VCÖ: Österreichs private Regionalbahnen legten im Vorjahr wieder an Fahrgästen zu

VCÖ: Mit häufigeren Verbindungen mehr Menschen den Umstieg auf die Bahn ermöglichen - Kleines Pendlerpauschale durch regionales Klimaticket ersetzen

VCÖ (Wien, 22. April 2022) - Nach dem Covid-bedingten massiven Fahrgast-Rückgang im Jahr 2020 waren im Vorjahr wieder mehr Fahrgäste mit den privaten Regionalbahnen unterwegs, wie eine aktuelle VCÖ-Analyse zeigt. Mit 15 Bahnen fuhren in Summe 25,83 Millionen Fahrgäste, um rund acht Prozent mehr als im Jahr 2020. Durch die regionalen Klimatickets und die gestiegenen Spritpreise ist für heuer mit einem verstärkten Umstieg vom Auto auf die Bahnen zu rechnen. Der VCÖ betont, dass die Klimaziele nur mit einer starken Zunahme des Bahnverkehrs zu erreichen sind. Deshalb braucht es mehr und häufigere Bahnverbindungen.

Die Covid-19 Pandemie hat im Jahr 2020 zum stärksten Fahrgastrückgang in der zweiten Republik geführt. Während im Vor-Covid-Jahr 2019 mit 15 Regionalbahnen, die nicht zur ÖBB gehören, insgesamt 35,52 Millionen Fahrgäste fuhren, folgte im ersten Coronajahr ein Einbruch um ein Drittel auf 23,87 Millionen, wie eine aktuelle VCÖ-Analyse zeigt. Im Vorjahr legten die Regionalbahnen um fast zwei Millionen auf 25,83 Millionen Fahrgäste zu.

Spitzenreiter war die "Badner Bahn" mit 10,3 Millionen Fahrgästen und einem Plus von 1,1 Millionen Fahrgästen, informiert der VCÖ. Die Graz-Köflacher-Bahn legte um 101.000 auf fast vier Millionen Fahrgäste zu, während die Salzburger Lokalbahn im Vorjahr mit 2,7 Millionen um rund 300.000 Fahrgäste weniger zählte als im Jahr 2020. Sehr stark legte die Zillertalbahn zu, um 921.000 auf 2,36 Millionen Fahrgäste. Die Linzer Lokalbahn verzeichnete ein Plus von 179.000 Fahrgästen auf 1,62 Millionen. Nach der Stubaitalbahn (plus 34.000 auf 1,43 Millionen) folgt die Raaberbahn mit 1,3 Millionen Fahrgästen. Da die Raaberbahn seit Dezember 2020 eine verlängerte Strecke bedient, sind die Zahlen nicht mit den Vorjahren vergleichbar.

Für heuer ist mit einem deutlichen Fahrgastzuwachs zu rechnen, stellt der VCÖ fest. Zum einen nimmt der Tourismus wieder zu. Vor allem aber werden die Bahnen wieder verstärkt für die Fahrt in die Arbeit und für Freizeitfahrten genutzt. So verzeichnete die "Badner Bahn" im März ein Plus von 24 Prozent mehr Fahrgästen. "Im Ballungsraum Wien wirkt zum einen die Ausweitung der Parkraumbewirtschaftung in der Bundeshauptstadt. Zudem führen die gestiegenen Spritpreise und das vergleichsweise sehr günstige Klimaticket zu einem verstärkten Umstieg auf die Bahn", erklärt VCÖ-Experte Michael Schwendinger.

Der VCÖ hat für mehrere Pendler-Strecken die Kosten zwischen Pkw und Öffentlichen Verkehr verglichen. Wer beispielsweise von Baden nach Vösendorf pendelt kommt bei einem durchschnittlichen Verbrauch auf jährliche Spritkosten von fast 1.300 Euro. Der Umstieg aufs Klimaticket Region um 550 Euro spart rund 750 Euro pro Jahr. Wird das amtliche Kilometergeld zugrunde gelegt, beträgt die jährliche Ersparnis sogar rund 3.800 Euro. Wer die Strecke Eferding - Linz mit der Linzer Lokalbahn statt mit dem Auto pendelt, erspart sich mit dem Klimaticket Regional über 600 Euro, wenn nur die Spritkosten betrachtet werden. Wer von Mayrhofen nach Jenbach mit der Zillertalbahn statt mit dem Auto pendelt, erspart sich mit dem Klimaticket Tirol allein an Spritkosten rund 1.200 Euro pro Jahr, informiert der VCÖ.

Um Klimaziele erreichen zu können, ist es wichtig, dass mehr Menschen vom Auto auf die Bahn umsteigen. Neben verstärkten Anreizen für jene, die schon heute ein gutes Angebot haben, braucht es auch mehr und häufigere Bahnverbindungen, um mehr Menschen den Umstieg zu ermöglichen, betont der VCÖ. "Ein wirksamer Anreiz zum Umstieg wäre die Umwandlung des "Kleinen Pendlerpauschales" in eine Sachleistung in Form eines regionalen Klimatickets", so ein konkreter Vorschlag von VCÖ-Experten Schwendinger. Das "Kleine Pendlerpauschale" erhalten alle, deren Arbeitsplatz mindestens 20 Kilometer von der Wohnung entfernt ist und für die laut Finanzministerium "die Benützung eines öffentlichen Verkehrsmittels möglich und zumutbar ist." Zuletzt haben in Österreich rund eine Viertel Million Personen ein "Kleines Pendlerpauschale" bezogen.

VCÖ: Im Vorjahr wieder mehr Fahrgäste mit Österreichs Regionalbahnen unterwegs (Anzahl Fahrgäste im Jahr 2021, Veränderung zum Jahr 2020)

"Badner Bahn": 10,3 Millionen Fahrgäste (plus 1,1 Millionen Fahrgäste)

Graz-Köflacher-Bahn: 3,99 Millionen (plus 101.000)

Salzburger Lokalbahn: 2,7 Millionen (minus 300.000)

Zillertalbahn: 2,36 Millionen (plus 921.000)

Linzer Lokalbahn: 1,62 Millionen (plus 179.000)

Stubaitalbahn: 1,43 Millionen (plus 34.000)

Pinzgauer Lokalbahn: 553.000 (minus 86.000 - Anm. Hochwasserschäden)

Weizer Bahn: 847.000 (plus 66.000)

Traunseetram: 546.000 (plus 47.000)

Mariazellerbahn: 420.000 (plus 20.000)

Murtalbahn: 348.000 (minus 94.000)

Attergaubahn: 202.000 (plus 12.000)

Übelbacher Bahn: 196.000  (plus 7.000)

Vorchdorferbahn: 152.000 (plus 17.000)

City Bahn Waidhofen: 134.000 (plus 4.000)

Summe: 25,83 Millionen (plus 1,96 Millionen Fahrgäste - plus 8,2 Prozent)

Quelle: Bahnunternehmen, VCÖ 2022

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