VCÖ: Jeder 3. Verkehrstote außerhalb des Ortsgebiets wegen nicht angepasster Geschwindigkeit

VCÖ: Einhaltung von Tempolimits durch Tempokontrollen und Straßengestaltung sicherstellen

Foto: Kleines Kreuz mit Kerzen neben einer Freilandstraße

VCÖ (Wien, 7. November 2024) – 108 Todesopfer, 1.200 schwer Verletzte und 5.138 leicht Verletzte – das ist die Opferbilanz von Verkehrsunfällen in Österreich, die im Vorjahr wegen nicht angepasster Geschwindigkeit verursacht wurden, wie eine aktuelle VCÖ-Analyse auf Basis von Daten der Statistik Austria zeigt. Auf Österreichs Straßen herrscht eine Schnellfahrkultur. Der Anteil der Überschreitungen von Tempolimits ist in Österreich deutlich höher als beispielsweise in der Schweiz. In der Schweiz ist die Toleranzgrenze beim Überschreiten von Tempolimits niedriger als in Österreich. Die Einhaltung von Tempolimits hängt neben den Toleranzgrenzen und der Anzahl der Kontrollen auch von der Straßengestaltung ab, betont die Mobilitätsorganisation VCÖ.

Auf Österreichs Straßen herrscht eine Schnellfahrkultur und das spiegelt sich leider auch im Unfallgeschehen wider, wie eine aktuelle VCÖ-Analyse auf Basis von Daten der Statistik Austria zeigt. 108 Todesopfer forderten im Vorjahr Verkehrsunfälle in Österreich, die wegen nicht angepasster Geschwindigkeit verursacht wurden. Davon kamen 15 Menschen im Ortsgebiet ums Leben, zwölf auf Autobahnen und Schnellstraßen und 81 auf Freilandstraßen. Außerhalb des Ortsgebiets war nicht angepasste Geschwindigkeit für jeden dritten Verkehrstoten verantwortlich. Bei Motorradfahrern war zu hohes Tempo die Ursache von sogar 50 Prozent der tödlichen Unfälle. Knapp mehr als die Hälfte davon waren Alleinunfälle. Bei Unfällen mit mehreren Beteiligten kann auch der Unfallgegner der tödlich verunglückten Motorradfahrer durch zu hohe Geschwindigkeit den Unfall verursacht haben.

Zusätzlich zu den tödlichen Unfällen wurden durch nicht angepasste Geschwindigkeit auch 1.200 Menschen bei Verkehrsunfällen schwer verletzt, macht der VCÖ aufmerksam. Damit war nicht angepasste Geschwindigkeit für jeden sechsten schwer Verletzten verantwortlich. Zwei Drittel der Unfallopfer von nicht angepasster Geschwindigkeit wurden außerhalb des Ortsgebiets schwer verletzt.

„Da die kinetische Energie zum Quadrat mit der Geschwindigkeit steigt, ist die Geschwindigkeit ein zentraler Faktor für die Verkehrssicherheit. Niedrigeres Tempo bedeutet einen kürzeren Anhalteweg, reduziert sowohl das Unfallrisiko als auch bei einer Kollision die Unfallschwere. Um die Anzahl der Verkehrsunfälle wegen zu hoher Geschwindigkeit zu reduzieren, ist auf mehreren Ebenen anzusetzen“, betont VCÖ-Expertin Katharina Jaschinsky. Mit mehr Tempo 30 statt 50 im Ortsgebiet sowie mehr Tempo 80 statt 100 auf Freilandstraßen kann viel menschliches Leid verhindert werden.

Zudem ist in Österreich die Toleranzgrenze beim Überschreiten von Tempolimits höher als in vergleichbaren Staaten. Bei Tempolimit 50 wird in der Schweiz landesweit ab 56 km/h gestraft, in den Niederlanden ab 57 km/h und in Deutschland ab 59 km/h. In Österreich fehlt eine einheitliche Regelung. Die Behörden haben einen großen Ermessensspielraum, welcher dazu führt, dass teilweise in Tempo 50 Zonen erst ab 66 km/h gestraft wird. „Diese hohen Toleranzgrenzen tragen wesentlich dazu bei, dass das Überschreiten von Tempolimits von vielen als Kavaliersdelikt betrachtet wird“, spricht sich VCÖ-Expertin Katharina Jaschinsky für einen österreichweit einheitlich niedrigeren Ermessensspielraum nach Schweizer Vorbild aus.

Einen wichtigen Beitrag für die Verkehrssicherheit leisten die Tempokontrollen. Im Vorjahr wurden laut Innenministerium von der Bundespolizei in Österreich insgesamt 6,16 Millionen Geschwindigkeitsüberschreitungen angezeigt bzw. als Organstrafverfügungen geahndet, allein in Niederösterreich 1,48 Millionen.

„Darüber hinaus hat aber auch die Straßengestaltung einen großen Einfluss, ob Tempolimits eingehalten werden oder nicht. Straßen sollen nicht zum zu schnellen Fahren einladen“, betont VCÖ-Expertin Katharina Jaschinsky. Der Rückbau von Raserstrecken ist dabei ebenso wichtig, wie im Ortsgebiet eine  Straßengestaltung, die die Einhaltung des jeweiligen Tempolimits  unterstützt.

Wo Tempolimits eingehalten werden, sorgt dies für mehr Verkehrssicherheit und für höhere Lebensqualität für die Bevölkerung. Im Ortsgebiet profitieren von der Einhaltung der Tempolimits ganz besonders die Schwächsten im Verkehr, wie ältere Menschen und Kinder, die zu Fuß oder mit dem Fahrrad mobil sind.

VCÖ-Factsheet: Was es braucht, damit Tempolimits eingehalten werden – www.vcoe.at

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VCÖ: An Hitzetagen gab es im Vorjahr um fast ein Fünftel mehr Verkehrsunfälle

VCÖ (Wien, 7. Juli 2023) – Die Temperaturen klettern in Österreich wieder über 30 Grad Celsius. An Hitzetagen steigt das Unfallrisiko, warnt die Mobilitätsorganisation VCÖ. Im Vorjahr gab es zwischen Mai und September an Hitzetagen laut Statistik Austria im Schnitt um 18 Prozent mehr Verkehrsunfälle mit Personenschaden als an Tagen mit weniger als 30 Grad Celsius, im Jahr 2021 sogar um 25 Prozent mehr. Hitze belastet den Körper, die Konzentrationsfähigkeit nimmt ab. Für die Mobilität heißt das: Wenn möglich öffentliche Verkehrsmittel nutzen. Bei Autofahrten langsamer fahren, volle Konzentration auf das Verkehrsgeschehen, nicht telefonieren, bei längeren Fahrten häufiger Pause machen.

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VCÖ: Höheres Unfallrisiko in beliebten Urlaubsländern – in Skandinavien ist Verkehrssicherheit höher

VCÖ (Wien, 20. Juni 2023) – Im Juli und August gehen viele Urlaubsreisen mit dem Auto ins Ausland. Eine aktuelle VCÖ-Analyse zeigt, dass in beliebten Urlaubsländern wie Italien, Kroatien und Griechenland sowie den Nachbarstaaten Ungarn, Tschechien, Slowakei das Unfallrisiko höher ist als in Österreich. Was bei der Reise noch zu beachten ist, sind andere Verkehrsregeln. Die Mobilitätsorganisation VCÖ weist darauf hin, dass in etlichen EU-Staaten das Tempolimit auf Freilandstraßen niedriger ist als in Österreich. Auf Autobahnen ist in jedem dritten EU-Land die erlaubte Höchstgeschwindigkeit niedriger als in Österreich, ebenso das Alkohol-Limit. Für die sichere Urlaubsreise empfiehlt der VCÖ gleiten statt rasen, don’t drink or phone & drive und am Urlaubsort möglichst mit öffentlichen Verkehrsmitteln fahren.

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