VCÖ: Klimaticket, nutzbare Reisezeit und besseres Bahnangebot führen zu verstärktem Umstieg vom Auto auf die Bahn
Tirols Mobilitätslandesrat Zumtobel: „Wo wir das Angebot ausbauen, steigen die Menschen auch um“
VCÖ (Wien, 16. Oktober 2025) – Was motiviert zum Umstieg vom Auto auf die Bahn? Das hat der VCÖ im Rahmen des VCÖ-Bahntests erhoben und die Ergebnisse bei der heutigen VCÖ-Fachveranstaltung präsentiert. 58 Prozent der Fahrgäste legen heute Strecken mit der Bahn statt mit dem Auto zurück, bei den Seniorinnen und Senioren sind es sogar 81 Prozent. Als wichtigster Grund wurde der Erwerb eines Klimatickets genannt. Als wichtigste Maßnahmen, um mehr Autofahrten auf die Bahn zu verlagern, nennen die Fahrgäste eine kürzere Gesamtreisezeit, ein besseres Angebot außerhalb der Hauptverkehrszeiten und insgesamt mehr Bahnverbindungen.
Im Vorjahr wurde in Österreich mit insgesamt 15 Milliarden Personenkilometer so viel wie noch nie mit der Bahn gefahren, um 500 Millionen Personenkilometer mehr als im Jahr 2023, informiert der VCÖ. „Viele, die Auto fahren, fahren auch mit der Bahn. Das Potenzial, mehr Autofahrten auf die Bahn zu verlagern und damit Staus und Verkehrsbelastung zu reduzieren, ist groß und sollte viel stärker als bisher genutzt werden“, stellte VCÖ-Experte Michael Schwendinger bei seinem Vortrag bei der heutigen online durchgeführten VCÖ-Fachveranstaltung fest. Zusätzlich kommt Österreich damit seinen Klimazielen näher: Denn pro Personenkilometer sind die Gesamtemissionen der Bahnen in Österreich im Schnitt um 96 Prozent niedriger als die Emissionen von Pkw mit Verbrennungsmotor, wie Daten des Umweltbundesamts zeigen.
Im Rahmen des VCÖ-Bahntests, bei dem österreichweit 9.360 Fahrgäste in den Zügen von zehn Bahnunternehmen befragt wurden, wurde auch erhoben, ob die Fahrgäste ihr Mobilitätsverhalten verändert haben. Insgesamt haben 58 Prozent der Bahn-Fahrgäste Autofahrten auf die Bahn verlagert. Bei Fahrgästen, die ein Klimaticket besitzen, sind es 64 Prozent und bei Seniorinnen und Senioren sogar 81 Prozent. Auch in der Gruppe jener, die mehrmals pro Woche Autofahren, ist der Anteil mit 70 Prozent hoch. Im Bundesländer-Vergleich ist der Anteil von Fahrgästen, die Autofahrten auf die Bahn verlagert haben, in Vorarlberg mit 66 Prozent am höchsten, vor Salzburg mit 65 Prozent, Oberösterreich mit 63 Prozent und Niederösterreich mit 62 Prozent.
Der Kauf eines Klimatickets ist der mit Abstand am häufigsten genannte Grund für den Umstieg vom Auto auf die Bahn: Für 71 Prozent aller Fahrgäste und sogar 85 Prozent der Seniorinnen und Senioren hatte das Klimaticket sehr großen Einfluss, Strecken mit der Bahn statt mit dem Auto zu fahren. Immerhin rund 1,8 Millionen Personen haben bereits ein Klimaticket Österreich, ein regionales Klimaticket oder eine Jahreskarte für Wien. Dazu kommen noch mehr als 600.000 Netzkarten für Schülerinnen und Schüler sowie Lehrlinge. Als zweithäufigster Grund für den Umstieg vom Auto auf die Bahn wurde von 58 Prozent die nutzbare Reisezeit genannt, am dritthäufigsten der Wechsel von Arbeitsplatz oder Ausbildungsort mit 38 Prozent und bei 35 Prozent hatte ein besseres Bahnangebot sehr großen Einfluss.
„Durch die Verbesserung des Bahnangebots, eine kürzere Gesamtreisezeit, häufigere Verbindungen, insbesondere auch außerhalb der Hauptverkehrszeiten und einer besseren öffentlichen Erreichbarkeit von Bahnhöfen in kleineren Städten und Gemeinden können viele Autofahrten auf die Bahn verlagert werden“, wies VCÖ-Experte Michael Schwendinger auf ein weiteres Ergebnis der Erhebung beim VCÖ-Bahntest hin. Wie wichtig eine hohe Qualität und ein gutes Bahn-Angebot sind, zeigt sich auch daran, dass ein Fünftel der Fahrgäste Bahnfahrten auf das Auto verlagert hat und davon wiederum vier von zehn Verschlechterungen bei der Bahn, längere Gesamtreisezeit und Unpünktlichkeit als Gründe angegeben haben.
Tirols Mobilitätslandesrat René Zumtobel betonte bei der VCÖ-Fachveranstaltung: „Um noch mehr Menschen für die Bahn zu gewinnen, braucht es ein ganzheitliches und nachhaltiges Mobilitätsangebot – mit niederschwelligem Zugang, dichten Takten und guten Anschlüssen von der ersten bis zur letzten Meile. Wo wir das Angebot ausbauen, steigen die Menschen auch um.“
Für eine gute Gesamtreisezeit ist neben dem Fahrplan auch die optimale Abstimmung von Bus und Bahn wichtig. Christof Hermann, Regionalmanager der ÖBB-Personenverkehr AG, stellte dazu fest: „Die Sicherstellung verlässlicher Anschlüsse, vor allem bei kurzfristigen Abweichungen, stellt uns auch in nächster Zeit vor große Herausforderungen. Hier besteht im Schienenverkehr der größte Hebel in der Weiterentwicklung intelligenter Betriebsführungssysteme, der weiteren Modernisierung des Fuhrparks und im Einsatz neuer Zugsicherungssysteme, um den Schienenverkehr pünktlich zu halten und so auch die verlässliche Verknüpfung zu anderen Verkehrsträgern sicher zu stellen.“
Aus Sicht von Christian Hillbrand, dem Geschäftsführer des Verkehrsverbunds Vorarlberg, ist „eine leistungsfähige Bahn das wichtigste Rückgrat für ein modernes Mobilitätssystem. Damit der Durchbruch gelingen kann, muss sie eingebettet sein in optimal ineinandergreifende intermodale Mobilitätsangebote.“ Und Reinhard Wöhrenschimmel vom Mobilitätsministerium fasste zusammen: „Damit Öffentlicher Verkehr funktioniert, braucht es nicht nur ein gutes Angebot und hochwertiges Rollmaterial, sondern auch attraktive Tarife und eine verlässliche und moderne Infrastruktur. Diese drei Schwerpunkte sorgen für Stabilität und Qualität.“
Am VCÖ-Bahntest 2025 nahmen 9.360 Fahrgäste in den Zügen von zehn Bahnunternehmen teil (Außerfernbahn – DB Regio, Graz Köflacher Bahn, Mariazellerbahn, Newrest Wagon-Lits, ÖBB, Raaberbahn, Salzburger Lokalbahn, Steiermarkbahn, WESTbahn, Zillertalbahn). Befragungszeitraum April bis Juni 2025.
VCÖ: 58 Prozent der Fahrgäste legen frühere Autofahrten jetzt mit Bahn zurück Fahren Sie Strecken, die Sie früher mit dem Auto zurückgelegt haben, nun mit der Bahn?
(in Klammer Fahrgäste mit Klimaticket)
Ja, viele: 20 Prozent (27 Prozent)
Ja, manche: 38 Prozent (37 Prozent)
Nein: 42 Prozent (36 Prozent)
Quelle: VCÖ-Bahntest 2025
VCÖ: Klimaticket und nutzbare Reisezeit als Hauptgründe für Umstieg vom Auto auf die Bahn
(Welche Gründe hatten sehr großen Einfluss auf den Umstieg vom Auto auf die Bahn – Mehrfachantworten möglich -in Klammer Fahrgäste ab 65 Jahren)
Besitze jetzt Klimaticket: 71 Prozent (85 Prozent)
Nutzbare Zeit in der Bahn: 58 Prozent (62 Prozent)
Wechsel Arbeitsplatz oder Ausbildungsort: 38 Prozent (25 Prozent)
Verbessertes Angebot der Bahn: 35 Prozent (48 Prozent)
Veränderte Lebensumstände (zB Umzug): 34 Prozent (42 Prozent)
Spritpreise: 34 Prozent (38 Prozent)
Parkraumbewirtschaftung am Zielort: 30 Prozent (40 Prozent)
Bessere Anbindung des Bahnhofs: 29 Prozent (43 Prozent)
Auto schlechter verfügbar: 23 Prozent (23 Prozent)
Quelle: VCÖ-Bahntest 2025
VCÖ: Fahrgäste könnten mit kürzerer Gesamtreisezeit und häufigeren Verbindungen viele Autofahrten auf die Bahn verlagern
Gibt es Autofahrten, die Sie auf die Bahn verlagern würden, wenn …
… die Gesamtreisezeit mit der Bahn kürzer wäre?
Viele Autofahrten: 49 Prozent
Manche Autofahrten: 36 Prozent
… das Angebot außerhalb der Hauptverkehrszeiten, an Tagesrandzeiten und Feiertagen besser wäre?
Viele Autofahrten: 44 Prozent
Manche Autofahrten: 37 Prozent
… es häufigere Bahnverbindungen gäbe
Viele Autofahrten: 39 Prozent
Manche Autofahrten: 43 Prozent
… Bahnhof besser öffentlich angebunden wäre?
Viele Autofahrten: 37 Prozent
Manche Autofahrten: 36 Prozent
… Sie für Arbeitswege ein Öffi-Jobticket erhielten?
Viele Autofahrten: 36 Prozent
Manche Autofahrten: 25 Prozent
… es mehr Park & Ride Plätze bei Bahnhof gäbe?
Viele Autofahrten: 35 Prozent
Manche Autofahrten: 22 Prozent
… die Gepäck-Mitnahme im Zug einfacher wäre?
Viele Autofahrten: 27 Prozent
Manche Autofahrten: 33 Prozent
… der Spritpreis steigen würde?
Viele Autofahrten: 30 Prozent
Manche Autofahrten: 34 Prozent
… am Zielort kostenloses Parken nicht mehr möglich wäre?
Viele Autofahrten: 29 Prozent
Manche Autofahrten: 33 Prozent
… Bahnhof besser per Fahrrad erreichbar wäre?
Viele Autofahrten: 22 Prozent
Manche Autofahrten: 28 Prozent
Quelle: VCÖ-Bahntest 2025
VCÖ: Ein Fünftel der Fahrgäste fährt Strecken mit Auto statt mit Bahn
(Fahren Sie Wege, die Sie früher mit der Bahn gefahren sind, nun mit einem Auto? – in Klammer Generation 65 plus)
Ja, viele: 4 Prozent (2 Prozent)
Ja, manche: 17 Prozent (13 Prozent)
Nein: 81 Prozent (85 Prozent)
Quelle: VCÖ-Bahntest 2025