VCÖ: Männer verursachen doppelt so viele Unfälle mit Personenschaden wie Frauen

VCÖ: Frauen sind insgesamt sicherer mobil als Männer

VCÖ (Wien, 7. März 2024) – Wären Männer so sicher mobil wie Frauen, dann wäre die Zahl der Verkehrstoten in Österreich nur halb so hoch, wie eine aktuelle VCÖ-Analyse im Vorfeld des internationalen Frauentags zeigt. In den vergangenen drei Jahren kamen zweieinhalb Mal so viele Männer bei Verkehrsunfällen ums Leben wie Frauen. Nicht nur für sich selber, auch für andere sind Frauen sicherer unterwegs: Männer verursachen doppelt so viele Verkehrsunfälle mit Personenschaden wie Frauen und sind sechsmal so häufig als Alko-Lenker in Verkehrsunfällen beteiligt, informiert die Mobilitätorganisation VCÖ.

„Das Mobilitätsverhalten der Frauen ist in Summe sicherer als jenes der Männer, sowohl für die Frauen selber als auch für die anderen Verkehrsteilnehmerinnen und Verkehrsteilnehmer“, fasst VCÖ-Expertin Katharina Jaschinsky eine aktuelle VCÖ-Analyse auf Basis von Daten der Statistik Austria zusammen. In den Jahren 2021 bis Ende November 2023 kamen 304 Frauen bei Verkehrsunfällen in Österreich ums Leben, die Zahl der tödlich verunglückten Männer war mit 806 zweieinhalbmal so hoch, wobei die Unterschiede je nach Verkehrsmittel divergieren.

Als Pkw-Insassen verunglückten doppelt so viele Männer wie Frauen. Dabei war bei den tödlich verunglückten Frauen der Anteil der Mitfahrerinnen mit rund einem Drittel doppelt so hoch wie bei den als Pkw-Insassen tödlich verunglückten Männern, informiert der VCÖ. Mit dem E-Bike verunglückten dreieinhalb Mal so viele Männer wie Frauen tödlich, mit dem Moped rund dreimal so viele und mit dem Fahrrad doppelt so viele, so ein weiteres Ergebnis der VCÖ-Analyse. Am geringsten ist der Unterschied bei den Fußgängerinnen und Fußgängern: Es starben rund 15 Prozent mehr Fußgänger als Fußgängerinnen im Straßenverkehr. Am größten ist der Geschlechterunterschied bei den tödlich verunglückten Motorradfahrern: Es kamen in den vergangenen drei Jahren 15 Mal so viele Männer mit dem Motorrad ums Leben wie Frauen.  

Groß ist der Unterschied bei Alko-Unfällen: Im 3-Jahres-Zeitraum 2020 bis 2022 waren sechsmal so viele Männer wie Frauen als Alko-Lenker in Verkehrsunfälle involviert. Alkohol am Steuer sowie Raserei sind Delikte, die bei Männern häufiger vorkommen als bei Frauen. „Dies zeigt auch ein Blick ins Verkehrszentralregister nach Flensburg oder in die Datenbank eines österreichischen Nachschulungsinstituts. Die Gründe dafür sind vielfältig. Im verkehrspsychologischen Persönlichkeitsprofil zeigen sich Männer oft risikobereiter als Frauen. Dies hängt auch mit Genderstereotypen zusammen“, ergänzt Bettina Schützhofer, Geschäftsführerin des verkehrspsychologischen Instituts sicher unterwegs.

Aber nicht nur für sich selber, sondern auch für andere sind Frauen im Straßenverkehr sicherer unterwegs. Im 3-Jahreszeitraum 2020 bis 2022 verursachten Männer 64.238 Verkehrsunfälle mit Personenschaden, Frauen hingegen mit 30.105 nur halb so viele, berichtet der VCÖ.

Unterschiede gibt es beim Mobilitätsverhalten, wie Mobilitätserhebungen zeigen. Frauen und Männer legen zwar etwa gleich viele Wege zurück, aber Frauen sind in Summe häufiger zu Fuß unterwegs als Männer, lenken etwas seltener ein Auto und fahren deutlich seltener mit dem Motorrad. Der Öffentliche Verkehr wird von Frauen etwas häufiger genutzt als von Männern.  

Unterschiede gibt es auch bei den Mobilitätszwecken. Frauen schultern deutlich mehr der „Mobility of Care“, also der Mobilität im Zusammenhang mit Betreuung und dem Begleiten etwa von Kindern. „In der Verkehrsplanung werden die speziellen Anforderungen, die „Mobility of Care“ mit sich bringt, zu wenig berücksichtigt“, erklärt VCÖ-Expertin Katharina Jaschinsky. Gerade für Begleitwege mit Kindern ist eine sichere Rad-Infrastruktur zentral, damit diese Fahrten überhaupt mit dem Fahrrad gemacht werden können. Außerhalb großer Städte sind zudem tagsüber mangelnde öffentliche Verkehrsverbindungen häufig ein Problem. Das tritt berufstätige Frauen doppelt: So ist die Teilzeitquote bei Frauen mit über 50 Prozent viermal so hoch wie bei Männern. Öffentliche Verkehrsverbindungen sind in den Regionen oft auf die klassischen Pendelzeiten von Vollzeitjobs abgestimmt, tagsüber gibt es weniger Angebote.

Der VCÖ fordert daher mehr Bahn- und Busverbindungen auch tagsüber und zu Tagesrandzeiten sowie eine stärkere Berücksichtigung der vielfältigen Mobilitätsmuster in der Verkehrsplanung. Zudem ist der Anteil von Frauen in der Verkehrsplanung zu erhöhen.

Aber auch bei der Fahrzeugsicherheit besteht großer Aufholbedarf: Die Crashtest-Dummies sind der männlichen Anatomie nachempfunden. Frauen haben im Pkw im Fall eines Autounfalls ein rund 70 Prozent höheres Risiko, dabei verletzt zu werden. Auf EU-Ebene sollte der Einsatz weiblicher Crashtest-Dummies verpflichtend vorgeschrieben werden.

VCÖ: Männer verursachen mehr als doppelt so viele Unfälle mit Personenschaden wie Frauen
(Unfallverursacher in Österreich, alle Verkehrsmittel)

Jahr 2022:

Von Frauen verursachte Verkehrsunfälle: 10.730 (31,1 Prozent)
Von Männern verursachte Verkehrsunfälle: 22.703 (65,8 Prozent)

Jahr 2021:

Von Frauen verursachte Verkehrsunfälle: 10.088 (32,1 Prozent)
Von Männern verursachte Verkehrsunfälle: 21.360 (67,9 Prozent)

Jahr 2020:

Von Frauen verursachte Verkehrsunfälle: 9.287 (31,5 Prozent)
Von Männern verursachte Verkehrsunfälle: 20.175 (68,5 Prozent)

Summe Jahre 2020 bis 2022

Von Frauen verursachte Verkehrsunfälle: 30.105 (31,9 Prozent)
Von Männern verursachte Verkehrsunfälle: 64.238 (68,1 Prozent)

Quelle: Statistik Austria, VCÖ 2024

VCÖ: Fast dreimal so viele Männer wie Frauen kommen bei Verkehrsunfällen ums Leben
(Verkehrstote in Österreich)

1.1.bis 30.11. 2023: 108 Frauen / 270 Männer
Jahr 2022: 103 Frauen / 267 Männer
Jahr 2021: 93 Frauen / 269 Männer
Summe: 304 Frauen / 806 Männer

Quelle: Statistik Austria, VCÖ 2024

VCÖ: Anteil der Männer an Alko-Unfälle sechsmal so hoch wie jener der Frauen
(Alkoholisierte Beteiligte bei Verkehrsunfällen in Österreich)

Jahr 2022: 424 Frauen / 2.361 Männer
Jahr 2021: 338 Frauen / 2.027 Männer
Jahr 2020: 260 Frauen / 1.783 Männer

Summe: 1.022 Frauen / 6.171 Männer

Quelle:  Statistik Austria, VCÖ 2024

Zurück zur Übersicht

VCÖ: An Hitzetagen gab es im Vorjahr um fast ein Fünftel mehr Verkehrsunfälle

VCÖ (Wien, 7. Juli 2023) – Die Temperaturen klettern in Österreich wieder über 30 Grad Celsius. An Hitzetagen steigt das Unfallrisiko, warnt die Mobilitätsorganisation VCÖ. Im Vorjahr gab es zwischen Mai und September an Hitzetagen laut Statistik Austria im Schnitt um 18 Prozent mehr Verkehrsunfälle mit Personenschaden als an Tagen mit weniger als 30 Grad Celsius, im Jahr 2021 sogar um 25 Prozent mehr. Hitze belastet den Körper, die Konzentrationsfähigkeit nimmt ab. Für die Mobilität heißt das: Wenn möglich öffentliche Verkehrsmittel nutzen. Bei Autofahrten langsamer fahren, volle Konzentration auf das Verkehrsgeschehen, nicht telefonieren, bei längeren Fahrten häufiger Pause machen.

Mehr dazu

VCÖ: Spritpreise in vielen Urlaubsländern höher als in Österreich - aber deutlich niedriger als im Vorjahr

VCÖ (Wien, 23. Juni 2023) – Tanken ist heuer deutlich günstiger als im Vorjahr. Im Vorjahr war noch in 16 EU-Staaten für eine 50 Liter-Tankfüllung Diesel mehr als 100 Euro zu zahlen, heuer in keinem einzigen, wie eine aktuelle VCÖ-Analyse zeigt. Im Vergleich zu etlichen Urlaubsländern ist das Tanken in Österreich günstiger: Diesel kostet in neun EU-Staaten mehr als in Österreich, für Eurosuper ist in 15 EU-Staaten mehr zu bezahlen als hierzulande. Die Mobilitätsorganisation VCÖ empfiehlt auf jeden Fall ein spritsparendes Mobilitätsverhalten, das schont die Urlaubskassa und reduziert die CO2-Emissionen.

Mehr dazu
Grafik: Zapfhahn auf weißen Hintergrund, aus welchem ein Tropfen Treibstoff tropft