VCÖ: Norwegen vor Dänemark Europas Spitzenreiter bei Elektroautos

VCÖ: Österreich über EU-Schnitt, aber nicht im Spitzenfeld

VCÖ (Wien, 30. Dezember 2024) – 89 Prozent der heuer in Norwegen neuzugelassenen Pkw sind Elektroautos, im Jahr 2025 werden es 100 Prozent sein. Norwegen schafft zehn Jahre vor der Europäischen Union den kompletten Umstieg auf Elektroautos bei Neuwagen. Innerhalb der EU gibt es große Unterschiede bei der E-Automobilität, wie eine aktuelle VCÖ-Analyse zeigt. EU-Spitzenreiter ist Dänemark, wo heuer bereits 50 Prozent der Neuwagen Elektroautos sind. Österreich liegt mit knapp mehr als 17 Prozent über dem EU-Schnitt und EU-weit an 9. Stelle. Die Mobilitätsorganisation VCÖ fordert verstärkte Maßnahmen, damit Österreich bei der E-Automobilität wieder ins Spitzenfeld zurückkommt.

Die skandinavischen Staaten sind die Tempomacher bei der E-Automobilität, wie eine aktuelle VCÖ-Analyse zeigt. In Norwegen sind heuer bereits 89,3 Prozent der Neuzulassungen Elektroautos, in Dänemark 50,4 Prozent und in Schweden 34,4 Prozent. Auch in den Niederlanden ist bereits jeder dritte Neuwagen ein Elektroauto. „Norwegen hat sich klare Ziele gesetzt und diese im Unterschied zur EU nicht in Frage gestellt. Stattdessen wurden konsequent Maßnahmen umgesetzt und diese auch korrigiert, wenn sie negative Seiteneffekte hatten. Beispiele sind die Rücknahme der Öffnung von Busspuren, weil es dadurch zu Verspätungen beim Busverkehr kam. Oder das Zurückfahren der Anschubförderungen, sobald der Markthochlauf gelungen war. Österreich kann nun aus den Erfahrungen Norwegens lernen“, stellt VCÖ-Experte Michael Schwendinger fest.

In Norwegen wird mittlerweile der Kauf von Elektroautos nicht mehr gefördert. „Auch in Dänemark und Schweden gibt es keine Kaufprämien für E-Pkw. Sie machen durch eine höhere Besteuerung der Verbrenner-Pkw den Kauf von Elektroautos attraktiv“, erklärt VCÖ-Experte Michael Schwendinger. In Dänemark ist, so wie auch in Norwegen, die Zulassungssteuer für Benzin- und Diesel-Pkw sehr hoch, insbesondere für Pkw mit hohem Spritverbrauch. In Schweden und den Niederlanden sind die laufenden Besitzsteuern für Verbrenner-Pkw hoch. In Dänemark und den Niederlanden kostet ein Liter Eurosuper um rund 40 Cent mehr als in Österreich.

Der VCÖ weist darauf hin, dass Elektromotoren effizienter sind als Verbrennungsmotoren, und deshalb Elektroautos zum Fahren weniger Energie benötigen. Diese Energie kann Österreich selber herstellen und reduziert damit die Abhängigkeit von Erdöl, das Großteils aus politischen Krisenregionen importiert werden muss. Schon heute erzeugen viele mit einer Photovoltaikanlage am Dach die Energie fürs Autofahren selber.

Österreich hat mit 17,4 Prozent heute einen höheren E-Pkw Anteil bei Neuwagen als Norwegen mit 15,7 Prozent im Jahr 2016. Heute acht Jahre später hat Norwegen einen E-Pkw-Anteil von 89 Prozent. „Österreich kann diesen Anteil bei entsprechendem politischen Willen sogar schneller erreichen. Denn heute und in den kommenden Jahren gibt es deutlich mehr E-Automodelle als Norwegen beim Hochfahren der E-Automobilität zur Verfügung hatte“, macht VCÖ-Experte Michael Schwendinger aufmerksam. Seit vergangenem Jahr haben in Österreich Elektroautos bei den Neuzulassungen die Diesel-Pkw eingeholt. Voraussichtlich Anfang 2025 wird es in Österreich mehr als 200.000 E-Pkw geben. Die 10.000er Grenze haben E-Pkw im Jahr 2017 überschritten, die 100.000er Grenze im Jahr 2022.

Innerhalb Österreichs war der Anteil der E-Pkw bei den Neuzulassungen im 1. Halbjahr 2024 in Wien mit 18,9 Prozent am höchsten vor Oberösterreich mit 18,4 Prozent, dem Burgenland mit 18,0 Prozent und Salzburg mit 17,8 Prozent.


VCÖ: Norwegen ist vor Dänemark und Schweden Europas E-Pkw Spitzenreiter
(Anteil Batterie-Elektrische Pkw an Neuzulassungen im Jahr 2024 – in Klammer Anzahl)

Norwegen: 89,3 Prozent (102.728 E-Pkw)
Dänemark: 50,4 Prozent (78.446 E-Pkw)
Schweden: 34,4 Prozent (83.636 E-Pkw)

Niederlande: 33,2 Prozent (115.019 E-Pkw)
Finnland: 28,8 Prozent (19.539 E-Pkw)
Malta: 28,6 Prozent (2.055 E-Pkw)

Belgien: 28,3 Prozent (120.264 E-Pkw)
Luxemburg: 27,3 Prozent (11.901 E-Pkw)
Island: 25,1 Prozent (2.355 E-Pkw)

Portugal: 19,3 Prozent (36.615 E-Pkw)
Schweiz: 18,9 Prozent (40.517 E-Pkw)
Großbritannien: 18,7 Prozent (338.314 E-Pkw)

Österreich: 17,4 Prozent (40.359 E-Pkw)
Frankreich: 17,0 Prozent (260.995 E-Pkw)

Irland: 14,2 Prozent (17.163 E-Pkw)
Deutschland: 13,4 Prozent (347.048 E-Pkw)

Zypern: 8,0 Prozent (1.150 E-Pkw)
Lettland: 7,2 Prozent (1.160 E-Pkw)

Ungarn: 7,1 Prozent (7.813 E-Pkw)
Rumänien: 6,1 Prozent (8.435 E-Pkw)
Litauen: 6,0 Prozent (1.668 E-Pkw)

Griechenland: 5,9 Prozent (7.626 E-Pkw)
Slowenien: 5,7 Prozent (2.860 E-Pkw)
Estland: 5,6 Prozent (1.232 E-Pkw)

Spanien: 5,3 Prozent (48.554 E-Pkw)
Tschechien: 4,7 Prozent (9.943 E-Pkw)
Bulgarien: 4,4 Prozent (1.768 E-Pkw)

Italien: 4,1 Prozent (59.814 E-Pkw)
Polen: 3,0 Prozent (14.824 E-Pkw)
Kroatien: 2,7 Prozent (1.668 E-Pkw)

Slowakei: 2,5 Prozent (2.131 E-Pkw)
EU27: 13,4 Prozent (1,303 Millionen E-Pkw)
Quelle: Acea, VCÖ 2024

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Die Chance ergreifen

Die Entwicklung geht klar in Richtung emissionsfreier Antriebe. Steigende Reichweiten sprechen dafür, dass sich beim Pkw der batterie-elektrische Antrieb mittelfristig durchsetzen wird. Synthetische Treibstoffe, mit denen Verbrennungsmotoren CO2-neutral betrieben werden könnten, sind für den Masseneinsatz absolute Zukunftsmusik. Unter den etablierten Autoherstellern gab Volvo als Teil eines chinesischen Konzerns als erster bekannt, vollständig auf Elektro-Antriebe umzustellen. Auch Volkswagen ziele „auf den Punkt, an dem sich jeder fragen muss, warum er einen Verbrenner haben will. Denn wir glauben nicht, dass es eine Alternative zur E-Mobilität gibt“, wird ein Vorstandsmitglied von Volkswagen zitiert. Die Pkw-Neuwagenflotte von Mercedes soll bis zum Jahr 2039 CO2-neutral werden. Entwicklungskapazitäten werden aktuell von Motoren und Getrieben hin zu Batterietechnologie und Leistungselektronik verschoben. Das bedeutet einschneidende Veränderungen, auch für Beschäftigte der Automobilbranche. Doch die Entwicklung lässt sich auf Dauer nicht aufhalten und nur Unternehmen, die sich rechtzeitig umstellen, werden auch in Zukunft noch Arbeitsplätze bieten können. Viele Autozulieferer diversifizieren bereits ihre Produktpalette in Richtung Elektro- Antriebe oder anderer Sektoren, etwa der Autozulieferer Miba, der Bremsen für Windkraftanlagen herstellt. Für die Elektrifizierung der Fahrzeugflotte werden Tausende Fachkräfte für Aufbau und Wartung der E-Ladeinfrastruktur gebraucht werden. Geld, das bisher in den Import von Erdöl geflossen ist, kann künftig verstärkt im Inland ausgegeben werden. Es ist wahrscheinlich, dass die Mobilitätswende unterm Strich für ein Plus an Beschäftigung sorgen wird.

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