VCÖ: Österreichs größte Rohöllieferanten mit massiven Defiziten bei Pressefreiheit und Demokratie

VCÖ: Erdölimporte kosten Österreich viele Milliarden Euro pro Jahr

Grafik: Zapfhahn auf weißen Hintergrund, aus welchem ein Tropfen Treibstoff tropft

VCÖ (Wien, 10. Dezember 2025) – 7,67 Millionen Tonnen Rohöl wurden im Vorjahr nach Österreich importiert. Der Großteil davon kommt aus Staaten mit großen Defiziten bei Demokratie und Pressefreiheit, macht die Mobilitätsorganisation VCÖ am heutigen internationalen Tag der Menschenrechte aufmerksam. Der Verkehr war zuletzt für 83 Prozent des Erdölverbrauchs verantwortlich. Die große Erdölabhängigkeit des Verkehrs führt dazu, dass jährlich viele Milliarden Euro ins Ausland abfließen. Österreich ist beim Erdölverbrauch zu 96 Prozent von Importen abhängig, während Österreich im Vorjahr mehr Strom exportierte als importierte. Der VCÖ fordert verstärkte Maßnahmen, um den hohen Erdölverbrauch des Verkehrs zu verringern.

Rund 56 Prozent von Österreichs Erdölimporten stammten im Vorjahr aus Kasachstan. Beim Demokratie-Index der renommierten Zeitschrift „Economist“ belegt Kasachstan nur den 118. von 167 bewerteten Staaten und beim Pressefreiheit-Index der „Reporter ohne Grenzen“ nur den 142. von 180 bewerteten Staaten. Noch schlechter schneiden Österreichs drittgrößter Rohöllieferant Saudi-Arabien (148. Rang im Demokratie-Index, 166. Rang bei Pressefreiheit), der viertgrößte Lieferant Aserbaidschan (126. Rang im Demokratie-Index, 164. Rang bei Pressefreiheit) und der sechstgrößte Lieferant Irak (127. Rang im Demokratie-Index, 169. Rang bei Pressefreiheit) ab.

Laut Statistik Austria flossen im Vorjahr für die Importe von Erdöl und Erdölprodukten insgesamt 9,24 Milliarden Euro aus Österreich ins Ausland ab. Bei Erdöl ist Österreich zu 96,4 Prozent von Importen abhängig. „Der Großteil des importierten Erdöls wird im Verkehr verbrannt. Die extreme Abhängigkeit des Verkehrs von Erdöl ist ein Unsicherheitsfaktor für den Wirtschaftsstandort, belastet die Umwelt, durch die Abgase die Gesundheit der Bevölkerung und kommt Österreich zudem sehr teuer“, stellt VCÖ-Experte Michael Schwendinger fest.

Der VCÖ fordert daher ein Maßnahmenpaket, um den hohen Erdölverbrauch des Verkehrs zu reduzieren. Deutliche Einsparungen sind durch die stärkere Verlagerung vom Kfz-Verkehr auf den Öffentlichen Verkehr möglich. Da vier von zehn Autofahrten kürzer als fünf Kilometer sind und jede zehnte Autofahrt in fußläufiger Entfernung ist, ist in Österreich das Einsparungspotenzial auch bei der Verlagerung auf Gehen und Radfahren groß, umso mehr als gerade bei Kurzstrecken der Spritverbrauch pro Kilometer sehr hoch ist.

Eine zentrale Maßnahme ist zudem die Erhöhung des Anteils von Elektro-Kfz. Dank Wasserkraft sowie Sonnen- und Windenergie kann Österreich seinen Strom selbst produzieren. Im Jahr 2024 hat Österreich mehr Strom exportiert als importiert. Während in Österreich der Anteil der E-Pkw an den Neuzulassungen heuer bei 21 Prozent liegt, ist er in Dänemark mit 67 Prozent dreimal so hoch. Da zwei Drittel der Neuwagen in Österreich von Firmen und anderen juristischen Personen angeschafft werden, fordert der VCÖ einen höheren Sachbezug für Firmen-Pkw mit Verbrennungsmotor. Bei Klein-Lkw hat die Abschaffung der Normverbrauchsabgabe für Diesel-Transporter zu einem Rückgang des Anteils von Elektro-Transporter geführt und sollte daher wieder eingeführt werden.

Teuer kommt Österreich der sehr hohe reale Spritverbrauch der Verbrenner-Pkw. Der tatsächliche Spritverbrauch von Österreichs Diesel-Pkw ist laut Statistik Austria seit dem Jahr 2000 um lediglich 0,6 Liter auf 6,4 Liter pro 100 Kilometer gesunken. Die Entwicklung hin zu größeren, schwereren und übermotorisierten Modellen macht einen großen Teil der technologischen Verbesserungen bei den Motoren wieder zunichte. „Nicht nur Österreich, auch die Europäische Union insgesamt, muss den Großteil des Erdöls teuer importieren. Auch aus energiepolitischen Gründen ist es wichtig, dass es beim Verbrenner-Aus bei Neuwagen spätestens im Jahr 2035 bleibt“, betont VCÖ-Experte Michael Schwendinger. Österreich kann einen stärkeren Anreiz zum Kauf spritsparender Fahrzeuge durch Verbesserungen bei der Normverbrauchsabgabe setzen und auch durch niedrigere Tempolimits den Spritverbrauch reduzieren.

Handlungsbedarf sieht der VCÖ auch bei Elektroautos. Hier braucht es Vorgaben auf EU-Ebene, damit statt immer größere, schwerere und übermotorisierte Fahrzeuge mehr kleinere, effiziente und energiesparende Modelle auf den Markt kommen. Und Elektroautos sind im Sinne der Kreislaufwirtschaft zu konstruieren, Recycling und Nachnutzung sind von Anfang an mitzudenken. Positiv ist, dass mit Februar 2027 in der EU der Batteriepass eingeführt wird. Dieser soll eine nahtlose Dokumentation des Batterielebens von der Rohstoffgewinnung und Produktion über die Nutzung bis zur Wiedernutzung und dem Recycling unterstützen. Er erfasst die Herkunft einer Batterie und protokolliert den relevanten Nutzungsverlauf.  

VCÖ: Österreichs größte Rohöllieferanten haben große Defizite bei Pressefreiheit und Demokratie
(Österreichs sieben größte Rohöllieferanten im Jahr 2024)

1.Kasachstan: 4,28 Millionen Tonnen (55,8 Prozent der Importe); 118. Rang bei Demokratie-Index / 142. Rang bei Pressefreiheit

2. Libyen: 1,06 Millionen Tonnen (13,8 Prozent); 109. Rang Demokratie-Index / 143. Rang Pressefreiheit

3. Saudi-Arabien: 0,93 Millionen Tonnen (12,1 Prozent); 148. Rang Demokratie-Index / 166. Rang Pressefreiheit

4. Aserbaidschan: 0,31 Millionen Tonnen (4,1 Prozent); 126. Rang Demokratie-Index / 164. Rang Pressefreiheit

5. Guyana: 0,28 Millionen Tonnen (3,6 Prozent); 69. Rang Demokratie-Index / 77. Rang Pressefreiheit

6. Irak: 0,25 Millionen Tonnen (3,2 Prozent); 127. Rang Demokratie-Index / 169. Rang Pressefreiheit

7. Algerien: 0,18 Millionen Tonnen (2,4 Prozent); 110. Rang Demokratie-Index / 139. Rang Pressefreiheit

Pressefreiheit 2025 von Reporter ohne Grenzen: 180 Staaten bewertet

Demokratie-index 2024 von The Economist: 167 Staaten wurden bewertet

Daten zu Rohöl-Importen: Statistik Austria
Quelle: Statistik Austria, The Economist, Reporter ohne Grenzen,  VCÖ 2025

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Foto: Sarah Duit