VCÖ: Im Vorjahr passierten 80 Schulwegunfälle auf einem Schutzweg

VCÖ: Halte- und Parkverbot vor Zebrastreifen auf zehn Meter ausweiten, mehr Tempo 30 statt 50

Drei Kinder mit Schultasche auf dem Schulweg, welche von hinten gezeigt werden und einen Gehsteig entlang gehen.

VCÖ (Wien, 5. September 2025) – Im Vorjahr ging die Zahl der Schulwegunfälle am Schutzweg immerhin um 20 Prozent zurück, aber mit 80 ist deren Anzahl nach wie vor hoch, wie eine aktuelle VCÖ-Analyse auf Basis von Daten der Statistik Austria zeigt. Bei zehn Schutzwegunfällen wurden Kinder schwer verletzt. Alle zehn passierten auf Abschnitten mit Tempolimit 50. Um die Sicherheit für die Kinder zu erhöhen, ist mehr Tempo 30 statt 50 wichtig, insbesondere in Wohngebieten und im Schulumfeld. Für eine bessere Sicht bei Schutzwegen ist eine Ausweitung des Halte- und Parkverbots vor Zebrastreifen von fünf auf zehn Meter sehr wichtig, betont die Mobilitätsorganisation VCÖ.

Ab Montag drücken in Österreich alle Schülerinnen und Schüler die Schulbank. Nach dem Schulstart diese Woche in Niederösterreich, Wien und dem Burgenland folgen nun die anderen sechs Bundesländer. Die Schulwegunfälle sind im Vorjahr in Österreich um sieben Prozent auf 419 zurückgegangen, die Schulwegunfälle auf Schutzwegen um 20 Prozent auf 80, wie eine aktuelle VCÖ-Analyse auf Basis von Daten der Statistik Austria zeigt. Zehn Kinder wurden bei den Schutzwegunfällen schwer verletzt, weitere 70 leicht. Österreichweit passierten 19 Prozent der Schulwegunfälle auf Schutzwegen, in Wien betrug der Anteil sogar 38 Prozent. Nur im Burgenland gab es am Schulweg keinen Schutzwegunfall, informiert der VCÖ.

Um die Zahl der Schutzwegunfälle zu reduzieren, sind verstärkte Maßnahmen für ein kindgerechtes Verkehrssystem wichtig, betont der VCÖ. Das Tempo ist entscheidend, ob ein Fahrzeug rechtzeitig zum Stillstand kommt. Das bestätigt auch die Unfallstatistik: Alle zehn Schutzwegunfälle, bei denen Kinder schwer verletzt wurden, passierten auf Abschnitten mit Tempolimit 50. Deshalb ist in Wohngebieten und im Schulumfeld Tempolimit 30 statt 50 so wichtig. Bei Tempo 30 verkürzt sich der Anhalteweg (Reaktionsweg plus Bremsweg) im Vergleich zu Tempo 50 auf die Hälfte.

Auch ist die Sicht auf Kinder, die den Schutzweg überqueren möchten, zu verbessern, indem das Halte- und Parkverbot vor Schutzwegen in der Straßenverkehrsordnung von derzeit fünf auf zehn Meter ausgeweitet wird. „In den vergangenen Jahren hat die Zahl hoher Fahrzeuge zugenommen. Einerseits sind durch den boomenden Online-Handel mehr Transporter unterwegs, andererseits gibt es mehr Pick-ups und große SUV. Hohe Fahrzeuge, die vor einem Schutzweg parken, verstellen leichter anderen Autofahrenden die Sicht auf Kinder, die den Schutzweg überqueren möchten“, verdeutlicht VCÖ-Expertin Katharina Jaschinsky.

Zudem kann jeder und jede Einzelne dazu beitragen, dass Kinder sicher mobil sind. „Für uns Erwachsene heißt das, besonders aufmerksam, bremsbereit und langsamer fahren“, erinnert VCÖ-Expertin Katharina Jaschinsky. Der VCÖ erinnert daran, dass Kinder vom Vertrauensgrundsatz ausgenommen sind (Straßenverkehrsordnung StVO, §3): „Der Lenker eines Fahrzeuges hat sich gegenüber Personen für die der Vertrauensgrundsatz nicht gilt, insbesondere durch Verminderung der Fahrgeschwindigkeit und durch Bremsbereitschaft so zu verhalten, dass eine Gefährdung ausgeschlossen ist.“

Auch ist das Bewusstsein zu schärfen, dass sich ein Fahrzeug "einem Schutzweg nur mit einer solchen Geschwindigkeit nähern darf, dass das Fahrzeug vor dem Schutzweg anhalten kann“ (StVO § 9/2). Und: Den Schutzweg nie plötzlich betreten, immer davor schauen, ob ein Fahrzeug kommt.

Und wann immer ersichtlich ist, dass ein Kind die Straße überqueren möchte, ist das dem Kind zu ermöglichen, auch dort wo kein Schutzweg ist. Seit dem Jahr 1994 ist der „unsichtbare Schutzweg“ für Kinder in der Straßenverkehrsordnung verankert. Im Paragraph 29a/1 der StVO heißt es dazu: „Vermag der Lenker eines Fahrzeuges zu erkennen, dass Kinder die Fahrbahn einzeln oder in Gruppen, sei es beaufsichtigt oder unbeaufsichtigt, überqueren oder überqueren wollen, so hat er ihnen das unbehinderte und ungefährdete Überqueren der Fahrbahn zu ermöglichen und hat zu diesem Zweck, falls erforderlich, anzuhalten.“

Insgesamt sind Schulwege dank zahlreicher Maßnahmen sicherer als Freizeitwege. Der Schulweg ist für Kinder eine wichtige Chance, Kompetenz im richtigen Verhalten im Straßenverkehr zu lernen und damit auch auf Freizeitwegen sicherer mobil zu sein, betont der VCÖ. Werden Kinder mit dem Elterntaxi zur Schule chauffiert, wird ihnen diese Chance genommen. Deshalb Kinder zu Fuß oder mit dem Fahrrad zur Schule begleiten, Verkehrssituationen besprechen, das richtige Verhalten im Straßenverkehr erklären, beispielsweise vor dem Überqueren einer Straße - auch eines Schutzweges - immer links und rechts schauen, ob ein Fahrzeug. Wichtig ist auch, dass das Handy am Schulweg in der Schultasche bleibt. Und: Wenn Eltern auf Gefahrenstellen stoßen, diese der jeweiligen Gemeinde oder Stadt melden.

VCÖ: Im Vorjahr passierten 80 Schulwegunfälle am Schutzweg (Anzahl Schulwegunfalle am Schutzweg im Jahr 2024 - Anteil an den Schulwegunfällen)

Österreich: 80 Schulwegunfälle am Schutzweg (19,1 Prozent der Schulwegunfälle)
Burgenland: Kein Schulwegunfall am Schutzweg
Salzburg: 2 Schulwegunfälle am Schutzweg (6,1 Prozent der Schulwegunfälle)
Vorarlberg: 4 Schulwegunfälle am Schutzweg (13,8 Prozent der Schulwegunfälle)
Kärnten: 5 Schulwegunfälle am Schutzweg (17,2 Prozent der Schulwegunfälle)
Steiermark: 6 Schulwegunfälle am Schutzweg (12,5 Prozent der Schulwegunfälle)
Tirol: 7 Schulwegunfälle am Schutzweg (14,9 Prozent der Schulwegunfälle)
Niederösterreich: 12 Schulwegunfälle am Schutzweg (15,4 Prozent der Schulwegunfälle)
Oberösterreich: 14 Schulwegunfälle am Schutzweg (19,2 Prozent der Schulwegunfälle)
Wien: 30 Schulwegunfälle am Schutzweg (38,0 Prozent der Schulwegunfälle)

Quelle: Statistik Austria, VCÖ 2025

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