VCÖ: Kopfverletzungen bei Rad- und E-Bike-Unfällen seit 2022 um 24 Prozent gesunken

VCÖ: 93 Prozent der Verletzungen betreffen nicht Kopf, sondern andere Körperteile wie etwa Arme, Beine, Schultern und Rumpf

VCÖ (Wien, 26. November 2025) – 93 Prozent der im Spital behandelten Verletzungen nach Rad- und E-Bike-Unfällen betrafen im Vorjahr Körperteile, wie Hände, Arme, Schultern, Ellbogen, Füße, Beine oder Rumpf. Zudem ist die Zahl der Kopfverletzungen bei Rad- und E-Bike-Unfällen im Vorjahr nicht gestiegen, sondern gesunken und war sogar 24 Prozent niedriger als im Jahr 2022, informiert der VCÖ. Die Zahlen unterstreichen, dass es vor allem unfallvermeidende Maßnahmen braucht, um die Zahl der Spitalsbehandlungen zu reduzieren. Dazu zählen vor allem der verstärkte Ausbau der Rad-Infrastruktur sowie mehr Verkehrsberuhigung in den Gemeinden und Städten, betont die Mobilitätsorganisation VCÖ. Im Vorjahr gab es keinen einzigen tödlichen E-Bike-Unfall auf Radwegen oder anderen Radverkehrsanlagen.

Die Forderung nach einer Helmpflicht für E-Bike Fahrerinnen und Fahrer wurde immer wieder damit argumentiert, dass im Vorjahr bereits 9.800 Personen nach einem E-Bike-Unfall im Spital behandelt wurden und diese Zahl um zehn Prozent höher war als im Jahr 2023. „In der Helmpflicht-Debatte wurde mit einer hohen Anzahl an Spitalsbehandlungen und stark steigenden Zahlen argumentiert. Doch bei genauer Betrachtung zeigt sich, dass 93 Prozent der Verletzungen Körperbereiche betreffen, die mit einem Helm gar nicht geschützt werden, wie beispielsweise Hände, Arme, Schultern, Knie oder Füße. Und es zeigt sich, dass die Kopfverletzungen nach Rad- und E-Bike-Unfällen nicht gestiegen, sondern im Gegenteil gesunken sind“, stellt VCÖ-Experte Michael Schwendinger fest.

Im Jahr 2024 wurden laut IDB-Unfalldaten, auf die in der Helmpflicht-Diskussion oft Bezug genommen wird, 2.600 Kopfverletzungen nach Rad- und E-Bike-Unfällen im Spital behandelt. Gegenüber dem Jahr 2023 nahm die Zahl der Kopfverletzungen um 200 ab, gegenüber dem Jahr 2022 sogar um 800. Die Anzahl der Kopfverletzungen ist also nicht gestiegen, sondern seit dem Jahr 2022 um 24 Prozent gesunken, macht der VCÖ aufmerksam. Veröffentlicht werden die IDB-Unfalldaten leider lediglich in zusammenfassenden Jahresberichten. In den Jahresberichten werden die Verletzungsbereiche nach E-Bike-Unfällen gemeinsam mit Fahrradunfällen dargestellt. Die Daten sind aber dennoch aufschlussreich: Von den 37.400 Spitalsbehandlungen nach Rad- und E-Bike-Unfällen im Jahr 2024 betrafen 93 Prozent Hände, Arme, Schultern, Füße, Beine, Rumpf – Verletzungen, die mit einem Radhelm nicht zu verhindern sind. „Um diese Verletzungen zu reduzieren, braucht es verstärkte unfallvermeidende Maßnahmen. Die wirksamste Maßnahme, um die Verkehrssicherheit beim Radfahren zu erhöhen, ist eine sichere Radinfrastruktur. Im Vorjahr gab es keinen einzigen tödlichen E-Bike-Unfall auf baulich getrennten Radwegen oder anderen Radverkehrsanlagen. Deshalb sind die Lücken im Radwegenetz rascher zu schließen, die Rad-Infrastruktur ist auszubauen und zu verbessern“, betont VCÖ-Experte Michael Schwendinger. Wichtig für mehr Verkehrssicherheit sind zudem niedrigere Tempolimits und mehr Verkehrsberuhigung in Gemeinden und Städten.

Die vorliegenden Daten bestätigen die Haltung der Bundesregierung, von einer allgemeinen Helmpflicht für E-Bike Fahrerinnen und Fahrer abzusehen. 67 Prozent der E-Bike-Fahrerinnen und E-Bike-Fahrer tragen bereits einen Helm. Die Helmtragequote kann mit Bewusstseinsarbeit weiter erhöht werden. Dass mit Eigenverantwortung eine hohe Helmtragequote zu erreichen ist, zeigt das Schifahren, wo ohne Helmpflicht mittlerweile de facto fast alle mit Helm fahren. „Wichtig ist, dass bei den Bewusstseinsaktionen für das Helmtragen auch das richtige Tragen des Helms vermittelt wird“, ergänzt VCÖ-Experte Michael Schwendinger.

Verkehrswissenschafter DI Harald Frey von der Technischen Universität Wien betont: "Eine Helmpflicht für E-Bike wäre verkehrspolitisch kontraproduktiv und im Widerspruch zur Förderung des Radverkehrs." Dass insgesamt die Zahl der Unfälle mit E-Bikes steigt, ist auch auf die stark steigende Anzahl und Nutzung von Elektro-Fahrrädern zurückzuführen. In den vergangenen fünf Jahren wurden in Österreich jedes Jahr mehr als 200.000 neue E-Bikes verkauft. Die meisten Kopfverletzungen gibt es laut IDB-Unfalldaten interessanterweise bei Pkw-Insassen. Diese sind zudem von 2.400 im Jahr 2022 auf 3.000 im Jahr 2023 gestiegen und waren im Jahr 2024 mit 2.800 um 17 Prozent höher als im Jahr 2022. Der Anteil der Kopfverletzungen an den Spitalsaufenthalten bei Pkw-Insassen war mit 17 Prozent mehr als doppelt so hoch ist wie bei Rad- und E-Bike-Fahrenden.


VCÖ: 93 Prozent der Verletzungen betreffen Arme, Hände, Schulter, Beine, Füße, Rumpf
(Anteil Kopfverletzungen bei Spitalsbehandlungen nach Rad- und E-Bike-Unfällen)

Jahr 2024: 7 Prozent

Jahr 2023: 8 Prozent

Jahr 2022: 9 Prozent

Jahr 2021: 8 Prozent

Jahr 2020: 7 Prozent
Quelle: IDB-Unfallberichte 2020-2024, KFV, VCÖ 2025


VCÖ: Die Zahl der Kopfverletzungen nach Fahrrad und E-Bike-Unfällen war 2024 um 24 Prozent niedriger als im Jahr 2022
(Entwicklung Kopfverletzungen nach Fahrrad- und E-Bike-Unfällen in Österreich)

Jahr 2024: 2.600

Jahr 2023: 2.800

Jahr 2022: 3.400

Jahr 2021: 3.100

Jahr 2020: 2.300
Quelle: IDB-Unfallberichte 2020-2024, KFV, VCÖ 2025


VCÖ: Die meisten Kopfverletzungen weisen Pkw-Insassen auf
(In Österreich im Spital behandelte Kopfverletzungen im Jahr 2024)
Pkw-Insassen: 2.800

Fahrrad- und E-Bike-Fahrende: 2.600

Fußgängerinnen  und Fußgänger: 800

E-Scooter-Fahrende: 800

Moped-  und Motorradfahrende: 500

Sonstige: 700
Quelle: IDB-Unfallberichte 2020-2024, KFV, VCÖ 2025


VCÖ:  Die Zahl der Kopfverletzungen bei Pkw-Insassen war im Vorjahr höher als im Jahr 2022
(Entwicklung Kopfverletzungen bei Pkw-Insassen in Österreich)

Jahr 2024: 2.800

Jahr 2023: 3.000

Jahr 2022: 2.400

Jahr 2021: 2.400

Jahr 2020: 1.900
Quelle: IDB-Unfallberichte 2020-2024, KFV, VCÖ 2025

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