VCÖ: In Wien alle tödlichen Pkw-Unfälle im Vorjahr wegen nicht angepasster Geschwindigkeit

VCÖ: Einhaltung von Tempolimits durch Tempokontrollen und Straßengestaltung sicherstellen

VCÖ (Wien, 11. November 2024) – Fünf Todesopfer, 52 schwer Verletzte und 522 leicht Verletzte – das ist die Opferbilanz von Verkehrsunfällen in Wien, die im Vorjahr wegen nicht angepasster Geschwindigkeit verursacht wurden, wie eine aktuelle VCÖ-Analyse auf Basis von Daten der Statistik Austria zeigt. Die größte Opfergruppe bei Verkehrsunfällen in Folge von zu hohem Tempo waren Pkw-Insassen. Die Exekutive hat in Wien mehr als 630.000 Übertretungen von Tempolimits geahndet. Die Einhaltung von Tempolimits hängt von mehreren Faktoren ab, wie der Anzahl der Kontrollen, den Toleranzgrenzen und auch von der Straßengestaltung, betont die Mobilitätsorganisation VCÖ.

In Wien verunglückten neun Prozent der Unfallopfer des Vorjahres wegen nicht angepasster Geschwindigkeit, bei den tödlichen Unfällen war der Anteil mit 42 Prozent aber mehr als viermal so hoch, berichtet der VCÖ. „Da die kinetische Energie zum Quadrat mit der Geschwindigkeit steigt, ist die Geschwindigkeit ein zentraler Faktor für die Verkehrssicherheit. Niedrigeres Tempo bedeutet einen kürzeren Anhalteweg, reduziert sowohl das Unfallrisiko als auch bei einer Kollision die Unfallschwere“, erläutert VCÖ-Expertin Katharina Jaschinsky. Gerade jetzt in der dunklen Jahreszeit ist in Erinnerung zu rufen, dass das Tempo entsprechend anzupassen ist und auf Sicht zu fahren ist.

Zu hohes Tempo ist auf Österreichs Straßen ein Problem, auch in Wien. Das zeigen sowohl die Unfallstatistik als auch die Bilanz der Polizei. Im Vorjahr wurden in Wien 630.409 Geschwindigkeitsüberschreitungen angezeigt bzw. als Organstrafverfügungen geahndet. Eine aktuelle VCÖ-Analyse auf Basis von Daten der Statistik Austria zeigt, dass Verkehrsunfälle in Wien aufgrund von nicht angepasster Geschwindigkeit 579 Unfallopfer forderten, davon wurden fünf Menschen tödlich verletzt, 52 Menschen schwer verletzt und 522 leicht verletzt.

388 der 575 Unfallopfer waren Pkw-Insassen, die damit die größte Opfergruppe waren. Und: Alle tödlichen Pkw-Unfälle in Wien passierten wegen nicht angepasster Geschwindigkeit, so ein weiteres Ergebnis der VCÖ-Analyse. Fünf Pkw-Insassen verloren dabei ihr Leben. Weiters verunglückten 59 Motorrad- und Mopedfahrer bei Verkehrsunfällen, die wegen nicht angepasster Geschwindigkeit verursacht wurden, 43 Radfahrende sowie 33 Fußgängerinnen und Fußgänger, informiert der VCÖ.

„Um die Anzahl der Verkehrsunfälle wegen zu hoher Geschwindigkeit zu reduzieren, ist auf mehreren Ebenen anzusetzen“, betont VCÖ-Expertin Katharina Jaschinsky. Zum einen kann mit mehr Tempo 30 statt 50 und verstärkter Verkehrsberuhigung die Zahl der Unfälle reduziert werden.

Zudem ist das Bewusstsein, dass Tempolimits einzuhalten sind, zu schärfen. Die in Österreich zum Teil sehr hohen Toleranzgrenzen beim Überschreiten von Tempolimits sind dafür kontraproduktiv. So wird beispielsweise bei Tempolimit 50 in der Schweiz landesweit ab 56 km/h gestraft, in Österreich fehlt eine einheitliche Regelung. Die Behörden haben einen großen Ermessensspielraum, welcher dazu führt, dassin Österreich teilweise in Tempo 50 Zonen erst ab 66 km/h gestraft wird. Das trägt dazu bei, dass das Überschreiten von Tempolimits von einigen als Kavaliersdelikt betrachtet wird. Aber, schneller als erlaubt fahren bedeutet einen längeren Anhalteweg. Und es gibt genug Situationen im Straßenverkehr, wo einzelne Meter darüber entscheiden, ob es zu einem Unfall kommt, oder nicht.  

„Wo Tempolimits eingehalten werden, sorgt dies für mehr Verkehrssicherheit. In der Stadt profitieren von der Einhaltung der Tempolimits ganz besonders die Schwächsten im Verkehr, wie ältere Menschen und Kinder, die zu Fuß oder mit dem Fahrrad mobil sind“, erinnert VCÖ-Expertin Katharina Jaschinsky.

Einen wichtigen Beitrag für die Verkehrssicherheit leisten die Tempokontrollen der Exekutive. Darüber hinaus hat auch die Straßengestaltung einen großen Einfluss, ob Tempolimits eingehalten werden oder nicht. Straßen sollen nicht zum zu schnellen Fahren einladen, sondern die Straßengestaltung soll die Einhaltung des jeweiligen Tempolimits unterstützen, betont der VCÖ.

VCÖ-Factsheet: Was es braucht, damit Tempolimits eingehalten

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Tempo 30 in der Stadt rettet Leben

Menschen in Städten sind besonders von den negativen Auswirkungen des Verkehrs betroffen – und das hat auch gesundheitliche Folgen. Abgestellte Autos nehmen in Städten einen großen Teil des öffentlichen Raums ein. Die starke Versiegelung ändert das Mikroklima und erhöht lokal die Hitze nachweislich. Gleichzeitig stellen sowohl durch abgestellte Autos verstellte Straßen und Kreuzungen aufgrund der Sichteinschränkung und die hohen Geschwindigkeiten der fahrenden Fahrzeuge ein Sicherheitsrisiko insbesondere für alle, die zu Fuß, mit Fahrrad oder Roller mobil sind, dar. Verkehr verursacht maßgeblich Schadstoffe in der Luft. Das führt zu Lungenkrankheiten und Einschränkungen wie Atemnot oder Husten. Kopfschmerzen und Schlafstörungen sind nur zwei der vielen Auswirkungen von dauerhaftem Verkehrslärm auf die Gesundheit der Menschen. Eines ist klar, Verkehr beeinträchtigt unsere Gesundheit.

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Foto: Spencer Imbrock, unsplash

VCÖ-Studie: Mobilität in Städten kann vom Gesundheitsproblem zum Gesundheitsmotor werden

VCÖ (Wien, 15. März 2022) – Durch Abgase, Lärm und Unfälle verursacht der Verkehr große Gesundheitsschäden. Zudem verschärfen in Städten Straßen und Parkplätze die Hitzebelastung, die vor allem für ältere Menschen und chronisch Kranke gefährlich ist. Eine heute präsentierte VCÖ-Publikation zeigt, dass aber gerade in Städten die Alltagsmobilität die Gesundheit der Menschen fördern kann. Zentrale Maßnahmen dafür sind Verkehrsberuhigung durch Tempo 30 statt 50, mehr Begegnungszonen und mehr Platz zum Gehen und Radfahren.

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Foto: Sarah Duit