VCÖ: In den vergangenen 10 Jahren kamen 80 Kinder im Straßenverkehr ums Leben, fast 27.000 wurden verletzt

VCÖ: Verstärkte Maßnahmen für ein kindgerechtes Verkehrssystem nötig

VCÖ (Wien, 23. Oktober 2023) –Das Ziel „kein tödlicher Kinderunfall im Straßenverkehr“ hat Österreich auch in den vergangenen zehn Jahren in keinem einzigen Jahr erreicht, wie eine aktuelle VCÖ-Analyse auf Basis von Daten der Statistik Austria zeigt. In den vergangenen zehn Jahren kostete der Straßenverkehr 80 Kindern das Leben, fast 27.000 wurden verletzt. Im Ortsgebiet erhöhen Tempo 30 statt 50 und mehr Verkehrsberuhigung die Sicherheit der Kinder, betont die Mobilitätsorganisation VCÖ. Und auch außerhalb des Ortsgebiets braucht es verstärkte Maßnahmen.

„Wenn es um tödliche Verkehrsunfälle von Kindern geht, kann nur eine Zahl das Ziel sein, nämlich null. Österreich verfehlt so wie bisher auch heuer dieses Ziel. Es braucht verstärkte Maßnahmen für ein kindgerechtes Verkehrssystem“, stellt VCÖ-Expertin Lina Mosshammer fest. Die meisten Todesopfer waren im Jahr 2019 mit 16 zu beklagen, die wenigsten mit zwei im Jahr 2020 als es infolge der Maßnahmen gegen die Covid19-Pandemie einen starken Verkehrsrückgang gab.

Heuer kamen bereits sechs Kinder in Österreich bei Verkehrsunfällen ums Leben, informiert der VCÖ. In den vergangenen zehn Jahren verloren 80 Kinder im Alter bis 14 Jahren im Straßenverkehr ihr Leben, allein in Niederösterreich 24. In Oberösterreich wurden 16 Kinder bei Verkehrsunfällen tödlich verletzt, in Salzburg zwölf, in Kärnten acht, in der Steiermark sechs, in Tirol fünf, Wien vier, Vorarlberg drei und im Burgenland zwei. Zudem wurden fast 27.000 Kinder binnen zehn Jahren bei Verkehrsunfällen verletzt.

Insbesondere im Ortsgebiet, wo Kinder zur Schule gehen oder in der Freizeit unterwegs sind, ist es wichtig, Maßnahmen für ein kindgerechtes Verkehrssystem zu setzen. Verkehrsberuhigung, ein lückenloses Netz an ausreichend breiten Gehwegen und eine gute Rad-Infrastruktur sind für die sichere Mobilität von Kindern sehr wichtig, betont die Mobilitätsorganisation VCÖ. Auch Schulstraßen erhöhen die Sicherheit der Kinder. Bei Schulstraßen wird eine halbe Stunde vor Schulbeginn die Straße vor der Schule in eine autofreie Fußgängerzone umgewandelt.

Gefahren sind im Ortsgebiet zu hohes Tempo und zu viel Kfz-Verkehr, unübersichtliche Kreuzungen und Straßenübergänge oder fehlende Geh- und Radwege. „Wird ein Kind von einem Pkw mit 50 km/h angefahren, dann entspricht das einem Sturz aus 10 Meter Höhe. Deshalb ist es so wichtig, dass es im Ortsgebiet mehr Verkehrsberuhigung und mehr Tempo 30 gibt“, verdeutlicht VCÖ-Expertin Lina Mosshammer. Österreichweit bereits 280 Gemeinden und Städte fordern von Österreichs Bundesregierung eine Reform der Straßenverkehrsordnung, damit es Gemeinden und Städten erleichtert wird, Tempo 30 umzusetzen, etwa auf Durchzugsstraßen vor Kindergärten oder Schulen. Ein Pkw, der bei Tempo 30 nach elf Metern steht, hat mit 50 km/h einen doppelt so langen Anhalteweg (Reaktions- und Bremsweg) und nach elf Metern noch eine Geschwindigkeit von 48 km/h, macht der VCÖ aufmerksam.

Fast die Hälfte der tödlich verunglückten Kinder, nämlich 35, kamen mitfahrend im Pkw ums Leben. „Alle Maßnahmen, die die Verkehrssicherheit für Autofahrerinnen und Autofahrer erhöhen kommen natürlich auch den Kindern zugute. Dazu zählen niedrigere Tempolimits auf Freilandstraßen und Autobahnen, verstärkte Maßnahmen gegen Handy am Steuer und verstärkte Kontrollen“, stellt VCÖ-Expertin Lina Mosshammer fest.

Auch mehr öffentliche Verkehrsverbindungen erhöhen die Verkehrssicherheit. Der VCÖ fordert zudem eine Sicherheitsoffensive bei Bushaltestellen, insbesondere entlang von Freilandstraßen. „Auch außerhalb des Ortsgebiets muss es selbstverständlich sein, dass eine Bus-Haltestelle über einen baulich getrennten Gehweg sowie über einen sicheren Straßenübergang erreichbar ist, etwa mit Hilfe von Mittelinseln. Das Tempolimit ist im Bereich von Bushaltestellen deutlich zu reduzieren“, stellt VCÖ-Expertin Lina Mosshammer fest.

VCÖ: Auch heuer verfehlt Österreich das Ziel "kein tödlicher Kinderunfall im Straßenverkehr" deutlich
(Bei Verkehrsunfällen in Österreich tödlich verletzte Kinder bis 14 Jahren )

1.1.-22.10.2023: 6 Todesopfer
Jahr 2022: 13 Todesopfer
Jahr 2021: 6 Todesopfer
Jahr 2020: 2 Todesopfer
Jahr 2019: 16 Todesopfer
Jahr 2018: 3 Todesopfer
Jahr 2017: 8 Todesopfer
Jahr 2016: 7 Todesopfer
Jahr 2015: 11 Todesopfer
Jahr 2014: 8 Todesopfer

Quelle: Statistik Austria, VCÖ 2023

VCÖ: 80 Kinder kamen in den vergangenen zehn Jahren im Straßenverkehr ums Leben, die meisten in Niederösterreich
(Bei Verkehrsunfällen ums Leben gekommene Kinder – 2014 bis 22.10.2023)

Niederösterreich: 24 Todesopfer
Oberösterreich: 16 Todesopfer
Salzburg: 12 Todesopfer
Kärnten: 8 Todesopfer
Steiermark: 6 Todesopfer
Tirol: 5 Todesopfer
Wien: 4 Todesopfer
Vorarlberg: 3 Todesopfer
Burgenland: 2 Todesopfer

Quelle: Statistik Austria, VCÖ 2023

Zurück zur Übersicht

VCÖ zu Radweg Krottenbachstraße: Endlich kommt sichere Radverbindung

VCÖ (Wien, 23. Mai 2023) - Nach fast 30 Jahre langer Diskussion wird nun endlich in der Krottenbachstraße eine sichere Radverbindung geschaffen. Die Mobilitätsorganisation VCÖ - Mobilität mit Zukunft begrüßt die heute von der Stadt Wien veröffentlichten Pläne für einen durchgängigen Zwei-Richtungsradweg. Der VCÖ weist darauf hin, dass derzeit massive Sicherheitsmängel und Gefahrenstellen bestehen. Die neue Radverbindung bringt Sicherheit und ermöglicht damit mehr Bewohnerinnen und Bewohnern, insbesondere auch Familien mit Kindern, mehr Alltagswege gesund, kostengünstig und klimafreundlich mit dem Fahrrad zurückzulegen.

Mehr dazu

VCÖ: Im Vorjahr ist Zahl der Schulwegunfälle in Österreich wieder gestiegen

VCÖ (Wien, 4. Mai 2023) – Die Zahl der Schulwegunfälle ist in Österreich im Vorjahr um 62 auf 418 gestiegen, es waren aber um 92 weniger als im Vor-Coronajahr 2019, berichtet die Mobilitätsorganisation VCÖ. Jeder vierte Schulwegunfall passierte in den Monaten Mai und Juni. Der VCÖ fordert verstärkte Maßnahmen, damit Kinder sicher zu Fuß oder mit Fahrrad zur Schule kommen können. Damit kann auch ein Beitrag gegen den zunehmenden Bewegungsmangel bei Kindern und Jugendlichen geleistet werden.

 

Mehr dazu