VCÖ: Österreich beim Schienenverkehr Vize-Europameister und EU-Champion

VCÖ: Anbindung von Bahnhöfen verbessern, Mobilitätsmanagement verstärkt umsetzen

VCÖ (Wien, 22. September 2025) – Die Schweiz ist Europas Spitzenreiter beim Schienenverkehr, wie eine aktuelle VCÖ-Analyse auf Basis von Daten der EU-Kommission zeigt. Österreich ist mit 2.335 Kilometern, die im Schnitt pro Kopf und Jahr mit Bahn, Straßenbahn und U-Bahn gefahren werden, Vize-Europameister und EU-Champion. Neben der weiteren Verbesserung des Angebots ist in Österreich die öffentliche Anbindung von Bahnhöfen insbesondere in Regionen zu verbessern. Zudem kann mit Mobilitätsmanagement bei Betrieben und in Tourismusregionen ein verstärkter Umstieg auf die Bahn erreicht werden, betont die Mobilitätsorganisation VCÖ am heutigen Autofreien Tag.

2.630 Kilometer werden in der Schweiz pro Kopf und Jahr mit Schienenfahrzeugen zurückgelegt, 95 Prozent mit der Bahn, der Rest entfällt auf Straßenbahnen. Das ist im Europa-Vergleich der höchste Wert. Österreich liegt mit 2.335 Kilometern an zweiter Stelle und ist innerhalb der EU-Spitzenreiter, berichtet der VCÖ. An dritter Stelle folgt bereits mit einigem Abstand Frankreich mit 1.720 Kilometern pro Kopf und Jahr, vor Schweden mit 1.485 Kilometer und Deutschland mit 1.410 Kilometern. Der EU-Schnitt liegt bei 1.140 Kilometern.

Österreich hat beim Bahnfahren innerhalb der EU den höchsten Wert. Zudem werden in Österreich mit 750 pro Kopf die meisten Kilometer mit Straßenbahnen und U-Bahnen gefahren. An zweiter Stelle liegt Tschechien mit 480 Kilometern. „Gerade für Städte sind leistungsstarke Verkehrsmittel enorm wichtig. Die Fahrgäste von Straßenbahnen und U-Bahnen leisten einen wichtigen Beitrag, dass es weniger Staus und weniger Abgasbelastung gibt“, betont VCÖ-Experte Michael Schwendinger. So transportiert die Straßenbahnlinie 6 in Wien im Frühverkehr zwischen sechs und acht Uhr in beide Richtungen insgesamt rund 11.000 Fahrgäste und ersetzt damit bei aktuellem Pkw-Besetzungsgrad rund 9.600 Autos, verdeutlicht der VCÖ. Eine U-Bahn-Linie transportiert im Frühverkehr in beide Fahrtrichtungen rund 30.000 Fahrgäste pro Stunde. Um gleich viele Personen mit dem Auto zu transportieren, bräuchte es beim aktuellen Besetzungsgrad 13 Kfz-Fahrbahnen.

Aber auch in Österreich können die auf der Schiene gefahrenen Kilometer noch deutlich erhöht werden. Zum einen können Unternehmen mit betrieblichem Mobilitätsmanagement dazu beitragen, dass mehr Beschäftigte mit öffentlichen Verkehrsmitteln zur Arbeit kommen. Und Tourismusregionen können Maßnahmen setzen, damit mehr Gäste mit dem Zug anreisen und vor Ort mit öffentlichen Verkehrsmitteln mobil sind, betont der VCÖ.

Wichtig ist aber auch, die Anbindung von Bahnhöfen insbesondere in den Regionen zu verbessern, stellt der VCÖ fest. Im Idealfall sind Linienbusse die Zubringer, in dünner besiedelten Regionen sind bedarfsorientierte Angebote, sogenannte Mikro-ÖV, eine Lösung, damit Fahrgäste den Bahnhof öffentlich erreichen können beziehungsweise vom Bahnhof ans Ziel kommen. Auch die Anbindung von Bahnhöfen ans Radwegenetz macht den Umstieg auf die Bahn attraktiver. Etliche Städte bieten E-Scooter-Sharing für die Fahrt zum Bahnhof an. Diese Mobilitätsangebote würden jedoch bei Einführung einer Helmpflicht wegfallen.

VCÖ: Österreich beim Schienenverkehr Vize-Europameister und EU-Champion
(Pro Kopf mit Bahn, Straßenbahn und U-Bahn im Jahr 2023 gefahrene Kilometer)

1. Schweiz: 2.630 km
2. Österreich: 2.335 km
3. Frankreich: 1.720 km
4. Schweden: 1.485 km
5. Deutschland: 1.410 km
6. Tschechien: 1.405 km
7. Ungarn: 1.375 km
8. Belgien: 1.160 km
9. Dänemark: 1.110 km
10. Finnland: 1.040 km
11. Italien: 1.025 km
12. Niederlande: 1.020 km
13. Luxemburg: 930 km
14. Spanien: 890 km
15. Polen: 815 km
16. Slowakei: 720 km1
7. Portugal: 590 km
18. Rumänien: 560 km
19. Irland: 465 km
20. Bulgarien: 415 km
21. Kroatien: 380 km
22. Estland: 375 km
23. Slowenien: 350 km
24. Lettland: 330 km
25. Griechenland: 210 km
26. Litauen: 140 km

EU-Schnitt: 1.140 km

In Zypern und Malta gibt es keinen Schienenverkehr.

Quelle: EU-Kommission, VCÖ 2025

Zurück zur Übersicht

VCÖ: Im Vorjahr deutlich mehr Geschäftsreisen mit der Bahn als vor der Pandemie

VCÖ (Wien, 6. Mai 2025) – Jede achte Reise von Österreichs Bevölkerung ist eine Geschäftsreise, macht die Mobilitätsorganisation VCÖ aufmerksam. Gegenüber dem Jahr 2019 ist die Zahl der Geschäftsreisen mit der Bahn gestiegen, das Potenzial zur Verlagerung von geschäftlichen Flug- oder Autoreisen auf die Bahn ist aber weiter groß. Durch klare Vorgaben in ihren Reiserichtlinien können Unternehmen einen wichtigen Beitrag zur Reduktion umweltschädlicher Emissionen leisten, betont der VCÖ.

Mehr dazu
Foto: Mitarbeiterin sitzt mit Laptop in der ersten Klasse eines Zuges

Wünschen Sie sich mehr Flugverkehr?

Gleichzeitig den Bahn- und Flughafenausbau zu fordern, steht in Widerspruch zueinander. Mehr Flugverkehr bedeutet mehr klimaschädliche Emissionen, mehr gesundheitsschädliche Schadstoffe und mehr Lärm für die Anrainerinnen und Anrainer. Wer die volkswirtschaftliche Bedeutung des Flugverkehrs betont, sollte bedenken, dass sich auch das Wirtschaftsleben an die Realität der Klimakrise anpasst. Bei den Geschäftsreisen gibt es bereits eine Trendumkehr. Anteil und Anzahl der dienstlichen Flugreisen ist gesunken, während die Geschäftsreisen mit der Bahn deutlich gestiegen sind.

Mehr dazu
Foto: Spencer Imbrock, unsplash