: Statistik Austria, VCÖ 2025


VCÖ: Zehn der elf Todesopfer waren älter als 65 Jahre
(Alter, der bei Schutzwegunfällen getöteten Fußgängerinnen und Fußgänger)

Jünger als 65 Jahre: 1
65 bis 74 Jahre: 4  
75 Jahre oder älter: 6

Quelle: Statistik Austria, VCÖ 2025

VCÖ: Die meisten Schutzwegunfälle passierten im Vorjahr in Wien
(Anzahl Schutzwegunfälle, in Klammer Todesopfer)

Wien: 376 (3)
Niederösterreich: 120 (1)
Oberösterreich: 119 (2)
Steiermark: 92 (1)
Tirol: 79 (0)
Vorarlberg: 63 (0)  
Salzburg: 54 (3)
Kärnten: 53 (1)
Burgenland: 6 (0)

Quelle: Statistik Austria, VCÖ 2025

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Foto: Sarah Duit

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Foto: Sarah Duit