VCÖ: Kehrtwende der EU-Kommission bei Verbrenner-Aus aus Energie-, Wirtschafts- und Umweltsicht ein Rückschritt

VCÖ: Ziel von 100 Prozent abgasfreien Neuwagen ist schon vor 2035 erreichbar

Autos, welche auf einer Autobahn im Stau stehen. Aus den Auspuffen sieht man Abgase aufsteigen.

VCÖ (Wien, 16. Dezember 2025) – Das Festhalten an veralteten Technologien statt des Forcierens von Zukunftstechnologie ist aus Energie-, Wirtschafts- und Umweltsicht ein großer Rückschritt, stellt die Mobilitätsorganisation VCÖ zur Kehrtwende der EU-Kommission beim Verbrenner-Aus für Neuwagen ab dem Jahr 2035 fest. Weder E-Fuels und Biokraftstoffe, noch Plug-in-Hybride sind eine Lösung für den Kfz-Bereich. Dass die Energiewende zu 100 Prozent abgasfreien Neuwagen schon deutlich vor dem Jahr 2035 erreichbar ist, zeigt nicht nur Norwegen, sondern auch Dänemark, wo heuer bereits 67 Prozent der Pkw-Neuzulassungen Elektroautos sind. Die raschere Erhöhung des E-Pkw-Anteils bei Neuwagen macht unabhängiger von teuren Erdölimporten und erleichtert das Erreichen der Klimaziele im Verkehr, stellt der VCÖ fest. Positiv sieht der VCÖ den Anreiz zur verstärkten Herstellung von Elektro-Kleinwagen sowie die geplanten Vorgaben für Firmenflotten größerer Unternehmen.

„Dieser Zickzack-Kurs der EU-Kommission verursacht Unsicherheit und ist das genaue Gegenteil von dem, was die Bevölkerung und die Wirtschaft brauchen, nämlich Planungssicherheit“, stellt VCÖ-Experte Michael Schwendinger fest und ergänzt: „Die Kehrtwende der EU-Kommission ist umso unverständlicher, als schon jetzt einige Staaten zeigen, dass 100 Prozent abgasfreie Neuwagen deutlich vor dem Jahr 2035 erreicht werden können.“ So hat Dänemark bereits heuer einen Elektroauto-Anteil bei Neuwagen von 67 Prozent, Norwegen sogar von 95 Prozent.

Während Österreich dank Wasserkraft, Sonnen- und Windenergie die Energie für Elektroautos selber herstellen kann, muss Erdöl importiert werden. Allein im Vorjahr flossen mehr als neun Milliarden Euro für Erdölimporte aus Österreichs ins Ausland, mehr als 80 Prozent davon entfielen auf Importe für den Verkehrssektor, erinnert der VCÖ. Während Elektromotoren tatsächlich eine hohe Effizienz aufweisen, ist das bei Verbrennungsmotoren weder bei E-Fuels noch bei Plug-in-Hybriden der Fall. „Die Herstellung von E-Fuels benötigt sehr viel Energie, E-Fuels sind entsprechend teuer und werden mangels Alternativen dringend im Flugverkehr und der Schifffahrt benötigt“, betont VCÖ-Experte Michael Schwendinger. Bei den sogenannten Biokraftstoffen ist die EU auf Importe aus dem Ausland angewiesen. Heuer wurde publik, dass bei HVO von außerhalb Europas verbotenes frisches Palmöl enthalten war.

Positiv bewertet der VCÖ den Anreiz für die Hersteller, verstärkt Elektro-Kleinwagen auf den Markt zu bringen. Wenn die Autohersteller in den nächsten Jahren den Durchschnitt über die CO₂-Emissionen ihrer Neuwagenflotten bilden, dann soll jedes kleinere Elektroauto (bis 4,2  Meter Länge) „Made in Europe“ 1,3-fach in die Berechnung einfließen. Und für Unternehmen ab 250 Beschäftigten möchte die EU-Kommission Vorgaben für die CO2-Bilanz von Neuwagen.

Dass auch wirtschaftspolitisch das Aufweichen des Verbrenner-Aus bei Neuwagen ein Fehler ist, darauf machten in den vergangenen Tagen zahlreiche Ökonominnen und Ökonomen aufmerksam. So warnt beispielsweise die deutsche Ökonomin Monika Schnitzer, die auch Vorsitzende der Wirtschaftsweisen in Deutschland ist: „Würde man Arbeitsplätze retten, wenn man das Verbrenner-Aus jetzt verschiebt? Ich fürchte, das Gegenteil ist der Fall." Und: „Wenn es heißt, die Deutschen hätten bei den Verbrennern einen großen Vorteil gegenüber der Konkurrenz, kann ich nur sagen: kurzfristig vielleicht. Aber heute nutzt auch niemand mehr ein Tastenhandy."

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