VCÖ: Lkw-Verkehr auf Autobahnen verursacht durch CO2, Lärm und Abgase jährlich mehr als 500 Millionen Euro an Kosten

VCÖ: Künftiger CO2-Mautaufschlag deckt nur Bruchteil der externen Kosten ab

VCÖ (Wien, 9. Oktober 2023) - Das fehlende Verursacherprinzip beim Lkw-Transport kommt dem Transitland Österreich teuer, weist der VCÖ auf eine aktuelle Studie des Umweltbundesamts hin. Allein auf Autobahnen und Schnellstraßen verursachte der Lkw-Verkehr im Vorjahr durch CO2-Ausstoß, Lärm und Luftschadstoffe externe Kosten in der Höhe von mehr als 500 Millionen Euro, für heuer ist laut Umweltbundesamt mit rund 560 Millionen Euro zu rechnen. Nur ein Teil davon wird durch den ab dem Jahr 2024 geltenden CO2-Mautaufschlag abgedeckt.

 

Externe Kosten sind Kosten, die nicht vom Verursachenden bezahlt werden, sondern von der Allgemeinheit. In diesem Fall sind die Kosten nicht im Preis des Lkw-Transports enthalten. "Das fehlende Verursacherprinzip macht es günstiger, Transporte mit dem Lkw zu machen, was zu mehr Lkw-Verkehr führt. Das steht im Widerspruch zu den Zielen, den Lkw-Transit zu reduzieren und insgesamt eine verstärkte Verlagerung auf die Schiene zu erreichen", stellt VCÖ-Expertin Lina Mosshammer fest.

Die neue EU-Wegekostenrichtlinie ermöglicht es, einen Teil der externen Kosten in die Lkw-Maut einzurechnen, nämlich die von CO2, Lärm und Luftschadstoffen verursachten Kosten. Dank der nun veröffentlichten Studie des Umweltbundesamts liegen valide Daten zu diesen Teil der externen Kosten des Lkw-Verkehrs vor: Im Jahr 2022 verursachte der Schwerverkehr auf Österreichs Autobahnen und Schnellstraßen durch CO2, Lärm und gesundheitsschädliche Luftschadstoffe externe Kosten in der Höhe von 519 Millionen Euro, nach 481 Millionen Euro im Jahr 2021. Für den Zeitraum 2023 bis 2025 rechnet das Umweltbundesamt mit externen Kosten durch den Lkw-Verkehr von insgesamt 1,84 Milliarden Euro. Die Daten beziehen sich nur auf Autobahnen und Schnellstraßen, Landes- und Gemeindestraßen sind nicht inkludiert, weil dort - im Unterschied zur Schweiz - keine Lkw-Maut eingehoben wird.

Pro Fahrzeugkilometer rechnet das Umweltbundesamt für die typischen Transit-Lkw - 4 Achsen und Euro VI Abgasklasse - für das Jahr 2024 mit externen CO2-Kosten von 9,35 Cent. Der CO2-Aufschlag bei der Maut wird aber im Jahr 2024 nur 3,87 Cent betragen. Allein für diese Lkw bedeutet das, dass sie im Jahr 2024 mehr als 100 Millionen Euro an CO2-Kosten nicht selber bezahlen, sondern auf die Allgemeinheit abschieben, verdeutlicht der VCÖ. Für das Jahr 2025 wird damit gerechnet, dass von den durch CO2, Lärm und Luftschafstoffen verursachten Kosten rund 330 Millionen nicht in der Lkw-Maut enthalten sein werden.

"Durch eine verursachergerechte Bepreisung haben erstens Produkte aus der Region mit kürzeren Transportwegen fairere Wettbewerbschancen. Zweitens rechnen sich Investitionen in eine bessere Logistik, um Lkw Kilometer zu reduzieren, schneller, was nicht nur die Verkehrsbelastung für Anrainerinnen und Anrainer reduziert, sondern auch die Gesamtkosten der Transporte", verdeutlicht VCÖ-Expertin Lina Mosshammer.

Zusätzlich zu den Kosten durch CO2-Ausstoß, Lärm und gesundheitsschädlichen Luftschadstoffen verursacht der Lkw-Verkehr noch weitere externe Kosten etwa durch Verkehrsunfälle und Staus. Für das gesamte Straßennetz betragen die gesamten externen Kosten des Lkw-Verkehr mehr als vier Milliarden Euro pro Jahr.

Studie des Umweltbundesamts zu den externen Kosten des Lkw-Verkehrs

VCÖ: Lkw-Verkehr verursacht auf Autobahnen durch CO2, Lärm und Schadstoffe mehr als 500 Millionen Euro an externen Kosten
(externe Kosten von Lkw durch CO2, Lärm und Luftschadstoffe - Autobahnen und Schnellstraßen, Ist und Prognosen)

Jahr 2025: 665 Millionen Euro
Jahr 2024: 613 Millionen Euro
Jahr 2023: 546 Millionen Euro
Jahr 2022: 519 Millionen Euro
Jahr 2021: 481 Millionen Euro

Quelle: Umweltbundesamt, VCÖ 2023

Zurück zur Übersicht

VCÖ: Bei Tempo 150 mehr Spritverbrauch, mehr Schadstoffe, mehr Lärm

VCÖ (Wien, 29. Jänner 2025) – Eine Erhöhung des Tempolimits auf 150 km/h hätte vielfache negative Folgen, stellt die Mobilitätsorganisation VCÖ fest. Im Vergleich zu Tempo 130 nimmt bei Pkw im Schnitt der CO2-Ausstoß um 19 Prozent zu, die Feinstaub-Emissionen um 31 Prozent und jene der Stickoxide um 44 Prozent, weist der VCÖ auf Daten des Umweltbundesamts hin. Weitere Folgen: Mehr Spritverbrauch und mehr Verkehrslärm. Und durch den längeren Anhalteweg steigt das Unfallrisiko.

Mehr dazu

Der Elefant am Verhandlungstisch: Klimaschädliche Subventionen

Bei den Regierungsverhandlungen dominiert aktuell der Rotstift. Mehr als sechs Milliarden Euro sollen eingespart werden, darunter 495 Millionen an Klimaförderungen, weitere 30 Millionen bei E-Mobilitätsförderungen, 120 Millionen beim Ausbau des Schienennetzes. Unangetastet scheint kurioserweise etwas zu bleiben, was Jahr für Jahr Milliarden kostet, die Transformation in Richtung Nachhaltigkeit behindert und zu dessen Abschaffung sich Österreich bereits explizit verpflichtet hat: klimaschädliche Subventionen. Wollen wir uns das leisten?

Mehr dazu
Foto: Spencer Imbrock, unsplash